Theresienbrauerei und Gaststätte GmbHInnsbruckAUT

Ach je, die Raucher.

Die Raucher und ihre gesellschaftliche Akzeptanz in Österreich…

Es ist zum Heulen. Zehn oder mehr Jahre nach Einführung der entsprechenden Regelungen zum Schutz der Nichtraucher zieht Österreich schleppend und lustlos nach. Die Vorschriften werden nach dem Minimalkonsens umgesetzt, und vor allem: Österreich hat eine wahre Meisterschaft darin entwickelt, die Vorschriften so kreativ umzusetzen, dass einem Nichtraucher oftmals die Lust genommen wird, überhaupt auszugehen.

Beispiel gefällig?

Das Theresienbräu in Innsbruck. Eine große Gasthausbrauerei mitten in der Stadt. Nur ein paar Minuten außerhalb der Altstadt mit ihren winzigen Gassen, schnell zu Fuß zu erreichen. Riesig prangt die Aufschrift Theresienbräu auf dem Gebäude, als Logo dient eine vereinfachte Krone. Ziemlich ähnlich der aufblasbaren Plastikkrone, die es beim Burger King gibt, wenn man dort Kindergeburtstag feiert. Ein paar Tische stehen draußen, die Gäste sitzen in der tiefstehenden Sonne, genießen das schon rotgoldene Licht des frühen Abends und den Blick auf die Berge. Und natürlich das hier gebraute Bier.

Miniatur (3)Uns fröstelt es schon ein wenig, und so setzen wir uns lieber hinein. Ein etwas kahler, wintergartenähnlicher Anbau, dahinter langgestreckt die Theke mit einigen Tischen daneben. Ganz nett, aber nicht umwerfend gemütlich.

Blitzschnell eilt die junge Kellnerin auf uns zu. Freundlich, zuvorkommend, aufmerksam. Im Nu haben wir die ersten Biere vor uns stehen. Das hellbernsteinfarbene Stammbräu und das Weizen. Ersteres vollmundig, aromatisch, ausgewogen gehopft, aber für meinen Geschmack überspundet. Wie häufig in Gasthausbrauereien. Etwas weniger CO2 und das Bier wäre noch viel süffiger.

Das Weizen erfrischend, spritzig, mit angenehmen Fruchtnoten (Aprikose!). Vielleicht ein wenig zu dünn; etwas mehr Vollmundigkeit hätte nicht geschadet. Aber auch so: In Ordnung!

Die Brotzeitplatte dazu sehr ansprechend, auch reichlich. Aber: Wo, außer im österreichischen Aldi-Pendant Hofer, bekommt man denn so ein billiges, lappig schmeckendes Mischbrot? Zu einer anständigen Brotzeitplatte gehört doch neben Tiroler Schinken, Käse, Wurst auch ein anständiges, ein knuspriges, ein würziges Brot. Mit einer anständigen Kruste. Mit kräftigem Geschmack. Und nicht so zwei graue Lappen, die in ihrer Konsistenz an ein altes Spültuch erinnern. Im Geschmack vermutlich auch. Wobei ich seit langem mehr kein altes Spültuch ausgelutscht habe, ich könnte mich also täuschen. Gruselig!

Der Maibock macht’s wieder wett. Rund und würzig, kräftig und mit einer schönen Malzsüße. Sehr gefällig, sehr süffig. Und ebenfalls, wie das Stammbräu, eine schöne Bernsteinfarbe. Einzig die schlanke Pilsflöte ist merkwürdig, das Glas passt so überhaupt nicht zu diesem schönen Bier.

So, soviel also zu Essen, Trinken, Service. Solide, angenehm, aber nichts herausragend Besonderes.

Und die Raucher?

Ach ja.

Miniatur (1)Wenn nach diversen Bieren die Natur ihr Recht fordert und die Rückstände eben dieser Biere wieder als flüssigen Biomüll entsorgt wissen möchte, tritt man die Suche nach der Toilette an. Ganz hinten, mitten im Raucherbereich findet sie sich. Mit angehaltenem Atem stolpere ich also durch die schon am frühen Abend undurchdringlichen Nebelschwaden und ärgere mich, dass von diesem kurzen Moment die Klamotten bereits stinken werden. Rauchfreier Zugang zur Toilette? Leider Fehlanzeige.

