Klášterní Pivovar StrahovPrahaCZE

Eine fast 900 Jahre alte Geschichte des Klosters kontrastiert mit lediglich 15 Jahren Existenz der Klosterbrauerei alte Tradition trifft auf junges Unternehmertum. Das Kloster Strahov in Prag wurde 1142 von König Vladislav II. gegründet, und bis heute steht es auf dem Hügel oberhalb der Stadt und beglückt Mönche wie Besucher insbesondere in den frühen Morgenstunden mit einem unvergleichlich schönen Blick auf die Goldene Stadt. Wenn die Kuppeln der Kirchen der Stadt im Licht der Morgensonne glänzen und gleichzeitig sich die letzten Nebelfetzen über der Moldau auflösen, wird auch dem tumbsten Touristen, so er denn zu so früher Stunde schon auf ist, klar, woher die Metapher der Golden Stadt kommt.

Derart frühe Morgenstunden sind natürlich noch nichts für das erste Klosterbier, wenn auch die Trinkgewohnheiten vieler Tschechen ein Frühstücksbier durchaus als normal in den Tagesablauf mit einschließen. Aber die Klosterbrauerei Strahov, die Klášterní Pivovar Strahov, wie sie auf Tschechisch heißt, öffnet nicht vor zehn Uhr zum Frühschoppen.

MiniaturIst aber endlich geöffnet, so füllen sich Schänke und bei gutem Wetter der Biergarten auch recht rasch. In der Sommerhitze Ende Juli drängt sich alles zwischen die beiden Gebäudeflügel in den Biergarten und versucht, unter einem der Sonnenschirme, die aus Platzmangel die eigentlich obligatorischen ausladenden Kastanienbäume ersetzen müssen, ein wenig Schatten zu finden. Und Abkühlung bei einem Klosterbier. Fünf verschiedene Sorten stehen zur Auswahl, und vom leichten Sommerbier bis zum kräftigen und knackigen Ale ist einiges Spannendes dabei.

An Tagen wie heute bietet sich natürlich ein leichtes Ale besonders an, und so haben die Brauer extra für den Sommer ein Summer Red Ale eingebraut, ein leichtes, elfgrädiges Rotbier mit gerade mal 4,3% Alkohol. Rund und malzig, ein wenig melanoidinig, nur dezent gehopft. Fein.

Deutlich erfrischender jedoch, wenn auch etwas alkoholstärker, das spritzige Weizenbier mit 13° und 5,3% Alkohol. Hoch gespundet, mit leichten Nelken- und Bananenaromen, ein Hauch von Säure herrlich bei der Hitze.

Unter dem Namen Jantar gibt es als nächstes ein Halbdunkles, Polotmavé, ebenfalls mit 13° und 5,3%. Schön bernsteinfarben steht es im Glas, und nichts anderes heißt Jantar ja auch: Bernstein. Süffig, malzig, nur gering gespundet und dadurch von einer gewaltigen Drinkability. Die Getränkekarte bietet neben den kleinen (0,25 l) und großen (0,5 l) Bieren auch einen Drei-Liter-Krug aus Metall an, in dem man sein Bier bestellen kann. Für gewaltige Trinker und Rittersleut‘ zum Direkt-aus-dem-Krug-Trinken, für andere zum Nachschenken der kleinen Gläser. Das Jantar wäre das richtige Bier für diesen großen Krug da könnte man an einem geeigneten Abend oder Nachmittag tatsächlich mal sein eigenes Leistungsvermögen testen.

Mit dem Tmavé, dem Schwarzbier, ginge das wohl nicht. Zwar ist es mit 14° und 5,5% auch noch nicht so fürchterlich stark, aber es ist malzig, schokoladig, vollmundig, mit leichten Kaffeenoten (Mokka), und somit einfach viel zu sättigend für eine solche große Menge. Da sind die kleinen, „handelsüblichen“ Krüge doch viel eher angebracht.

