U Krále JečmínkaProstějovCZE

Zum Gerstenkönig denn nichts anderes heißt U Krále Ječmínka fährt man gerade mal fünf Minuten, wenn man von der Autobahn A4 die Abfahrt ProstÄ›jov nimmt. Am Rand der historischen Altstadt mit ihrer gemütlichen Fußgängerzone liegt in einem Innenhof dieses gemütlich eingerichtete Restaurant mit eigener Brauerei.

Bei der Durchfahrt durch den Ort muss man auf das kleine Hinweisschild achten, das vor der Tordurchfahrt in den Innenhof steht, denn das Gebäude zur Straße hin hat mit der Brauerei nichts zu tun. Geht man durch die Einfahrt hindurch, kommt man dann aber rasch in den kleinen Biergarten und das urige, etwas verwinkelt gebaute Restaurant.

Wie so oft in Tschechien ist ein großer Teil des Restaurants noch den Rauchern vorbehalten, und man muss schon ganz gezielt nach dem Nichtraucherbereich suchen. Und hat man ihn endlich gefunden, ist man ein wenig enttäuscht, denn das kupferne Sudwerk dessentwegen sind wir doch hier, oder? steht natürlich im Raucherbereich.

Nun denn, für die Fotodokumentation am 21. März 2014 wird also die Luft ein wenig angehalten, und genossen wird dann wieder dort, wo die Geschmackspapillen nicht von Teer und Nikotin zugekleistert werden.

MiniaturViel Holz, viel Hopfen, zahlreiche ältere oder alt wirkende Dekorationsstücke machen den Schankraum gemütlich; um die Mittagszeit ist trotzdem nicht allzu viel los. Leise Gespräche, Gelächter an den Nachbartischen und die Aussicht auf ein paar interessante Biere. Es könnte so schön sein. Wenn denn die Kellnerinnen auch nur eine Hauch von Freundlichkeit versprühten, wenigstens einmal lächelten oder zumindest rasch die Bestellung aufnähmen. Aber von alledem nichts. Geduldig warteten wir geschlagene zehn Minuten, bis eine der jungen Damen sich missmutig an unseren Tisch begab und herablassend fragte, was wir den trinken wollten.

Genauso missmutig blieb sie beim Servieren des Biers, bei der nächsten Runde, und schließlich auch beim Kassieren. Dass es dann kein Trinkgeld gab, besserte ihre Laune auch nicht gerade.

Schade, denn dieses unhöfliche Personal macht den sonst recht guten Eindruck der Brauerei und des Restaurants leider völlig zunichte.

Woraus bestand er, der sonst recht gute Eindruck?

Natürlich aus der bereits erwähnten gemütlichen Einrichtung. Aus den leckeren Palatschinken. Und natürlich aus der Bierauswahl. Drei der angebotenen fünf oder sechs Sorten konnten wir heute probieren. Das Ječná Desítka, also ein leichtes Bier mit gerade mal 10% Stammwürze, wie es für Tschechien als Alltagsbier typisch ist, schmeckte zwar ganz leicht oxidiert, ansonsten aber überraschend aromatisch für ein Leichtbier. Der Ječmenný Ležák, mit 12% Stammwürze der etwas stärkere Bruder des Zehnerles, schmeckt deutlich besser. Malzaromatisch und süffig, nicht sehr exotisch, aber sehr trinkbar. Und schließlich der Schwarze Engel, der ÄŒerný Andél, ein dreizehngrädiges Schwarzbier süßlich, süffig, ein typisches tschechisches Dunkel, das Lust auf mehr machte. Bei diesem Bier hätte ich wohl noch ein paar Stündchen sitzen können, wenn wir nicht weiter gemusst hätten.

Das Sudwerk, auf dem diese Biere entstehen, ist überraschend klein, trotz seiner Kupferkessel ein wenig unscheinbar, und es liegt wie gesagt leider im Raucherbereich.