Miniatur (2)Was aber fast noch schlimmer ist: Auch die hübsche, kleine Brauerei mit ihren Kupferkesseln steht mitten im Raucherbereich. Die großen Sichtfenster, die den Blick auf die blau illuminierten Lagertanks freigeben mitten im Raucherbereich. Und überhaupt: Warum ist es denn hier viel gemütlicher eingerichtet? Netter und aufwändiger dekoriert? Der Nichtraucherbereich wirkt lustlos, als habe man nur der Pflicht genügen wollen, irgend ein paar Tische auch für Nichtraucher bereit zu stellen. Nee, nee, nee, das ist nix. Formal nicht zu beanstanden, aber trotzdem: Das ist nix!

Und bevor jetzt wieder die Raucher mit ihrem Totschlag-Argument der Toleranz kommen und behaupten, das bisschen Geruch sei doch nicht schlimm: Das nächste Mal esse ich einen sauer eingelegten Olmützer Quargel mit Knoblauch und Zwiebeln, dazu einen frischen Rettich und ein halbes Dutzend frischer Hefeweizen, direkt aus dem Tank. Und wenn dann die im menschlichen Körper unvermeidliche Nachgärung beginnt und die Gase danach drängen, durch das von der Natur hierfür vorgesehene Ablassventil ins Freie gelassen zu werden, dann werde ich diesem Drange mitten im Raucherbereich nachgeben, dergestalt meinem Genuss frönen und Toleranz einfordern. Das bisschen Geruch ist doch nicht schlimm!

Das Theresienbräu ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags erst ab 12:00 Uhr. Kein Ruhetag. Durch seine Lage nur wenige Gehminuten südlich der Altstadt ist es problemlos erreichbar. Der Hauptbahnhof Innsbruck ist vielleicht 300 m entfernt; die Straßenbahn hält fast direkt vor der Tür.

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Theresienbrauerei und Gaststätte GmbH
Maria-Theresien-Straße 5153
6020 Innsbruck
Österreich

Brauerei Schloss Starkenberg Betriebs GmbHTarrenzAUT

Beruflich im äußersten Süden Deutschlands unterwegs. Mal wieder auf Achse. Der eine Termin endet am Freitagabend, der andere beginnt am Montag in der Früh. 800 km bis nachhause, bis in den Osten Tschechiens. Nein, meine Frau und ich haben keine Lust auf 1600 km Autobahnstress. Was bietet sich als Alternative, um das Wochenende zu überbrücken? Österreich? Innsbruck? Prima! Bleiben wir also in der Region.

Gemütlich fahren wir über den Fernpass. Wo sich im Sommer die Urlauber drängen, stauen und gegenseitig verfluchen, rollt es heute gemütlich, und wir genießen die liebliche Landschaft. Blicken links, blicken rechts, und kurz vor Imst sehen wir plötzlich ein Schild. „Biermythos“.

Reflexartig geht der Fuß auf die Bremse, der Wagen rollt von der Durchgangsstraße herunter, das schmale Bergsträßchen hinauf. „Bist Du Dir sicher, dass dies der Weg nach Innsbruck ist?“, heißt es vom Beifahrersitz. „Nein!“, entgegne ich, „Ich habe nur vier magische Buchstaben auf einem Wegweiser gesehen: B, I, E und R. Und das sogar in mythischer Form!“

„Mythisches Bier? Ein Biermythos gar?“, mutmaßt meine holde Ehefrau und realisiert erst, als wir auf den Parkplatz fahren, wie nahe sie mit ihren Gedanken an der Wirklichkeit war. Biermythos steht auch hier oben am Eingang zur Brauerei Schloss Starkenberg.