Und schließlich, für heute das letzte in der Getränkekarte, ein Bier, das überhaupt nicht dafür gedacht ist, einfach nur in sattem Fluss durch die Kehle zu rauschen, sondern ein wenig mehr Aufmerksamkeit verdient: Das IPA. 16° und 6,3% lauten die technischen Daten, und sein Geschmack ist hervorragend. Serviert in einem eleganten Kelch, der leider etwas zu schmal ist, um die ganze Fülle der Hopfenaromen so richtig zur Geltung zu bringen. Ich rieche trotzdem neben dem typischen Zitronenaromen der amerikanischen Hopfen ein wenig Mango, etwas Marille, vielleicht einen Hauch Stachelbeere. Auf der Zunge zeigt sich das Bier dann knackig herb, gleichzeitig vollmundig malzig und somit gut ausbalanciert. Harzige Hopfenbitternoten kommen zum Vorschein und bleiben im Abgang, nach dem Schluck präsent. Gerade so stark, dass es nicht ermüdend wirkt, sondern noch von den Aromen des Antrunks träumen lässt, an sie dezent erinnert und natürlich! Lust auf ein weiteres Glas macht. Ein sehr schönes Bier!

Dazu gibt es wahlweise deftige Brauhausküche oder kleine, aber feine Snacks. Die Käseplatte mit drei Sorten intensiv und eindrucksvoll schmeckenden Käsen und ein wenig Feigenmus dazu ist beispielsweise ein idealer Begleiter einer ganz persönlichen Bierprobe.

Das Personal ist blitzschnell und freundlich, die jungen Damen und Herren freuen sich sichtlich am bier-begeisterten Genießer, und auch die Einrichtung der beiden Schankstuben links und rechts vom Biergarten ist ansprechend.

Gebraut werden die Biere auf einem kleinen kupfernen Sudwerk, das dekorativ direkt am Eingang des linken Schankraums steht, und auch wenn man die Lagertanks nur schemenhaft durch eine Scheibe sehen kann, lohnt es sich doch, einmal nach ihnen zu stöbern.

Insgesamt eine sehr ansprechende Gasthausbrauerei, die einerseits an der klassischen, konservativen Präsentation ihrer Biere und Speisen ausgerichtet ist, andererseits aber auch jenseits des langweiligen Tripletts Hell-Dunkel-Weizen ein paar sehr interessante und gute Biere braut. Der Brauer versteht sein Handwerk!

Die Klášterní Pivovar Strahov ist täglich von 10:00 bis 22:00 Uhr geöffnet, kein Ruhetag. Zu erreichen ist sie problemlos mit der Straßenbahn Linie 22, die gegenüber der Klosterpforte hält. Aber Achtung: Kommt man von der Seite in das Klostergelände, sollte man nicht aus Versehen in die deutlich auffälliger beworbene Große Klosterschänke nebenan gehen, in der es zwar auch gutes Bier gibt (aus der Brauerei MatuÅ¡ka), die aber nicht selber vor Ort braut.

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Klášterní Pivovar Strahov
Strahovské nádvoří 301/10
118 00 Praha
Tschechien

Pivovar Černý OrelKroměřížCZE

Aktienbrauerei Kaufbeuren AG

Kroměříž? Kennt keiner. Will keiner kennen. Weil sich keiner traut, wenn er gefragt werden würde, es richtig zu buchstabieren, auszusprechen gar. Fünfzig Prozent aller Buchstaben in diesem Ortsnamen sind tschechische Umlaute, diakritische Zeichen. Und dann kommen sie auch noch alle hintereinander am Ende. Nee, sicherheitshalber ignorieren wir das.

Und verpassen etwas!

Ganz im Osten Tschechiens, nur noch wenige Kilometer vor der slowakischen Grenze, liegt Kroměříž. Ein wunderschönes Städtchen mit knapp 30.000 Einwohnern. 1997 wurde es zur schönsten historischen Stadt Tschechiens gewählt; 1998 wurde sein erzbischöfliches Schloss in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Und sein wunderbarer Marktplatz, der Große Platz, mit Pestsäule, Bürgerhäusern mit gotischen Laubengängen, dem Barockbrunnen und dem Renaissance-Rathaus lädt ein, sich an seinem Rande gemütlich unter einen Sonnenschirm zu setzen, ein Bier zu trinken und dieses wunderschöne Ensemble zu genießen.

