Rodinný Pivovar Berounský MedvědBerounCZE

Miniatur (2)„Da haste Dir ja was ausgesucht! Also, wir können uns diesen Schrottplatz ja gerne mal ganz kurz ankucken, aber dann suchen wir uns ein anständiges Restaurant!“ beschied mein holdes Eheweib, als wir vorsichtig über die zerborstenen und schief stehenden Betonplatten holperten und Schlaglöcher umkurvten, aus denen wir, sollten wir vielleicht hineinfallen, nicht ohne Leiter wieder heraus hätten klettern können. Ein verfallenes, vergammeltes altes Industriegebäude; verrostete Militärfahrzeuge, vom Kranwagen über Radpanzer und Kanonen bis hin zum alten Kettenfahrzeug. Und mit gelber Farbe aus der Sprühdose war auf eines der Fahrzeuge geschrieben: Restaurace. Mit verschmierten Pfeilen nach rechts.

Ich muss zugeben, auch ich hatte jetzt so meine Zweifel, und mutig holperten wir mit dem alten Diesel in den Innenhof des Schrottplatzes. Und wie ein völliger Fremdkörper inmitten dieser Industriebrache stand es plötzlich vor uns, das Gebäude der Rodinný Pivovar Berounský MedvÄ›d. Die Sonne schien, eine kleine Terrasse, die als Biergärtchen fungiert, die Menschen ließen es sich draußen gut gehen, obwohl es noch kalt war. Und obwohl direkt am Rand der Terrasse der Schrottplatz beginnt…

Drinnen der große Schankraum. Rappelvoll. Alle Tische eng besetzt; bestimmt hundert Leute. Ein gewaltiger Lärmpegel, Bombenstimmung, die Bedienungen schleppen große Tabletts mit großen Biergläsern durch die Menge; es riecht nach Schweiß, nach Bier und, leider, auch nach Rauch. Hier herrscht noch kein Rauchverbot.

Wir quetschen uns zu einer Gruppe mit an den Tisch und erfahren, dass man bei diesem herrlichen Wetter zwanzig Kilometer hierher gewandert sei. Und da der Rückweg genauso lang sei, müsse man sich nun natürlich erst stärken. Ich habe da so meine Zweifel, ob eine Stärkung in diesem Ausmaß wirklich hilfreich oder doch nicht eher kontraproduktiv ist, aber nach dem ersten Schluck des kräftig-herben Schwarzbiers Berounský MedvÄ›d Tmavé verfliegen diese im Nu. Das Bier ist verdammt lecker. Pfeif‘ auf den Heimweg, schnell noch eins! Klepáček Polotmavé, ein würziges Braunbier, ist die nächste Sorte. Süffig und aromastark. Na, und eins geht noch, das Lord SvÄ›tlé, ein helles Starkbier. Malzig und süffig, ein schweres, helles Bockbier.

Beschwingt und mit geröteten Wangen geht es zurück zum Auto; welch ein Glück, dass ich auf den Beifahrersitz darf, und in der warmen Nachmittagssonne vor mich hindösen. Vier weitere Biere hätte es noch gegeben, aber dann wäre es mir gegangen, wie den Wanderern an unserem Tisch, die mittlerweile selbst begonnen haben, daran zu zweifeln, ob sie problemlos die zwanzig Kilometer bis nachhause schaffen werden…

MiniaturDoch bevor wir vom Hof fahren, sehe ich, dass die Hintertür zur Brauerei offensteht. Schnell noch ein Blick ins Sudhaus. Was für eine seltsame Konstruktion. Fast könnte man den Eindruck bekommen, ein begabter Installateur hätte aus den draußen herumstehenden Fahrzeugen die passenden Blechteile ausgeschnitten und zurechtgedengelt. Eine von einem Metallrahmen gehaltene Backsteinkonstruktion trägt die Kessel und Pfannen, die aussehen, als seien sie aus einfachem, verzinktem Blech. Rußspuren am der Esse unter den Kesseln deuten auf direkte Befeuerung hin. Ungewöhnlich. Aber die Biere haben es ja bewiesen: Das Produkt ist ausgezeichnet. Und mir ist eine etwas wunderlich konstruierte Brauerei mit exzellenten Bieren lieber als ein Hochglanzprodukt aus dem Katalog von Kaspar-Schulz, auf dem ein minderbegabter Brauer untrinkbaren Sudel produziert.

