Theresienbrauerei und Gaststätte GmbHInnsbruckAUT

Ach je, die Raucher.

Die Raucher und ihre gesellschaftliche Akzeptanz in Österreich…

Es ist zum Heulen. Zehn oder mehr Jahre nach Einführung der entsprechenden Regelungen zum Schutz der Nichtraucher zieht Österreich schleppend und lustlos nach. Die Vorschriften werden nach dem Minimalkonsens umgesetzt, und vor allem: Österreich hat eine wahre Meisterschaft darin entwickelt, die Vorschriften so kreativ umzusetzen, dass einem Nichtraucher oftmals die Lust genommen wird, überhaupt auszugehen.

Beispiel gefällig?

Das Theresienbräu in Innsbruck. Eine große Gasthausbrauerei mitten in der Stadt. Nur ein paar Minuten außerhalb der Altstadt mit ihren winzigen Gassen, schnell zu Fuß zu erreichen. Riesig prangt die Aufschrift Theresienbräu auf dem Gebäude, als Logo dient eine vereinfachte Krone. Ziemlich ähnlich der aufblasbaren Plastikkrone, die es beim Burger King gibt, wenn man dort Kindergeburtstag feiert. Ein paar Tische stehen draußen, die Gäste sitzen in der tiefstehenden Sonne, genießen das schon rotgoldene Licht des frühen Abends und den Blick auf die Berge. Und natürlich das hier gebraute Bier.

Miniatur (3)Uns fröstelt es schon ein wenig, und so setzen wir uns lieber hinein. Ein etwas kahler, wintergartenähnlicher Anbau, dahinter langgestreckt die Theke mit einigen Tischen daneben. Ganz nett, aber nicht umwerfend gemütlich.

Blitzschnell eilt die junge Kellnerin auf uns zu. Freundlich, zuvorkommend, aufmerksam. Im Nu haben wir die ersten Biere vor uns stehen. Das hellbernsteinfarbene Stammbräu und das Weizen. Ersteres vollmundig, aromatisch, ausgewogen gehopft, aber für meinen Geschmack überspundet. Wie häufig in Gasthausbrauereien. Etwas weniger CO2 und das Bier wäre noch viel süffiger.

Das Weizen erfrischend, spritzig, mit angenehmen Fruchtnoten (Aprikose!). Vielleicht ein wenig zu dünn; etwas mehr Vollmundigkeit hätte nicht geschadet. Aber auch so: In Ordnung!

Die Brotzeitplatte dazu sehr ansprechend, auch reichlich. Aber: Wo, außer im österreichischen Aldi-Pendant Hofer, bekommt man denn so ein billiges, lappig schmeckendes Mischbrot? Zu einer anständigen Brotzeitplatte gehört doch neben Tiroler Schinken, Käse, Wurst auch ein anständiges, ein knuspriges, ein würziges Brot. Mit einer anständigen Kruste. Mit kräftigem Geschmack. Und nicht so zwei graue Lappen, die in ihrer Konsistenz an ein altes Spültuch erinnern. Im Geschmack vermutlich auch. Wobei ich seit langem mehr kein altes Spültuch ausgelutscht habe, ich könnte mich also täuschen. Gruselig!

Der Maibock macht’s wieder wett. Rund und würzig, kräftig und mit einer schönen Malzsüße. Sehr gefällig, sehr süffig. Und ebenfalls, wie das Stammbräu, eine schöne Bernsteinfarbe. Einzig die schlanke Pilsflöte ist merkwürdig, das Glas passt so überhaupt nicht zu diesem schönen Bier.

So, soviel also zu Essen, Trinken, Service. Solide, angenehm, aber nichts herausragend Besonderes.

Und die Raucher?

Ach ja.

Miniatur (1)Wenn nach diversen Bieren die Natur ihr Recht fordert und die Rückstände eben dieser Biere wieder als flüssigen Biomüll entsorgt wissen möchte, tritt man die Suche nach der Toilette an. Ganz hinten, mitten im Raucherbereich findet sie sich. Mit angehaltenem Atem stolpere ich also durch die schon am frühen Abend undurchdringlichen Nebelschwaden und ärgere mich, dass von diesem kurzen Moment die Klamotten bereits stinken werden. Rauchfreier Zugang zur Toilette? Leider Fehlanzeige.

Miniatur (2)Was aber fast noch schlimmer ist: Auch die hübsche, kleine Brauerei mit ihren Kupferkesseln steht mitten im Raucherbereich. Die großen Sichtfenster, die den Blick auf die blau illuminierten Lagertanks freigeben mitten im Raucherbereich. Und überhaupt: Warum ist es denn hier viel gemütlicher eingerichtet? Netter und aufwändiger dekoriert? Der Nichtraucherbereich wirkt lustlos, als habe man nur der Pflicht genügen wollen, irgend ein paar Tische auch für Nichtraucher bereit zu stellen. Nee, nee, nee, das ist nix. Formal nicht zu beanstanden, aber trotzdem: Das ist nix!

Und bevor jetzt wieder die Raucher mit ihrem Totschlag-Argument der Toleranz kommen und behaupten, das bisschen Geruch sei doch nicht schlimm: Das nächste Mal esse ich einen sauer eingelegten Olmützer Quargel mit Knoblauch und Zwiebeln, dazu einen frischen Rettich und ein halbes Dutzend frischer Hefeweizen, direkt aus dem Tank. Und wenn dann die im menschlichen Körper unvermeidliche Nachgärung beginnt und die Gase danach drängen, durch das von der Natur hierfür vorgesehene Ablassventil ins Freie gelassen zu werden, dann werde ich diesem Drange mitten im Raucherbereich nachgeben, dergestalt meinem Genuss frönen und Toleranz einfordern. Das bisschen Geruch ist doch nicht schlimm!

Das Theresienbräu ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags erst ab 12:00 Uhr. Kein Ruhetag. Durch seine Lage nur wenige Gehminuten südlich der Altstadt ist es problemlos erreichbar. Der Hauptbahnhof Innsbruck ist vielleicht 300 m entfernt; die Straßenbahn hält fast direkt vor der Tür.

Bilder

Theresienbrauerei und Gaststätte GmbH
Maria-Theresien-Straße 5153
6020 Innsbruck
Österreich

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