Was würde sich für einen solchen Moment mehr eignen, als eine kleine Brauerei direkt am Rande des Großen Platzes? Und wie durch einen magischen Zufall findet sich genau dort, wo man gerne sitzen würde, auch eine! Kunststück wir sind ja auch in Tschechien!

MiniaturDie Gasthausbrauerei mit Hotel und Restaurant ÄŒerný Orel, Schwarzer Adler, befindet sich am Südrand des Großen Platzes. Ein paar Tische direkt vor dem Haus stehen so, dass man den ganzen Markt im Blick hat, die in der Sonne golden funkelnde Pestsäule, den großen Turm des Schlosses, von dem die Touristen über die Stadt schauen, die wunderbaren Bogengänge. Genauso gut im Blick hat man, wenn man sich umdreht, die kleinen Kupferkessel der Brauerei. Eine simple, aber zweckmäßige Konstruktion, auf der etwa ein halbes Dutzend verschiedener Biere entsteht.

Eine in Kunststoff eingeschweißte Liste informiert über diese Biere, mit einem Folienstift sind die Sorten markiert, die es derzeit im Ausschank gibt. Neugierig beginne ich mit etwas Ungewöhnlichem, einem halbdunklen Leichtbier. Acht Prozent Stammwürze, zweieinhalb Prozent Alkohol, aber eben halbdunkel, und nicht wie die nahezu untrinkbaren deutschen Leichtbiere, hell. Ich bin gespannt.

Ein feiner, röstiger Geruch, leichte Noten nach frischem Korn und ein blitzsauberer Geschmack. Nicht allzu intensiv, aber fein ausgewogen. Ein idealer Durstlöscher an heißen Tagen. Na bitte, es geht doch. Man kann also auch alkoholarme Biere mit Geschmack brauen!

Bevor das Essen kommt, reicht die Zeit noch, das elfgrädige Helle zu probieren. Aber ach, hier ist die Enttäuschung groß. Hellgelb, wässrig und dünn ist es, mit weniger Geschmack als das deutlich dünner eingebraute Halbdunkel. Schade, hier hätte ich mir mehr versprochen.

Mittlerweile kommt das Essen. Eine Wurst- und Käseplatte. In der Speisekarte als Snack zum Bier angepriesen, in der Realität locker für zwei hungrige Erwachsene als Hauptmahlzeit ausreichend. Dazu ein großer Korb Brot, als ob die Platte alleine nicht reichen würde. Das kräftige Aroma des Olmützer Bierkäses weht über den Tisch, begeistert die einen, treibt den anderen ob seiner Schärfe die Tränen in die Augen.

Dazu kommt das zwölfgrädige Halbdunkle, gewissermaßen der große Bruder unseres Auftaktbiers. Würzig und aromatisch, kräftig genug, um sich mit Käse und Wurst um die Vorherrschaft am Gaumen zu messen. Ganz ausgezeichnet. Vielleicht kann der Brauer hier keine hellen Biere?

Müde und pappsatt sitzen wir am Tisch, überlegen, ob wir schon gehen, oder ob es noch zu einer abschließenden Verkostung reicht. Wir entscheiden uns für Letzteres. Zum Glück.

Ein Weinglas wird uns serviert, mit einem Doppelbock mit 17,5% Stammwürze. Výroční Speciál Prométheus nennt es sich, also ein Jubiläumsbier. Dunkelbraun, mit einem festen, kremigen und leicht beigefarbenen Schaum. Das Weinglas bringt seine malzigen und fruchtigen Aromen hervorragend zur Geltung. Auf der Zunge Kaffee und Lakritze, und im Abgang eine leichte, alkoholische Wärme, die zwar nicht ganz zum heißen Sommerwetter passt, aber ganz gewiss bei der dringend notwendigen Verdauung der gewaltigen kalten Platte hilft. Ein wunderbares Dessertbier zum Abschluss. Dazu das Panorama des Marktplatzes. Großes Kino!