Die Gasthausbrauerei U Krále Ječmínka ist täglich ab 10:30 Uhr durchgehend geöffnet (sonnabends und sonntags erst ab 11:00 Uhr); parken kann man in der Nähe entweder beim Lidl oder auf einem der gebührenpflichtigen Parkplätze nur wenige Schritte entfernt.

Nachtrag 6. August 2015: Ein erneuter Besuch. Fazit: Die schlechten Eindrücke vom letzten Mal haben sich leider verstetigt. Die guten Eindrücke nicht alle.

Muffelig, missmutig, ihres Jobs überdrüssig machen die Kellnerinnen ihren Dienst, was sich natürlich auch auf die Laune der Gäste auswirkt, die dann genauso maulig zurück pampen. Ein Teufelskreis, der eine unangenehme Atmosphäre verursacht. Puh!

Die Biere heute durchweg mäßig bis schlecht. Das Å vestkový Speciál, ein Pflaumenbier, wirkt künstlich aromatisiert, ist für mich kaum trinkbar. Das Desítka, also das leichte zehngrädige Bier ist halbwegs in Ordnung. Das als ÄŒerné, also Schwarzbier beworbene Bier entpuppt sich als malziges Dunkles, und als solches gerade mal Durchschnitt. Und das PÅ¡enične, das Weizenbier, kommt aus gutem Grund mit einem riesigen Zitronenstück, das im Glas schwimmt und den dumpfen Grundgeschmack ebenso verzweifelt wie erfolglos mit einer zitrusartigen Frische zu kaschieren versucht.

Ach, je!

Aber wenigstens das Essen war erneut in Ordnung. Der einzige hier, der seinen Job versteht und offensichtlich mit Herzblut verrichtet: Der Koch!

Bilder

U Krále Ječmínka
Újezd 4a
796 01 Prostějov
Tschechien

Pivovar a Pivnice U MazalůProstějov OT VrahoviceCZE

Nicht immer ist es dem Bierreisenden vergönnt, lange und spannende Geschichten schreiben zu können. Diese hier ist eher kurz:

Der 6. August 2015 führte mich nach längerem Fußweg an das ostwärtige Ende der Ortschaft ProstÄ›jov, in den Ortsteil Vrahovice. Bereits im Vorfeld hatte ich nur wenige bis gar keine Informationen über die Brauerei mit Bierausschank Mazal, Pivovar a Pivnice U Mazalů, gefunden. Die eigentliche Website funktioniert nicht, und in den einschlägigen Informationsquellen findet man nur nüchterne Fakten.

MiniaturAlso auf gut Glück: Das Gebäude ist schnell gefunden, groß und deutlich sichtbar hängt das grüne Schild an dem heruntergekommenen Wohnhaus.

Aber das war es dann auch schon. Alle Türen und Tore zu, keine weiteren Hinweisschilder, auch kein Eingang der auf den versprochenen Ausschank, die Pivnica, hindeuten würde. Zweimal um das Gebäude gekreist, ratlos mit den Achseln gezuckt und wieder auf den Rückweg ins Stadtzentrum gemacht.

Wer’s gerne selber verifizieren möchte, bitte sehr! Hier sind wenigstens ein paar grundsätzliche Informationen aus dem Netz, die aber offensichtlich nicht völlig zuverlässig sind:

Die Brauerei Mazal, benannt nach ihrem Eigentümer und Brauer Jiří Mazal, wurde 2013 gegründet. Sie ist auf eine Ausschlagmenge von 1200 hl jährlich ausgelegt. Geöffnet ist der Ausschank im eigenen Keller (angeblich!) dienstags bis sonnabends von 14:00 Uhr bis zum späten Abend. Die Brauerei ist zu Fuß in etwa 25 Minuten vom Stadtzentrum ProstÄ›jov erreichbar; vom Bahnhof aus sind es etwa 10 Minuten. Die Website funktioniert nicht; und die Adresse bei Facebook ist keine Firmenadresse, sondern bedarf der Freundschaftsanfrage.