Die Familienbrauerei zum Berouner Bären, denn das heißt Rodinný Pivovar Berounský MedvÄ›d, liegt etwa drei Minuten vom Bahnhof Berouns entfernt, ist also mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar. Wenn man mit dem Auto kommt, parkt man einfach zwischen den Panzern und Kanonen. Geöffnet ist täglich ab 10:00 Uhr mindestens bis Mitternacht. Und wen zu ungewöhnlichen Zeiten der Durst übermannt, der kann rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag, beim Pförtner des Schrottplatzes 1,5-l-PET-Flaschen mit dem leckeren Berouner Bier erstehen. Eiskalt, frisch abgefüllt, alle sieben Sorten! Vorbildlich, wie hier auch an die gedacht wird, die vielleicht einmal morgens um halb vier mit trockener Kehle aus dem Schlaf aufschrecken!

Bilder

Rodinný Pivovar Berounský Medvěd
Tyršova 135
266 01 Beroun
Tschechien

Brauerei zum StadtparkHockenheimDEU

Hockenheim, ein kleines Städtchen im Südwesten der Republik, das es eigentlich gar nicht nötig hätte, sich für einen testosterongeprägten und korrupten „Sport“ zu prostituieren. Und dennoch: Bereits am Ortsschild wird unmissverständlich auch derjenige, den es überhaupt nicht interessiert und der bewusst aus einer anderen Richtung dieses Städtchen anfährt, darauf hingewiesen, dass hier am Hockenheimring Formel-1-Rennen veranstaltet werden.

Heute, am 12. April 2015, zum Glück aber nicht, und so kann ich ungestört vom Massenschwachsinn, der wie auch am Nürburgring nach den Rennveranstaltungen dazu führt, dass gestandene Familienväter sich plötzlich nicht mehr in der Lage sehen, entspannt nachhause zu fahren, sondern sich unter dem Eindruck des Rennens glauben, beweisen und wie die sprichwörtliche „gesengte Sau“ die Verkehrssicherheit gefährden zu müssen, in das Stadtzentrum vordringen und mein Auto neben der Kirche parken.

Neben der Kirche? Göttlicher Beistand, um gegen die Formel 1 zu wettern?

Mitnichten. Aber genau hier, neben der Kirche, in der Parkstraße steht das Brauhaus zum Stadtpark, das Ziel meiner heutigen Reise.

1898, vor mehr als hundert Jahren bereits, ist das Gasthaus zum Stadtpark in einem durchaus eleganten Gebäude errichtet worden. Eher am Stadtrand erwies sich die Lage des Gebäudes als ideal, denn als 1932 die Rennstrecke in Hockenheim errichtet wurde, kamen die Besucher der Autorennen doch immer auch gerne in das Gasthaus zum Stadtpark zum Essen und zum Trinken.

Seit 2002 beherbergt das Gasthaus zum Stadtpark nun eine eigene Brauerei, ein Sudwerk der Firma Kaspar Schulz, und firmiert seither als Brauerei zum Stadtpark.

MiniaturBetritt man die Einfahrt durch das große, hölzerne Tor, so sieht man die unvermeidlichen Reminiszenzen an den Rennsport Malereien an den Wänden der Einfahrt zeigen stilisierte Rennszenen. Geradeaus geht es weiter in den Innenhof, der bei gutem Wetter als Biergarten dient und mit „betreutem Trinken“ wirbt.