Das Brauerei-Restaurant ÄŒerný Orel ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet. Zu erreichen ist es problemlos mit dem Auto; am Ostrand des Großen Platzes gibt es einen etwas größeren Parkplatz. Oder man kommt mit dem Fernbus der Student Agency von Brünn, der etwa 500 m entfernt vom Großen Platz am alten Bahnhof hält.

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Pivovar Černý Orel
Velké náměstí 24/9
767 01 Kroměříž
Tschechien

Pivovarská Restaurace U RichardaBrno ŽebětínCZE

Ein ruhiger Sommernachmittag. Es ist Wochenende, die Sonne scheint, keine Wolke am Himmel. Nur wenige Menschen sind auf der Straße, man hört das Zwitschern der Vögel und das Summen der Hummeln, die träge um die vollen Blüten in den bunten Gärten in ŽebÄ›tín taumeln. Was für eine herrliche Idylle. Ich sitze im Biergarten der Brauerei U Richarda, unter einem Sonnenschirm. Vor mir steht ein großes Glas frisch gezapftes Bier. Ich schließe die Augen und lausche den Hummeln.

Mit einem Höllenlärm sägen sie sich in meinen Gehörgang, kreischend, aggressiv gar klingt ihr Gesumm‘. Auf und abschwellend, aber pausenlos, und langsam, ganz langsam registriere ich, dass es sich hier mitnichten um eine emsig vor sich hin fliegende Hummelkolonie handelt, sondern vielleicht doch eher um das nervige Gekreische überzüchteter Motoren, die an und über ihre Belastungsgrenze ausgedreht werden. Ach ja, ich vergaß! Das Automotodrom Brünn, nur wenige hundert Meter von hier.

Aus ist’s mit der Idylle… Selbst wenn gerade keine großen Rennen gefahren werden, so ist auf dieser Rennstrecke doch pausenlos Betrieb.

Also, noch einmal von vorne, neuer Ansatz:

Ein Sommernachmittag. Es ist Wochenende, die Sonne scheint, keine Wolke am Himmel. Nur wenige Menschen sind auf der Straße. Begleitet vom Motorenlärm des nahegelegenen Automotodroms Brünn sitze ich im gemütlichen Biergarten der Brauerei U Richarda. Vor mir steht ein großes Glas frisch gezapftes Bier, und jeden Moment müsste die hübsche und freundliche Kellnerin mir auch mein Essen bringen.

Meine Gedanken kreisen. Kreisen um die Biere, die ich hier verkoste. Um das zwölfgrädige Helle, beispielsweise. Das typische tschechische Alltagsbier. Ein untergäriges Helles, mittelstark gehopft, leicht malzig, und tschechientypisch mit einer buttrigen Diacetyl-Note. Nein, streiche Note, setze Hammer. Mit einem buttrigen Diacetyl-Hammer. Das trifft es heute eher. Hopfen- wie Malznoten verschwinden hinter der ölig über den Tisch wabernden Butterwolke. Und selbst der Salatteller mit den Fischfilets, die mit warmer, zerlassener Butter übergossen sind, vermag keine solche Butterwolke zu produzieren wie das Bierglas.

Die Gedanken kreisen weiter. Das dunkle Zwölfer steht vor mir. Kräftig dunkel, kremiger Schaum. Malzige, röstige und schokoladige Aromen und Geschmäcker erhoffe ich mir, finde sie auch, aber eingebettet in eine Buttermatrix aus Diacetyl. Aus dem röstig-schokoladigen Aroma wird die kremige, sahnige Konsistenz eines frisch gekochten, noch warmen Schokoladenpuddings. Mit einem Stich Butter!