Miniatur (1)Eine 700 Jahre alte Burg, eine Brauerei, die auf 200 Jahre Geschichte zurückblickt, und ein Rundgang durch Brauerei und Gemäuer, der die vielen hundert Jahre Geschichte erlebbar machen soll. So verspricht es die nette Dame, die unter dem Schild Biermythos die Eintrittskarten für die Brauereiführung verkauft. „Wie oft ist denn Führung, und wo ist Treffpunkt?“, möchte ich noch wissen, aber die Dame schüttelt den Kopf. „Keine Führung. Ich gebe Ihnen ein paar Zettel mit detaillierten Informationen, alles ist sauber beschriftet, und Sie dürfen ganz allein durch die Brauerei und die Burgkeller gehen.“

„Und am Ende“, fügt sie noch hinzu, „kommen Sie in den alten Ritterkeller. Da steht eine Schankanlage, und da können Sie sich so viel Bier zapfen, wie Sie wollen. Das einzige, worauf Sie achten müssen, ist, dass wir um 17:00 Uhr zuschließen. Wenn Sie dann noch drin sind, werden Sie zwar nicht verdursten, aber die Nacht wird lang, dunkel und einsam.“

Wir machen uns auf den Weg. Bestaunen noch einmal das große Wappen an der Schlossmauer und wundern uns, warum wir noch nie von der Brauerei Starkenberg gehört haben. Muss wohl einen sehr regional begrenzten Vertrieb haben.

Durch einen ampelgesteuerten Eingang betreten wir das Brauereigebäude. Ein paar alte Maschinen, der alte, ineffiziente Dampfkessel, mit Kohle beheizt, das typisches Brauereimuseum-Ambiente. Etwas dunkel, etwas staubig, aber eine interessante Zeitreise.

Miniatur (2)Wir gehen den Gang weiter, Treppen hoch, Treppen runter. Interessant ist es. Und plötzlich stehen wir mitten im Sudhaus, links und rechts von uns die kupfernen Geräte. An der Wand die große Schalttafel. Die Knöpfe sind erleuchtet, der Computer daneben läuft und überwacht Ventile, Temperaturen, Drücke. Kein Mensch zu sehen. Wir staunen ob des Vertrauens, das dem Besucher hier entgegengebracht wird. Wir könnten jetzt an allen Schaltern drehen, den Computer ausschalten oder versuchen, irgendwelche wilden Parameter einzugeben.

Ich kann mich nicht sattsehen, krieche fast in die Kupferkessel hinein und inspiziere jeden Winkel. Spannend. Und alles ist tipptopp in Schuss, blitzsauber, so, wie sich das gehört.

Langsam wandern wir weiter. Kommen an Kühlern und Filtern vorbei. Ich staune über das Schild „Lattenkühler“, frage mich, was das wohl ist, und erst, als ich um die Ecke biege, entdecke ich das fehlende „P“. Aha, also doch ein ganz normaler Plattenkühler, nichts Wunderliches, also.

Ein Lagerraum mit Maschinenteilen, die Schrotmühle, die Eismaschine, ein paar Hintergrundinformationen über die Rohstoffe. Und schließlich der Gärkeller. Offene Gärbottiche. Ob die noch betrieben werden? Mit Sicherheit nicht alle, denn ein paar der Bottiche sind umgewandelt worden in Badebecken, in denen die Besucher gegen gutes Geld ein Bad in Bier und Hefegeläger nehmen können. Ein Bad wird gerade vorbereitet. Die Pumpe summt, Dampfwolken steigen vom heißen Bier-Wasser-Hefe-Gemisch auf.

Miniatur (3)Es folgt der Gär- und Lagerbereich mit den großen Tanks. Alt und neu, nebeneinander. Und immer wieder detaillierte Erklärungen. Eine schöne Mischung aus Museum und tatsächlich betriebener, moderner Brauerei.

Ein großer Saal mit einem Sammelsurium von Möbeln und Einrichtungsgegenständen der letzten hundert Jahre. So haben die Brauer und Schlossherren früher gelebt. Eine Bibliothek, Musikinstrumente, Sessel und Sofas. Und schließlich die Treppe hinunter in den Rittersaal. Riesig. Etwas düster. Große Wappen an den Seitenwänden, gewaltige Tische und Stühle aus dicken Eichenbohlen. Und am Ende die versprochene Zapftheke. Wir bedienen uns, sitzen mit unserem Bier ganz allein in der riesigen Halle.

Miniatur (4)Das helle Zwickel schmeckt ein wenig scharf, etwas überspundet, aber das Dunkle ist ein feines, rundes und süffiges Bier. Jetzt ein kräftiges Essen dazu, noch hundert weitere Gäste, und dann könnte man hier feiern, dass die Wände wackeln.