Bilder

Pivovar a Pivnice U Mazalů
Josefa Hory 2/347
798 11 Prostějov OT Vrahovice
Tschechien

U Císařské CestyProstějov OT DržoviceCZE

Da wäre ja noch eine Brauerei in ProstÄ›jov abzuarbeiten, schlug mir ein Freund vor. Lass uns dort treffen. Nimmst Dir ein Zimmer, und wir gehen dort hin.

Gute Vorschläge sollte man rasch in die Tat umsetzen, ein kleines Hotel im Stadtzentrum war schnell gefunden. Das Auto abgestellt, das Zimmer bezogen, und raus in die Augusthitze. 38° zeigt das Thermometer. Im Schatten. Schnell also los, wo ist der Stadtplan, die Adresse, und wie weit…

Wie weit?

Ungläubig blicke ich auf den Plan: Fast drei Kilometer bis zur Brauerei U CísaÅ™ské Cesty! Keiner hatte vorher auch nur mit einem Wort erwähnt, dass es sich um Držovice handelt, einen Ortsteil von ProstÄ›jov…

Eine halbe Stunde später komme ich schweißgebadet an der Brauerei an. Ein sehr gepflegter Biergarten, mit einem schönen Kinderspielplatz, schattige Bäume. Menschenleer. Es wird doch wohl nicht geschlossen sein? Durst! Ich verdurste!

MiniaturVorsichtig öffne ich die Tür zum Schankraum, stehe sofort neben dem kleinen, blitzeblank gewienerten Sudwerk. Die Bedienung poliert die Gläser. OtevÅ™eno, geöffnet, nickt sie mir zu, und mit einem lauten Poltern fällt mir ein Stein vom Herzen.

Ich stürze mich auf das Bier, und plötzlich stört es mich überhaupt nicht mehr, dass es nur zwei Sorten gibt, ein zehngrädiges und ein zwölfgrädiges Helles. Geschmacklich eigentlich nicht zu unterscheiden. Optisch auch nicht. Wären sie nicht in zwei verschiedenen Gläsern serviert worden, wäre ich bereits nach dem ersten Probierschluck durcheinander gekommen.

Ungewöhnlich hell für ein tschechisches SvÄ›tlé, scheinbar ausnahmsweise mal nicht mit Dekoktion gebraut? Ein bombenstabiler Schaum türmt sich hoch über den Glasrand. Nur wenig Hopfennase, kein Diacetyl. Kein Diacetyl? Das auch nicht? Moment mal, bin ich wirklich in Tschechien?

Meine Begleiter, die mittlerweile mit dem Fahrrad angekommen sind Mit dem Fahrrad? Wieso war ich eigentlich zu Fuß eher hier als die beiden mit dem Rad? Ach, egal! stimmen mir zu: Höchst ungewöhnlich. Das sind typische deutsche, bayerische Helle, aber für tschechische SvÄ›tlé sind sie seltsam.

Schlecht schmecken sie nicht, nur ein wenig langweilig. Blitzschnell verschwinden die Biere in unseren Kehlen. Wesentlich schneller jedenfalls, als es dauert, Nachschub zu zapfen. Der Schaum türmt sich, es dauert viele Minuten, bis das nächste Glas gefüllt ist.

Zeit, die Blicke einmal über die aber wirklich piekfein polierte Brauerei wandern zu lassen. Die Gär- und Lagertanks im Nachbarraum stehen leider im Dunkeln, da sieht man nicht viel. Das Foto ist auch grieselig, da hilft die beste Kamera nichts. Na, egal…

Bei der heutigen Affenhitze muss es bei homöopathischen Biermengen bleiben, Zeit schon wieder, um zu gehen. Eine weitere Brauerei ist abgearbeitet.

Draußen hat sich der Biergarten mittlerweile gefüllt. Es ist früher Abend, Zeit für ein oder zwei Biere nach der Arbeit. Die Kinder toben über den Spielplatz, die Eltern sitzen unter den gewaltigen Bäumen, trotzen der Hitze und genießen das Bier. Langweilig im Geschmack? Vielleicht, aber im Biergarten von Langeweile sonst keine Spur!