MiniaturIch beschließe, wenigstens etwas für’s Auge zu tun, wenn die Geschmacksnerven heute schon eine harte Probe bestehen müssen, und bestelle ein Řezaný, also ein Halb-und-Halb. Idealerweise werden das Dunkle und das Helle nacheinander so in das Glas gezapft, dass sie sich kaum mischen und in zwei verschiedenfarbigen Schichten im Glas stehen. Erst nach den ersten Schlucken mischen sich die beiden Biere, was dazu führt, dass fast jeder Schluck aus dem Glas ein wenig anders schmeckt. Aber ach, der Schankkellner scheint keine Lust zu haben, oder die Biere scheinen sich nicht dafür zu eignen. Ich bekomme ein Řezaný serviert, bei dem beide Biere bereits gemischt sind. Und über dem Glas wabert sie wieder, die Butterwolke. Also, nichts für’s Auge.

Eine letzte Chance, und jetzt ändern wir die Taktik. Kein Helles, kein Dunkles, sondern jetzt bestelle ich etwas, was ich nur dann bestelle, wenn alles andere hoffnungslos erscheint: Ein Kirschbier. Natürlich kein Kirschbier im Sinne eines belgischen Fruchtlambiks, sondern einfach nur ein Bier, mit Kirsche aromatisiert.

Wer hätte das gedacht, dass die Bierqualität hier noch zu steigern ist. Und zwar nach unten. Süßlich, klebrig, künstlich, wie Hustensirup schmeckt das Gebräu, das ich bekomme. Zwar schwimmen unten zwei echte Kirschen im Glas, die ich mit dem letzten Schluck auch in den Mund spüle und mittrinke, mitesse. Und sie schmecken auch wie echte Kirschen. Aber die Flüssigkeit darüber? Künstlich, chemisch, wie in der Hausapotheke zusammengerührt.

Nein, biertechnisch ist das heute keine Offenbarung, ganz im Gegenteil lange schon war ich in einer Gasthausbrauerei von den Bieren nicht mehr so enttäuscht wie heute.

Woran mag es liegen? Sind Hefezellen geräuschempfindlich? Ist es der Motorenlärm, der sie krank macht und nur noch schlechtes, diacetyl-überladenes Bier produzieren lässt? Die Butterwolke als Stressreaktion unserer Saccharomyces-Cerevisiae-Freunde auf Lärm, Vibrationen, Gesäge und Gekreische?

Es juckt mich in den Fingern, diesen Text nun mit den Worten Nie wieder! zu beenden. Aber irgendwie, es ist komisch, trotz alledem war es heute hier schön. Die Atmosphäre im Biergarten wunderbar, wenn man vom fernen Motorenlärm absieht. Nette Menschen. Eine hübsche und nette Kellnerin. Ein ausgezeichnetes Essen. Ganz ausgezeichnet sogar! Prima Service, genügend Parkplätze rund ums Haus, niedrige Preise.

Ach, vielleicht komme ich doch noch einmal hierher. Aber dann biete ich mich freiwillig als Fahrer an, trinke Wasser und werde mich auf das Essen konzentrieren. Auf die wundervollen, frischen und aromatischen Salate. Auf das knusprige Hühnchen im Kartoffelteigmantel. Auf die Fischplatte mit drei verschiedenen Sorten herrlich aromatischer Fischfilets. Auf die gewaltige Grillhaxe, die Rippchen in Honigsoße oder die appetitlichen Chickenwings mit dem großen Brotlaib dazu. Ein Genuss!

Und ein leckeres Bier gibt es anschließend zuhause, aus dem Kühlschrank daheim.

Das Brauereirestaurant U Richarda ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Bei gutem Wetter sitzt man hinten im großen Biergarten, hinter dem sich auch die Parkplätze befinden. Statt mit dem Auto kann man ŽebÄ›tín auch mit dem Bus von Brünn aus erreichen, muss dafür aber ein wenig Zeit einplanen. Die kleinen Nebensträßchen laden aber auch zur Anreise mit dem Fahrrad ein.

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Pivovarská Restaurace U Richarda
Ríšova 12
641 00 Brno Žebětín
Tschechien

Pivovar a Restaurace MačákOlomoucCZE

Es ist der heißeste Sommer seit vielen, vielen Jahren. Und heute ist der heißeste Tag dieses heißesten Sommers. Zur frühen Nachmittagszeit kratzt das Thermometer an der 38°-Marke. Wer irgendwie kann, liegt am Baggersee, im Garten am Pool oder Planschbecken oder im kühlen Tiefgeschoss seines Hauses. Manch einer zieht sich sogar verzweifelt ins Büro zurück und macht freiwillig Überstunden, weil es hier eine Klimaanlage gibt.