Langsam steigen wir die Treppen wieder hoch, gehen in Richtung Ausgang. Viel haben wir gesehen, nur keine anderen Menschen. Ein ganz eigenes Brauereierlebnis. Der Ausgang führt uns in den Souvenirshop. Gläser, Bier, Schnaps, Andenken, Kitsch. Zum Glück sind die Koffer voll, wir kommen gar nicht in Versuchung, noch viel zu kaufen. Eine kleine Einkehr nur noch, im Brauereirestaurant.

Ein bisschen enttäuscht sind wir. Nach der alten, historischen Atmosphäre wirkt der Schankraum mit seiner quietschgrünen Farbe ein wenig kitschig. Ein Schloss-Pils darf es noch sein. Leider aus der Flasche, nicht aus dem Fass, gleichwohl, ein leckeres, schlankes Pils mit einem zarten, sauberen Hopfenaroma.

Eine nette Brauereibesichtigung. Mal etwas anders als sonst. Wir konnten dort mehr Zeit verbringen, wo wir das wollten, und wir konnten die Dinge überspringen, die uns nicht interessierten. Und wir hätten theoretisch! literweise Bier trinken können. Schön!

Der Biermythos, also der Rundweg durch die Brauerei Schloss Starkenberg, ist im Sommer, also von Mai bis Oktober, täglich von 10:00 bis 17:00 Uhr geöffnet, im Winter nur montags bis freitags von 10:00 bis 12:00 Uhr und 13:00 bis 16:00 Uhr. Gegen Voranmeldung sind auch andere Zeiten möglich. Die Anreise ist sinnvoll nur mit dem eigenen Wagen möglich; Parkplätze (gratis) sind direkt vor der Brauerei verfügbar.

Bilder

Brauerei Schloss Starkenberg Betriebs GmbH
Griesegg 1
6464 Tarrenz
Österreich

Eisenharzer Brauhaus Privatbrauerei Anton RiegEisenharzDEU

Eine winzige Gasthausbrauerei einfach nur zum Wohlfühlen! In der Ortsmitte des kleinen Örtchens Eisenharz gelegen, in einem unprätentiösen, ehemaligen Geschäftshaus, gibt es seit 2012 das Eisenharzer Brauhaus.

Miniatur (1)Ein kleiner Biergarten mit klassischen Bierbänken und ‑tischen direkt an der Straße lädt bei gutem Wetter ein; bei schlechtem Wetter geht es stattdessen in die gute Stube. Die ist eingerichtet wie ein kleines Studentencafé. Jeweils mehrere Holzbierkisten sind miteinander vernagelt und mit einem langen Fell überzogen sie dienen so als Sitzbänke. Die Tische sind aus dicken Holzbalken und ‑brettern verschraubt. Eine winzige Theke, in deren Mitte sich ein Kühlschrank befindet, in dem neben leckeren Kuchen auch Bierspezialitäten angeboten werden Biergelee mit Chili beispielsweise.

Miniatur (2)Durch eine Glastür blickt man direkt in die Brauerei hinein, und auf den ersten Blick sieht man, dass hier ein Perfektionist am Werk ist. Alles ist blitzsauber, aufgeräumt, als ob jeden Moment der Wehrbereichshygieniker zur Inspektion erwartet wird. Die Bierkästen und Flaschen stehen sorgfältig gestapelt und exakt ausgerichtet. Das Sudwerk und die Gär- und Lagertanks sind aus elegantem Edelstahl, und der Maischebottich ist zusätzlich mit Holz verkleidet. Toll sieht’s aus.

Schmeckt’s auch so toll? Die Bierkarte ist beeindruckend. Sage und schreibe acht Biere gab es am 7. Mai 2014 zu verkosten. Die ersten fünf erst einmal als Tester auf einem Bierbrett jeweils 0,2 l.

Das Eisenharzer Hell macht seinem Namen alle Ehre hell und leicht trüb, nur schwach, dafür aber sehr aromatisch gehopft und leicht malzig-süß erwies es sich als herrlich süffig. Das Eisenharzer Weissbier entsprach dann nicht so sehr meinem persönlichen Geschmack deutliche Gewürznelken und Muskatnuss-Aromen, eigentlich lecker, aber auf der Zunge hinterließ es einen leicht pelzigen, hefebitteren Nachgeschmack, der mir nicht behagte.