Linker Hand der Eingang zur Schankstube. Dort, an prominenter Stelle, das kupferne Sudwerk, die klassische Brautheke von Kaspar Schulz. Tische, Stühle und Bänke verteilen sich über den beachtlich großen Schankraum mit mehr als 150 Sitzplätzen; an der gegenüberliegenden Seite stehen die stählernen Lagertanks, dezent mit einem Blauschimmer illuminiert.

Zwei Biere werden als Standardbiere angeboten, das Helle mit überraschenderweise nur 3,8% Alkohol und das bernsteinfarbene Original mit 5,0%. Dazu kommen saisonal wechselnd Weizenbier, Schwarzbier und das originell benannte „Nachtgrabb“ (was im hiesigen Dialekt wohl so etwas wie „Nachtmahr“ bedeutet), ein kräftiger Schwarzbierbock.

Als Autofahrer musste ich mich auf eine homöopathische Menge des Originals beschränken. Ein unauffälliges Bier. Malzbetont, leichte Melanoidinnoten. Nicht zu stark gespundet, durchaus süffig und angenehm. Ohne Fehlgeschmäcker, aber auch ohne geschmackliche Höhenflüge. „Eines von den Vielen, die es zu Millionen gibt!“ die Songzeile von Hans Hartz aus einem ganz anderen Kontext kommt mir in den Sinn.

Dazu gibt es typische Brauhausküche zu fairen Preisen.

Bemerkenswert ist, dass das Brauhaus damit wirbt, dass auch zum Großen Preis von Deutschland auf dem Hockenheimring alle Preise ohne Rennaufschlag weiter gelten. Immerhin! Aber allein die Tatsache, dass dies einer Erwähnung wert ist, unterstreicht nur meine Meinung zum Massenschwachsinn Rennzirkus.

Das Brauhaus am Stadtpark in Hockenheim ist täglich ab 16:30 Uhr geöffnet, sonntags bereits ab 11:00 Uhr. Dienstags ist Ruhetag. Zu erreichen ist das Brauhaus bequem mit dem Auto, nur 200 m weiter findet man in der Oberen Hauptstraße ein Parkhaus. Oder man kommt mit der Regionalbahn oder der S-Bahn 33 von Bruchsal; der Bahnhof ist etwa einen Kilometer zu Fuß entfernt.

Bilder

Brauerei zum Stadtpark
Parkstraße 1b
68 766 Hockenheim
Baden Württemberg
Deutschland

Andreasbräu GmbHEggenstein-LeopoldshafenDEU

Ein bisschen nördlich von Karlsruhe liegt die Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen, einer der Orte, der nach irgendeiner Gebiets-, Verwaltungs- oder Sonstwas-Reform mit einem unausprechlichen Doppelnamen „gesegnet“ ist, der Behördengänge zur Qual macht. „Wo kommen Sie her?“ „Engschteinleppolshafn!“ „Wie bitte? Buchstabieren Sie doch mal!“

…und schon ist der halbe Vormittag rum.

Wie schön, dass der Name der hier gelegenen Gasthausbrauerei viel einfacher und daher ganz einprägsam ist: Andreasbräu. Benannt nach dem Inhaber Andreas Philipp, der gleichzeitig auch Braumeister ist und das Andreasbräu im Jahr 1996 gegründet hat.

Die Adresse Donauring klingt etwas seltsam, liegt Eggenstein-Leopoldshafen doch mitnichten an dieser, sondern am Rhein, aber das kann man der Brauerei ja nicht zum Vorwurf machen.