MiniaturNur zwei verrückte Bierreisende laufen durch die menschenleere Stadt, betreten einen menschenleeren Biergarten und spähen in der Hoffnung auf eine Klimaanlage in einen ebenso menschenleeren Gastraum. Doch die Hoffnung trügt. Der Gastraum ist ebenso warm wie der Biergarten. Leer, nirgends ist jemand zu sehen.

Doch, da, neben dem kleinen Edelstahlsudwerk der Pivovar U Mačáků sitzt jemand, im Halbdunkel. Eine junge Kellnerin. Sie schwitzt. Und wacht über die menschenleere Brauerei. Ungläubig schaut sie uns an. Gäste? Tatsächlich? Bei dieser Hitze?

Tja, drei Biere habe sie heute im Angebot, erklärt sie auf unsere Frage. Alles seien helle Biere, 10°, 11° oder 12°. Das auf der Kreidetafel angeschriebene Halbdunkel, das Polotmavé, gebe es gar nicht, sie wisse auch nicht, warum das da steht.

Auswischen oder durchstreichen mag sie es aber wohl auch nicht, denke ich.

Wir setzen uns mit einem elfgrädigen Hellen in den glutheißen Biergarten. Wir müssen uns beeilen mit dem Trinken, man kann zusehen, wie das Bier warm wird. Der erste Schluck ist noch erfrischend kühl und angenehm, schmeckt sogar ein bisschen. Nur wenig Hopfen, viel Malzsüße, ein Hauch Diacetyl. Nicht wirklich mein Fall. Und je wärmer das Bier wird, desto mehr stört seine Süße, desto mehr vermissen wir den Hopfen.

Gibt es eigentlich etwas zu essen? Die Kellnerin lacht. Nein, den ganzen Juli ginge das so wie heute, gerade mal ein, zwei Gäste im Laufe des Nachmittags, das lohne nicht. Im August vielleicht wieder.

Nun denn, statt einer Bratwurst oder eines Steaks nehme ich ein zweites Bier. Mutig das etwas stärkere, das zwölfgrädige. Es ist minimal kräftiger in der Farbe, vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein. Geschmacklich kann ich keinen Unterschied feststellen. Hopfenarm, malzsüß, etwas Diacetyl.

Ein drittes Bier geht nicht mehr. Nicht bei dieser Hitze. Im Biergarten steht die Luft. Zwei Radler kommen, setzen sich für einen Moment, trinken jeder ein kleines Bier, sind rasch wieder verschwunden. Die Hitze bleibt. Ab und an rauscht an der Straße ein Auto vorbei, ansonsten herrscht eine Atmosphäre wie in High Noon.

Nein, so geht das nicht. Hier sitzenbleiben geht nicht. Das macht der Kreislauf nicht mehr lange mit. Wir gehen noch einmal nach drinnen, blicken nachdenklich auf die winzige Edelstahlbrauerei, auf der die Biere entstehen. Daneben zwei kleine Gärtanks. Die Lagertanks vermutlich im Keller, wo es hoffentlich kühler ist. Die Kellnerin kassiert, dann sitzt sie wieder neben den Tanks und schwitzt.

Ob das jetzt nicht ein Teufelskreis ist, in dem sich die Brauerei befindet? Wir haben nur wenige Gäste, also gibt es außer den drei fast identischen Bieren nichts. Auch nichts zu essen. Aber warum sollen dann auch mehr Gäste kommen?

Wir verabschieden uns freundlich, die Kellnerin lächelt uns nach.

Zurück bleiben ein menschenleerer Biergarten und ein menschenleerer Schankraum.

Das Thermometer zeigt unverändert unbarmherzige 38°.