Ganz anders hingegen die Sommerweiße. Hier paarte sich die Spritzigkeit des Weizens mit fruchtigen, frischen Hopfenaromen ein erfrischendes, leicht wirkendes (obwohl mit 5,2% Alkohol von normaler Stärke) Bier zum Wegzischen in sommerlicher Hitze. Sehr gut! Das Eisenharzer Dunkel war dann wieder nicht mein Fall. Ein paar leckere Karamellaromen wurden leider durch einen ausgeprägt melanoidinigen Geschmack in den Hintergrund gedrängt. Viele mögen es so, ich persönlich nicht.

Miniatur (3)Der Hopfenkuss, ein hopfengestopftes Lagerbier bildete den Abschluss der ersten Verkostung schön ausgewogen, nur dezent mit seiner Hopfennote prunkend ist es ein richtig leckeres Bier, das den eher konservativen Biertrinker hervorragend an die Welt der hopfengeprägten Biere heranzuführen vermag.

Drei weitere Biere verkosteten wir dann in „normalen“ Portionen zu 0,3 l. Zunächst die Moor-Weiße, das Saison-Bier für den Winter. „Da sind noch ein paar Flaschen da!“, strahlte die freundliche Bedienung. Ein rundes, leicht malzig-aromatisches dunkles Weißbier, kräftig und sämig, schön vollmundig. Eine sehr gute Dunkelweisse!

Das Bock’erle, ein kräftiges Bockbier mit über sieben Prozent Alkohol kam als nächstes auf den Tisch rund, voll, malzig und aromatisch. Nur eine ganz schwache Hopfenbittere und damit gefährlich süffig. Mit diesem Bier ließe sich eine lange Fastenzeit problemlos überstehen!

Den grandiosen Abschluss machte das Hoppy Dream Ale ein hellbraunes Ale mit kräftigen Hopfennoten. Eine ausgeprägte, aber nicht zu dominante Bittere wird von einem runden Malzkörper schön ausbalanciert. Die verschiedenen Hopfenaromen, insbesondere die aus der Kalthopfung, spannen einen weiten, komplexen Aromabogen auf, und die Malzigkeit verhindert, dass das Bier zu hopfenfixiert, zu trocken wird. Ein wunderbares Beispiel für ein zurückhaltend, aber dennoch deutlich gehopftes Pale Ale. Herrlich! Mehr davon!

Und wieder strahlte die nette Kellnerin, und erzählte uns stolz, dass dieses Bier ganz, ganz frisch sei nebenan könne man den Chef klappern hören, wie er eben dieses Bier gerade von Hand auf Flaschen füllen würde.

Zum Essen gibt es einfache und rustikale Kost der große Brotzeitteller für zwei Personen war genau das Richtige für eine solch gewaltige Bierprobe und gab uns eine hervorragende Grundlage für die Verkostung.

Einen kleinen Blick in die Brauerei durfte ich noch werfen leider hatte der Brauer mittlerweile schon Feierabend gemacht, so dass es nicht mehr zu einem Gespräch kam. Trotzdem: Ein wunderbarer Brauereibesuch jederzeit wieder!

Das Eisenharzer Brauhaus ist täglich außer montags ab 14:00 Uhr durchgehend geöffnet. Nachmittags gibt’s ein leckeres Kaffee- und Kuchenangebot. Neben den eigenen Biersorten werden noch zahlreiche Biere der Camba-Bavaria-Brauerei aus Truchtlaching angeboten, so dass jeder, wirklich jeder hier ein Bier nach seinem Geschmack finden kann. Neben dem kleinen café-artigen Räumchen im Erdgeschoss gibt es im ersten Stock noch zwei ebenfalls urgemütliche Schankräume, herrlich altmodisch und niedlich eingerichtet. Parkplätze gibt es kostenfrei direkt am Haus über die Erreichbarkeit dieses kleinen Dörfchens mit öffentlichen Verkehrsmitteln mache ich mir lieber keine Gedanken, dafür müsste man wohl recht viel Zeit mitbringen.