Und ein kleines Postscriptum: Der Blick ins Internet offenbarte nachträglich, dass man hier im November und Dezember als Saisonbier ein spritziges Hefeweizen eingebraut hat. Versteh‘ einer die Tschechen… Das wäre doch heute, am 6. August 2015, einem der heißesten Tage des Jahres, die ideale Erfrischung gewesen, und doch nicht im Winter?

Die Brauerei U CísaÅ™ské Cesty befindet sich etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum ProstÄ›jov entfernt, in Richtung Olomouc. Sie hat nicht nur Schankraum und Biergarten, sondern auch kleine Zimmer zum Übernachten (sic!). Mit dem Auto kann man direkt neben dem Biergarten kostenfrei parken, ansonsten empfiehlt sich die Anreise mit dem Rad oder dem Bus. Laufen geht auch, aber besser nicht in der Augusthitze. Geöffnet ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend, kein Ruhetag.

Bilder

U Císařské Cesty
Olomoucká 275/262
796 07 Prostějov OT Držovice
Tschechien

Pivovarský DůmPrahaCZE

Genie und Wahnsinn liegen oft so nah beieinander, und dass diese Feststellung auch für das Brauwesen gilt, lehrt die Erfahrung im Pivovarský Dům in Prag.

Während die Straßenbahn am 1. August 2015 langsam in Richtung Karlsplatz holpert, sehe ich durch die Scheiben den Schriftzug Pivovarský Dům, und darunter auch auf Deutsch Brauerei und Restaurant. Klare Sache, dass ich an der nächsten Haltstelle aussteige und ein paar Meter zurück laufe, mir dies einmal etwas näher anzusehen.

Von außen wenig attraktiv. Ein noch nicht wieder renovierter Bau, der den Charme sozialistischer Zeiten der Tschechoslowakei ausstrahlt. Dazu eine etwas merkwürdige Schaufenstergestaltung dunkelgrüne Rahmen, fahl grau funzelnde Neonbeleuchtung. Die Gerätschaften im Schaufenster dann schon wieder etwas interessanter, ungewöhnlicher.

MiniaturAlso, hinein. Drinnen eine völlig andere Atmosphäre. Modern, einladend, freundlich. Ein auf Hochglanz poliertes Kupfersudwerk in der Ecke, von Scheinwerfern angestrahlt und mit ein paar Utensilien dekoriert ein schöner Blickfang. Dahinter, durch eine Glasscheibe, der Blick auf offene Gärbottiche, durch einen pfiffig angebrachten Spiegel auch direkt hinein. Doch heute: Ein Enttäuschung. Die Bottiche sind leer.

Ich nehme Platz und betrachte als erstes den Werbeaufsteller auf dem Tisch: Special of the Month Grodziskie. Na, das ist doch einmal eine Ansage. Ein wirklich exotischer Bierstil in einer Gasthausbrauerei. Ohne noch länger nachzudenken, bestelle ich, und im Nu steht ein Glas vor mir. Spritzig, leicht rauchig, ein hervorragender Durstlöscher. Und vor allem, im Gegensatz zu den meisten polnischen Vertretern dieses Bierstils, ohne den schleimigen Nachgeschmack auf der Zunge, der mich diesen Bierstil eigentlich hassen lässt. Ein hervorragendes Bier, ein exotischer Stil genial!

Derart verwöhnt werde ich übermütig, leichtsinnig fast, und bestelle eine Bierprobe mit allen acht angebotenen Biersorten, ohne vorher in der Karte zu prüfen, was es denn überhaupt gibt. Es kommt ein Karussell mit acht kleinen Gläschen, und ich sehe schon auf den ersten Blick, welches Elend nun auf mich wartet. Neben dem Grodziskie gibt es das übliche Brauhaus-Triplett Hell Dunkel Weizen, und die anderen vier Gläschen sind mit aromatisierten Bieren gefüllt. Mir wird ganz anders…

Tapfer trinke ich mich einmal um das Karussell herum. Das Helle als Allerweltsbier ganz gut trinkbar, ebenso das Dunkle. Das Weizen hingegen schmeckt pappig, oxidiert, und das Grodziskie erfreut auch beim zweiten Mal. Aber dann beginnt der Abstieg. Ist das Kávové als mit Kaffee aromatisiertes Dunkles noch halbwegs trinkbar, so kommt das Višňové, das Kirschbier, mit einem chemischen Aroma daher, das nicht nur grauslich ist, sondern durch Bittermandelaromen regelrecht bedrohlich wirkt.