Ein kleines Einkaufszentrum so ungefähr in der Mitte zwischen den Ortsteilen Eggenstein und Leopoldshafen, ein paar Geschäfte, ein Reisebüro, und die Brauerei. Von außen dadurch nicht gerade ein Kleinod mitteleuropäischer Baukunst, sondern eher ein Zweckbau. Drinnen dafür aber gemütlich. Viel Holz, in der Mitte des Raumes die Schanktheke, um die herum man es sich direkt an der Bar gemütlich machen kann, und ansonsten viele Tische und Stühle im kleinteilig gegliederten Schankraum. Das in der Farbe von dunklem Kupfer glänzende Zwei-Geräte-Sudwerk steht ein wenig in die Ecke gezwängt ein Zugeständnis wohl daran, dass das Andreasbräu stark frequentiert ist und jeder Quadratmeter für Sitzgelegenheiten genutzt werden muss.

MiniaturAuch am 14. Januar 2015, einem ganz normalen Wochentag, war das Andreasbräu am frühen Abend rappelvoll, und nur mit Mühe konnte ich mich noch an die Theke quetschen. Zwei Biere waren im Ausschank, das Pils (als Standardbier) und noch vom Jahreswechsel das Neujahrs-Altbier, mit 5,7% etwas stärker eingebraut und etwas dunkler als das Pils. Gleichmäßíg trüb und mit einem kremigen Schaum wird es serviert, sieht appetitlich aus. Ein wenig zu vollmundig, mastig schon fast noch gut trinkbar, aber doch recht sättigend. Ich persönlich bin nicht so richtig zufrieden, vermisse ein wenig Originalität und bin der Meinung, dass ein wenig längere, kalte Lagerung dem Bier sicherlich gut getan hätte. Mit Altbier hat das so nicht so wirklich viel zu tun, schmeckt eher wie ein ungefiltertes Märzen oder Festbier.

Die Bedienungen sind fix, sehr fleißig und ausgesprochen freundlich; die Küche bietet große Portionen, und auch, wenn ich hier nicht gegessen habe, sah alles, was an mir vorbeigetragen wurde, doch sehr appetitlich aus.

Das Publikum ist gemischt über alle Alters- und Statusgruppen hinweg, Studenten, ältere Damen und Herren, der Arbeiter, der nach einem langen Tag noch schnell seinen Durst stillt. Die typische Mischung, wie man sie im Südwesten der Republik häufiger antrifft; ein Umfeld, das auf der Homepage der Brauerei nett beschrieben ist: „Hier im Südwesten Deutschlands, wo die selige Pfalz aufs liebliche Baden trifft, der Hardtwald eine fleißig forschende, elitäre Technologieregion begrünt und der Rhein sich zum Baden breit macht. Hier in Eggenstein-Leopoldshafen, wo der Inhaber Andreas Philipp ein echter Braumeister ist und noch selbst für seine Gäste braut.“

Etwas holpriger allerdings das Gedicht, das auf einer geschnitzten Tafel am Sudwerk angebracht ist:

Mit Gottes Segen brauen hier
Zwei Andreasbrauer Ihr uriges Bier
Unfiltriert fein
Natürlich und rein,
Versuch’s mal, es mundet auch Dir!

In der Summe kann man es hier gut aushalten und einen gemütlichen Abend genießen. Das Andreasbräu ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet. Zu erreichen ist es problemlos mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die Haltestelle der Stadtbahn ist direkt nebenan; aber auch mit dem Auto ist es kein Problem, da das Einkaufzentrum einen großen Parkplatz bietet.

Nachtrag 27. Januar 2015: Kaum hatte ich meinen Bericht über das Andreasbräu veröffentlicht, kam schon eine Reaktion vom Betriebsleiter Florian Nagel: „jetzt warst Du endlich mal vor Ort, und ich hatte ausgerechnet am Mittwoch frei…“!