Nachtrag 13. Mai 2016: Das Bräustüble am Eisenharzer Brauhaus gibt es nicht mehr. Stattdessen werden die leckeren Biere nun in The Craft Beer Bar Allgäu in Wangen ein paar Kilometer weiter ausgeschenkt. Aber es gibt in den Örtlichkeiten des Brauhauses nun einen Bierfeinkostladen, in dem die Biere und ein paar Bierspezialitäten verkauft werden. Dessen Öffnungszeiten sind dienstags bis donnerstags von 09:30 bis 11:45 Uhr und 14:00 bis 16:00 Uhr, freitags von 14:00 bis 17:00 Uhr und sonnabends von 09:30 bis 13:00 Uhr.

Bilder

Eisenharzer Brauhaus Privatbrauerei Anton Rieg
Kirchstraße 5
OT Eisenharz
88 260 Argenbühl
Baden Württemberg
Deutschland

Brauerei Stolz GmbH & Co. KGIsnyDEU

Stolz steht sie da, inmitten des kleinen Örtchens Isny im Allgäu, die Stolz-Brauerei. Entstanden im Jahr 1919, kurz nach dem ersten Weltkrieg, als Johann Stolz die Brauerei Engel übernahm und ihr seinen Namen gab. Es war damals wohl eine Tradition in der Familie Stolz, dass jeder der Söhne eine eigene Brauerei Stolz hatte und es waren, so erzählt es die Chronik der Brauerei Stolz GmbH & Co.KG, seinerzeit immerhin fünf Stück. Neben der Brauerei in Isny gab es noch vier weitere mit dem Namen Stolz, jede einem anderen Bruder von Johann gehörend: in Kempten, Nesselwang, Maria Hilf und Kraiburg / Inn.

Miniatur (1)Heute ist nur noch die eine Brauerei in Isny übriggeblieben. Ein schlichtes, rechteckiges Gebäude beherbergt die großen Kupferkessel, die durch zwei große Schaufenster von der Straße aus eingesehen werden können. Sieben verschiedene Biere entstehen hier rund ums Jahr, und dazu ein paar saisonale Biere. Das Blaubändele (Helles), Export, Hopfen Perle, Isnyer Weizen, Isnyer Leichtes Weizen, Isnyer Hefeweizen, Isnyer Zunftrat Dunkel, und saisonal ein Jahrgangsbier, das immer am 23. April, dem Tag des deutschen Biers (und des sogenannten Reinheitsgebots…) gebraut wird, und das Josefi-Märzen zum Josefi-Tag. Klassische deutsche Bierstile, und durchaus ein beeindruckendes Portfolio.

Man ist stolz auf die Stolz-Biere, und man hält das Reinheitsgebot in Ehren. Sagt man zumindest. Und bietet doch gleichzeitig ein Radler an, verhunzt das schöne Blaubändele also bereits in der Flasche mit Zitronenlimonade. Ist ja schön. Wem’s schmeckt. Aber konsequent ist das für die Verfechter des Reinheitsgebots natürlich nicht. (Wenn auch juristisch korrekt…) Mögen sie doch bitte aufhören, uns mit diesen 500 Jahren angeblicher Reinheit des Biers zu nerven.

Nachdem wir im Allgäuer Nieselregen lange genug vor den Schaufenstern mit den Kupferkesseln gestanden haben, zieht es uns jetzt aber doch in den direkt nebenan liegenden Brauereigasthof Engel. Gleich im Eingangsbereich ein schöner Stammbaum der Brauerfamilie Stolz, und dann empfängt uns auf der rechten Seite ein gemütlich mit viel hellem Holz eingerichteter Schankraum. Die Lampen über den Tischen sind mit alten Messing-Zapfhähnen und anderen Brauerei-Utensilien verziert, auf den Tischen liegen Prospekte mit ausführlichen Informationen über die Brauerei, und in der Speisekarte sind die Biere detailliert beschrieben. Sehr schön!

Miniatur (2)Noch schöner, als ich entdecke, dass man die drei hier vom Fass angebotenen Biere auch in kleinen Probiergläsern verkosten kann. Das Blaubändele erweist sich als leckeres, süßliches und sehr süffiges Helles, das Zunftrat Dunkel erfreut mit schönen Dunkelmalzaromen. Beides sind Biere gerne auch für den großen Durst. Das Hefeweizen hingegen vermag uns nicht zu überzeugen. Ein merkwürdiges, fast schon chemisch wirkendes phenolisches Aroma stört, und auch nach dem Schluck bleibt ein Nachgeschmack, der uns nicht wirklich gefällt.