Aber es geht noch besser. Beziehungsweise schlechter. Das KopÅ™ivové, also das Nesselbier, leuchtet schon in kräftigem Grün sehr abschreckend, und der Geschmack hält, was die Farbe verspricht. Übel.

Der absolute Tiefpunkt kommt aber noch, und zwar das Bananenbier, das Bananové. Nicht die Spur von natürlicher Banane, sondern chemische Aromastoffe, und das in einer Intensität, als habe jemand mit einer Pipette einen ganzen Tropfen Isoamylacetat in das Glas geträufelt. Eine Geschmacksexplosion auf der Zunge, aber eine der schlimmsten Art. Angewidert stelle ich das Glas zurück seit langer Zeit zum ersten Mal wieder bringe ich es nicht über mich, auszutrinken. Schlimm, schlimm, schlimm!

Genie und Wahnsinn so nahe beieinander. In den Gläsern mit dem Grodziskie und dem Bananové einträchtig nebeneinander stehend…

Aber nicht alle Gäste scheint dies zu stören. Die Damen in einer Gruppe junger Leute am Nachbartisch freuen sich am Farbenspiel des Nesselbiers und offensichtlich auch an den künstlichen Aromen des Kirsch- und des Bananenbiers. Nun, es sei ihnen gegönnt, auch wenn ich innerlich den Kopf schüttle.

Das Pivovarský Dům ist täglich von 11:00 Uhr an durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Zu erreichen ist es am besten mit der Straßenbahn, die direkt 50 m weiter hält (Linien 4, 6, 10, 16, 22, 23). Mit dem Auto zu kommen, hat keinen Zweck hier in der Altstadt einen Parkplatz zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto.

Bilder

Pivovarský Dům
Ječná 14
120 44 Praha 2
Tschechien

Restaurace Pivovar HostivarPrahaCZE

Sehr praktisch, dachte ich, als ich anhand des Prager Straßenbahnplans überprüfte, wie ich vom Hotel zur Brauerei Hostivar komme. Einfach nur in die Linie 22 einsteigen, und dann bis zur Endstation. Sehr bequem. Was ich nicht bedacht hatte, war die Tatsache, dass zwischen Hotel und Brauerei 34 weitere Haltestellen lagen und so zuckelte ich fast eine Stunde lang durch Prag.

In der Tat, die Restaurant Brauerei Hostivar liegt knapp zehn Kilometer vom Stadtzentrum entfernt in einem der weit draußen gelegenen Stadtteile. Von Idylle kann aber trotzdem keine Rede sein, denn direkt vor der Brauerei verläuft eine vierspurige Straße nur ein schmaler, perfekt gepflegter Streifen Gras trennt die Brauerei vom Verkehr.

MiniaturModerne Architektur, eine große Glasfront, die den Blick auf die stählernen Installationen des Sudwerks und der Gär- und Lagertanks ermöglicht. Und ein riesiger Schriftzug Hostivar!

Der Eingang liegt auf der der Straße abgewandten Seite. Ich laufe um das Gebäude herum und bin positiv überrascht. Ein Biergarten, oder fast schon ein kleiner Park. Leuchtend grüner und sorgfältig getrimmter Rasen, der jedem Golfplatz zur Ehre gereichen würde. In der Mitte eine Hütte, die als Ausschank dient. Ein paar Schritte weiter ein großer Kinderspielplatz, und über das ganze Gelände verteilt Sitzgelegenheiten. Und zwar nicht billige Biergarnituren, sondern solide Holzkonstruktionen, ansprechend und einladend.