Die Brauerei mit Restaurant Mačák oder Brauerei zum Mačák (Pivovar U Mačáků) liegt im Osten der Stadt Olomouc an einer Hauptstraße, eine große Mauer rund um den Biergarten schützt aber vor Verkehrslärm. Sie ist täglich von 10:00 bis 23:00 Uhr geöffnet, angeblich kommen auch manchmal Gäste… Die Straßenbahn hält nur wenige Meter weiter, und bis zum Olmützer Hauptbahnhof sind es etwa 600 m zu Fuß. Kommt man mit dem Auto, muss man in den Nebensträßchen einen Parkplatz suchen.

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Pivovar a Restaurace Mačák
Elišky Krásnohorské 24/1
779 00 Olomouc
Tchechien

Setkání PivovarůRosiceCZE

Fröhlich lacht mich der junge Tscheche an und schiebt sich mit zwei großen Plastikbechern eines hellen, leichten Lagerbiers an mir vorbei. Er setzt sich an den Nachbartisch, und gemeinsam mit seinen Freunden beginnt er, zu trinken.

Wir sitzen im Schatten, unter einem Vordach im Hof der ehemaligen, mittlerweile leider stillgelegten Brauerei in Rosice. Unter dem Namen Setkání Pivovarů findet hier heute, am 18. Juli 2015, ein kleines Bierfestival statt. Acht regionale Brauereien aus dem Großraum Brünn beziehungsweise der nahen Slowakei haben hier ihre Stände aufgebaut.

MiniaturIch stehe auf, um mir eine erste Bierprobe zu holen. Der junge Tscheche vom Nachbartisch kommt mir mit zwei großen Plastikbechern entgegen; das Bier scheint diesmal etwas dunkler zu sein. Nach einigem Nachdenken entscheide ich mich zunächst für ein recht leichtes Bier, ein elfgrädiges Helles der Slavkovský Pivovar mit dem eindrucksvollen Namen Titanic. Ich schnuppere an dem Becher ein feines Hopfenaroma steigt mir in die Nase. Klassischer Aromahopfen, ein wenig grasig-heuig, sehr dezent.

Während ich zu unserem Platz zurückgehe, überholt mich der Tscheche, Schwarzbier scheint es zu sein, was er jetzt trägt.

Gemütlich verkoste ich mein Helles, freue mich an der unauffälligen, dezenten und doch stets präsenten und sauberen Hopfenherbe. Kaum Diacetyl, eigentlich untypisch für Tschechien, denke ich, und sehe unserem tschechischen Tischnachbarn nach, der schon wieder mit zwei großen Plastikbechern Bier in der Hand vorübergeht. Aber trotzdem, auch ohne Diacetyl, ein sehr feines Bier. Vielleicht sogar gerade deswegen.

Das Thermometer zeigt unbarmherzige 36°. Im Schatten natürlich. Gleichwohl füllt sich der Innenhof nach und nach. Die Plätze im Schatten werden langsam knapp, wir sind froh, so früh gekommen zu sein.

Ich muss einmal quer über diesen Innenhof, durch die pralle Sonne, um mir mein nächstes Bier zu holen, ein IPA der 2007 gegründeten Brauerei Qásek. Sechzehn Prozent Stammwürze und eine Hopfennase, die schon zu spüren ist, während die freundliche Dame das Bier noch einschenkt. Zitrusaromen, aber auch reife Südfrüchte und im Hintergrund ein paar kernige, harzige, fast schon erdige Terpen-Noten. Es scheint auch dem Tschechen von nebenan zu gefallen er steht neben mir und lässt sich zwei große Plastikbecher des IPAs einschenken.

Vorne auf der Bühne beginnen die Vorbereitungen für den Live-Auftritt einer Liedermacherin. Während sie ihre Gitarre stimmt, wird über die Lautsprecher ein Interview mit der tschechischen Beeracademy übertragen. Es geht ums Hausbrauen, so viel kann ich verstehen. Ähnlich wie in Deutschland scheint auch hier die steuerfreie Obergrenze bei zweihundert Litern pro Jahr zu liegen. Gefühlt die Hälfte dieser Menge hat der junge Tscheche bereits an mir vorbeigetragen, als er mich ob meiner etwas verkrampften Konzentration auf den Vortrag in einer fremden Sprache angrinst.