Die Speisekarte verspricht neben den Stolz-Bieren eine Reihe von leckeren regionalen Gerichten und, saisonal, auch zahlreiche Spargelgerichte. Was an unseren Nachbartischen serviert wird, sieht richtig appetitlich aus, und wir finden es schade, dass wir nur kurz vorher schon anderswo gegessen haben. Man kann nicht immer alles im Leben haben…

In der Summe ein sehr netter Brauereigasthof, den wir mit Sicherheit einmal wieder besuchen werden. Dann aber mit leerem Magen und auch mit mehr Durst, so dass wir auch die anderen Biere der Brauerei Stolz ausgiebig verkosten können.

Der Brauereigasthof Engel ist täglich von 11:00 bis 14:00 Uhr und ab 17:30 Uhr geöffnet; mittwochs und donnerstags sind Ruhetage (im Sommer von Juli bis September ist donnerstags aber abends geöffnet). Zu erreichen ist er problemlos mit dem Auto (Parkplätze gibt es auf dem Brauereigelände). Mit den Öffis wird es schwieriger. Es gibt keinen Bahnhof, und der Bus fährt nur selten.

Bilder

Brauerei Stolz GmbH & Co. KG
Rotenbacher Weg 2
88 316 Isny / Allgäu
Baden Württemberg
Deutschland

Brauerei Schäffler Hans-Peter Graßl KGMissen / AllgäuDEU

Nach Missen im Allgäu führte uns am 18. März 2008 der Weg, in die Brauerei Schäffler. Vor wenigen Monaten erst hatte eines der hiesigen Biere bei bierclub.de die Auszeichnung als „Bier des Monats“ bekommen, und heute empfing uns das Schäffler-Bräu mit einem gemütlichen Gastraum, sauber und gepflegt.

Die junge Dame, die uns bediente, war leider ein wenig begriffsstutzig und sehr langsam halten wir ihr mal zugute, dass sie offensichtlich noch ganz am Anfang ihrer Ausbildung steht. Und noch einen weiten Weg vor sich hat… Jedenfalls war sie bereits mit der einfachen Frage, welche Biersorten es vom Fass gebe, völlig überfordert.

Das Dunkle und das separat in der Getränkekarte angepriesene Hausbier stellten mich vor ein Problem: Wo liegt hier der Unterschied? Ich sehe keinen, ich schmecke keinen, ich rieche keinen. Beide Male scheint die Bedienung das Gleiche zu bringen…

Und auch das Pils machte mich nachdenklich. Mild, süffig, malzbetont und leicht süßlich. Hopfen? Fehlanzeige. Insgesamt ein leckeres Export oder Gold, aber ein Pilsener ist es geschmacklich wohl nicht. Schade. Unter anderem Namen wäre es ein hervorragendes Bier.

Nun, es bleibt ein Gefühl der Irritation, verbunden mit der Absicht, mit einem gebührenden zeitlichen Abstand mal wieder herzukommen und „nachzutesten“.

Nachtrag 5. Mai 2014: Sechs Jahre sollten für einen gebührenden Abstand wohl ausreichen und in der Tat, es haben sich einige, aber nicht alle Dinge geändert, in der Brauerei Schäffler.

Was ist neu, was ist geblieben?

Geblieben ist definitiv die gemütliche Atmosphäre. Eine nette, sehr gepflegte Gaststube, einladend und freundlich. Geblieben sind die deftigen, aber qualitativ guten Speisen auf der Karte.

Miniatur (1)Und geblieben ist auch die winzige Hausbrauerei, die als Ausstellungsstück im Schankraum steht. Bei Bierseminaren wird sie wohl auch ab und an in Betrieb genommen, und dann entstehen hier im Laufe eines Mini-Suds 20 l Bier.

Geändert hat sich das Bierspektrum. Serviert auf einem Holzbrett konnte ich alle fünf aus dem Fass angebotenen Sorten verkosten, und diesmal war auch ein deutlicher Unterschied zwischen den einzelnen Bieren zu sehen und zu schmecken. Nicht alle mundeten perfekt, aber in der Summe war es ein schönes Geschmackserlebnis. Und die freundliche, aufgeweckte Bedienung freute sich mit uns über die kleine Bierprobe und die Rückkopplung, die wir ihr gaben.