Heute, am 1. August 2015, besteht aber ein Luxusproblem: Für den Biergarten ist es viel zu heiß. Die Mittagssonne brennt unbarmherzig herab, das Thermometer steht weit jenseits der 30°-Marke. In der Schankstube ist es wesentlich angenehmer. Zwar ist die ganze Glasfront aufgeschoben, die warme Luft von draußen kommt herein, aber genau dadurch weht auch ein ganz leichtes Lüftchen.

Die Getränkekarte verspricht fünf verschiedene Biere und im Bewusstsein, noch einen langen Tag vor mir zu haben, beschränke ich mich auf zwei Sorten, beginne sogar mit einem leichten, elfgrädigen Bier. Hell, goldgelb steht es vor mir, ein feines Hopfenaroma, Spuren nur vom in Tschechien üblichen Diacetyl. Eine spürbare, aber nicht zu dominante Bittere, ein solider Malzkörper zum Ausbalancieren. Ein ausgezeichnetes Bier.

Zum Essen gibt es regionale und internationale Brauhausküche. Eine Haxe wäre bei der Gluthitze sicher nicht angebracht, aber eine ordentliche Portion Chicken-Wings passt ausgezeichnet zum Bier. Die Qualität überzeugt, der blitzschnelle und freundliche Service auch.

Das Ambiente? Modern, ein wenig skandinavisch wirkend. Viel Holz, klare Linien, schnörkellos. In der Mitte ein gewaltiger Bullerjahn, der auch im tiefsten tschechischen Winter den Schankraum auf mollige 27° aufheizen können wird. Und, überraschend: Noch ein paar liegende Ausschank-Tanks. Mitten im Restaurantbereich, tiefschwarz, statt stählern glänzend. Ein Blickfang, das definitiv, aber ob der Aufwand zur Kühlung hier nicht unverhältnismäßig hoch ist?

Die scharfen Chicken-Wings machen Lust auf ein knackig-hopfiges Bier. Mit dem H-Ale, das H wohl für hoÅ™ké, also bitter, stehend, glaube ich, nichts verkehrt machen zu können. Und ich liege richtig. Zwar ist das H-Ale mit 15° Stammwürze recht kräftig bei der Hitze, aber seine kernige, aber trotzdem blitzsaubere Hopfenbittere passt hervorragend zum scharfen Essen. Keine übermäßigen Fruchtaromen oder moderne Hopfenakzente, sondern eine saubere, aromatische Bittere klassischer Art. Ein Herrenbier, schießt es mir chauvinistisch durch den Kopf.

Zwei ausgezeichnete Biere, ein gutes Essen, eine rundum stimmige Atmosphäre ich bin zufrieden. Trotz der langen Anfahrt würde es sich jederzeit lohnen, hier wieder her zu kommen.

Das Bierangebot wechselt im Laufe der Monate als besonderes Bier wird im Hochsommer ein achtgrädiges Leichtbier, das Cyklistická Osmička, also das Radler-Achter, angeboten, allerdings sollte man sich durch den Namen nicht täuschen lassen es ist definitiv kein Radler, kein Biermischgetränk. Der Winter sieht dann eher ein tiefschwarzes Dreizehner oder ein IPA im Angebot, oder zur Adventszeit einen Doppelbock.

Die Restaurace Pivovar Hostivar ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Im Sommer sind der große Biergarten und die Terrasse geöffnet. Obwohl es direkt vor der Brauerei gebührenfreie Parkplätze gibt, empfiehlt sich doch eher die Anreise mit der Straßenbahnlinie 22 (etwa 800 m bis zur Haltestelle) oder dem Bus 175. Mit dem Fahrrad geht es auch direkt am Biergarten ist ein Abstellplatz für die Räder.

Bilder

Restaurace Pivovar Hostivar
Lochotínská 656
109 00 Praha 15
Tschechien