Die Kombination leerer Magen, 36° Hitze und immerhin schon 600 ml Bier macht mir zu schaffen. Meine Frau und ich entscheiden: Jetzt gibt es erstmal was zu essen. Während der Tscheche zum Stand der Brauerei Oslavany läuft, gehe ich stattdessen hinüber zum Grill. Leckere Nackensteaks, dazu frisch gebackenes Kümmelbrot, Salzgurken und Meerrettich. Wunderbar.

Ich fühle mich ausreichend gestärkt für ein weiteres kleines Bier und schleppe mich durch die Gluthitze zum Stand der Holíčsky Pivovar Wywar aus der Slowakei, wo ich nicht nur unseren Tischnachbarn treffe, der gerade Nachschub zu holen scheint, sondern mir auch ein Lianka, ein dreizehngrädiges American Amber Ale bestelle. „Aber ein Kleines, bitte! Und ein Wasser dazu, für meine Frau!“ Tischnachbar und Barfrau schauen mich zweifelnd an, zögernd bekomme ich, was ich bestellt habe.

Ein Spießrutenlauf, mit dem Glas Wasser zurück zum Tisch. „Was will der denn damit? Gleich holt er noch ein Stück Seife und ein Handtuch aus dem Rucksack!“ scheinen die amüsierten Blicke der anderen Gäste zu sagen.

Das American Amber Ale ist ein ausgezeichnetes Bier, aber alles andere als ein Amber. Tiefschwarz, röstig, mit knallenden Hopfennoten. Eher ein Cascadian Black Ale. Aber richtig gut.

Während ich schnuppere und in winzigen Schlucken genieße, bekomme ich das Gefühl, dass unser freundlicher Nachbar zu kämpfen beginnt. Er geht zusehends langsamer, hat mittlerweile einen hochroten Kopf. Probleme? Es würde mich nicht wundern.

Ein Blick auf die Uhr. Es ist später Nachmittag, wir haben heute Abend noch anderes vor. Ein kleines Bierchen geht noch, zum Abschluss, aber dann muss leider Schluss sein. Ich hole mir ein Polotmavé, also ein Halbdunkles, von der Hradní Pivovar in Hustopeče. Recht leicht wieder, gerade mal elf Prozent Stammwürze. Etwas Klassisches zum Abschluss für heute. Schnaufend trägt der Tscheche zwei große Becher an mir vorbei, keucht, schwitzt.

Wunderbar. Schön war der Nachmittag gewesen. Feine Biere, eine gemütliche Atmosphäre, leckeres Essen, gute Musik, ein Bombenwetter. Eigentlich hat alles gestimmt. Gut gelaunt schlendern wir zum Ausgang, langsam geht es in Richtung Auto.

Was macht eigentlich unser tschechischer Freund? Ach, da ist er ja. Nanu, kein roter Kopf mehr, keine müden Beine mehr? Auch das Schnaufen ist wieder vorbei? Er hat die Lösung für sein Problem gefunden. Strahlend trägt er ein Tablett mit einem Dutzend großen Plastikbechern. Kaum noch Lauferei bei dieser Hitze.

Alles wird gut!

Das kleine Bierfestival Setkání Pivovarů (Treffen der Brauereien) oder auch Setkání Malých Pivovarů (Treffen der kleinen Brauereien) versammelt seit 2006 jedes Jahr im Juli im Hof der alten Brauerei Rosice acht bis zehn Kleinbrauereien. Bei Livemusik und Unterhaltungsaufführungen auf der Bühne werden rund dreißig bis vierzig verschiedene Biere ausgeschenkt. Probiermengen gibt es nicht, ein kleines Bier hat 0,3 l. Das Festival öffnet gegen 13:00 Uhr und endet irgendwann so gegen Mitternacht. Parken kann man auf einem halböffentlichen Parkplatz etwa 300 m vom Eingang entfernt; der Eintritt beträgt 80.- CZK pro Person.

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Setkání Pivovarů
ulice 1. Května 9
665 01 Rosice
Tschechien