Neben den „klassischen“ Sorten produziert die Schäffler-Brauerei aber mittlerweile auch ein ganz besonderes Bier, und zwar ein Triple im belgischen Stil. Abgefüllt in eine 0,75-l-Flasche, etikettiert als Jahrgangsbier und lange in der Flasche nachvergoren beeindruckt es mit einem Alkoholgehalt von 10,5% und einem kräftigen Aroma. Schon unmittelbar nach dem Einschenken steigen intensive und komplexe Fruchtaromen in die Nase, untermalt von deutlichen Hopfennoten. Auf der Zunge erweist sich das Bier als ausgewogen und rund, gleichwohl kräftig und durch seine Geschmacksintensität beeindruckend. Sehr schön, wie hier Malz- und Hopfenaromen mit den von der Hefe eingebrachten Fruchtnoten spielen, wettstreiten und um Dominanz kämpfen.

Ein Bier, das sich sicherlich auch länger lagern lässt und im Laufe der Zeit noch komplexere, rundere Aromen entwickeln wird. Ich ließ es darauf ankommen und erstand extra eine zweite Flasche zum Einlagern.

Fortsetzung folgt also.

Irgendwann…

Nachtrag 2. Mai 2015: „Irgendwann“, das war also heute. Ein Jahr ist vergangen; die eingelagerte Flasche Triple steht noch unberührt im kühlen, heimischen Keller.

Neben der obligatorischen Bierprobe (Pils sehr mild gehopft, trotzdem gut; Gold rund, leicht süßlich, süffig; Dunkel malzig und würzig; Weißbier leicht bananig, aber auch Gewürznelken und ein Hauch Kümmel; Zwickl ungefiltert, vollmundig, süffig) standen zwei weitere Biere auf dem Programm, und zwar der Frühlingsgruaß, ein goldenes, sehr vollmundiges und malzig-rundes Helles, und ein dunkler Bock, der für die Jahreszeit zwar nicht passte (Ein heller, hopfiger Maibock hätte es heute sein müssen!), aber mit seinem vollen, malzigen und schwerem Geschmack gewissermaßen einen zweiten Hauptgang unseres Abendmenüs darstellte.

Miniatur (2)Beide Kellnerinnen, die sich uns heute im Laufe des Abends angenommen haben, waren gerne bereit, ein wenig mehr über die Biere zu erzählen, und es wurde deutlich, dass man sich hier, beim Schäffler, gerne und mit viel Engagement der Bierkultur widmet. Ein großes Lob, zeigt es doch, dass man viele Jahrhunderte alte Tradition, immerhin gibt es den Brauereigasthof schon seit 1468, mit zeitgemäßen Interessen und neuen Entwicklungen problemlos in Ãœbereinstimmung bringen kann.

Miniatur (3)Nachtrag 13. Mai 2016: Erneut ist ein Jahr vergangen. Im Brauereigasthof Schäffler hat sich nichts verändert. Gottseidank! Und insbesondere die Qualität des wunderbaren Weißen Bocks ist unverändert. Weich und malzig, gleichzeitig fruchtig und komplex, dunkelbraun, fast schwarz   ein herrlicher Weizenbock. Ein nahrhaftes und wärmendes Bier, und damit genau das Richtige für den heutigen, völlig verregneten Tag!

Der Brauereigasthof Schäffler ist täglich von 09:00 bis 24:00 Uhr durchgehend geöffnet; mittwochs ist Ruhetag (außer während der Weihnachts- und der Sommerferien in Bayern und Baden Württemberg). Man kann ihn zwar mit dem Linienbus erreichen, aber das ist schon eine recht zeitaufwändige Juckelei. Hier empfiehlt es sich, das Auto zu nehmen, auf dem großen gebührenfreien Parkplatz abzustellen und sich nach diversen Bieren ein Zimmer im angegliederten Hotel zu nehmen.

Bilder

Brauerei Schäffler Hans-Peter Graßl KG
Hauptstraße 17
87 547 Missen / Allgäu
Bayern
Deutschland