Nun, dieser „Beschwerde“ konnte abgeholfen werden, und so war ich heute erneut zu Besuch im Andreasbräu und bekam von Florian einen deutlich detaillierteren Einblick in die Brauerei vermittelt. Neben dem „Kucken in alle Kessel und Pfannen“ gab es auch ein neues Saisonbier zu verkosten, ein Rauchmärzen, das das Neujahrs-Alt abgelöst hat. Nur dezent rauchig, angenehm sämig und trotzdem frisch ein sehr schönes Bier. Und was das nur zurückhaltende Raucharoma anbelangt, so erzählte Florian, dass man natürlich ein wenig auf die eher vorsichtig-zurückhaltende Kundschaft Rücksicht nähme. Etwas Neues ausprobieren, ja gerne, aber zu radikal darf es nicht sein, sonst tränken es nur noch die wenigen Hardcore-Bierfans, die aber nicht für ausreichend Umsatz sorgen würden. Bei einer Sudlänge von 10 hl verständlich 1000 l eines zu exotischen Bieres verkaufen sich dann wohl in der Tat zu langsam.

Der heutige Besuch wurde mit einem Rundgang durch den Gär- und Lagerkeller sowie durch einen asiatischen Glasnudelsalat abgerundet eine schöne Kombination: Leckeres Bier und asiatische Küche. Etwas, das ich hier gar nicht vermutet hätte, meiner persönlichen Präferenz aber sehr entspricht. Prima!

Nachtrag 3. April 2015: Derzeit gibt es Roggenbier. Schön sämig und vollmundig, lecker und empfehlenswert!

Nachtrag 7. April 2015: Heute im Ausschank: Emmer Urbier. Ein robustes, etwas kantiges, aber sehr empfehlenswertes, kräftiges Bier.

Bilder

Andreasbräu GmbH
Gasthausbrauerei, Likör- & Wurstmanufaktur
Donauring 71a
76 344 Eggenstein-Leopoldshafen
Baden Württemberg
Deutschland

Vogel-Hausbräu GmbH & Co.KGEttlingenDEU

Rudi Vogel, der Pionier des deutschen Gasthausbrauereiwesens. Einer der ersten, wenn nicht sogar DER erste neue Gasthausbrauer in Deutschland, als er 1985 das Vogelbräu in Karlsruhe eröffnete.

Rudi Vogel, der geniale Selbstvermarkter. Wie keinem Zweiten ist es ihm gelungen, rund um seine Gasthausbrauereien einen Kult zu entwickeln. Brillante und weniger brillante, immer aber originelle Ideen und Konzepte.

Im am 12. Juni 1988 eröffneten Vogel-Hausbräu in Ettlingen ist das Leitthema „Kino“. Kunststück das Gebäude war vorher ein Lichtspielhaus, vulgo Kino. Die Wände sind verziert mit Bildern der Leinwandhelden längst vergangener Zeiten, und in der Dekoration finden sich immer wieder Anspielungen auf Spielfilme, Requisiten, Kinos.

Wie es auf der Website heißt: „Im alten Ettlinger Kino läuft seit dem 12. Juni 1988 der immer gleiche Kult-Film: Das unfiltrierte Original!“ Und auch die Leuchtreklame draußen erinnert an die alten Kino-Zeiten: „Der neue Kult-Film im Ettlinger Kino: Vogel Hausbräu, 1396. Woche.“

MiniaturFür eine Gasthausbrauerei ist das Vogel-Hausbräu ziemlich groß. Auf zwei Etagen verteilen sich die Tische und Bierbänke. In der oberen Etage hat man einen prima Überblick über den ganzen Restaurantbereich und das kupferne Sudwerk am Stirnende des großen Saals.

Die Bedienungen sind freundlich, aufmerksam und blitzschnell; die Speisekarte brauhaustypisch mit ein paar richtig preiswerten Sattmachern. Und natürlich das Bier: Zwei Sorten gab es zum Zeitpunkt meines Besuchs am 19. März 2015: Ein kräftig gehopftes Pils als Standardbier. Etwas rau, etwas kratzig, scheinbar ist das Wasser in Ettlingen recht hart, aber dennoch gut trinkbar. Und als Saisonbier ein Märzen. Kräftig braun, kräftig malzig, weniger stark gehopft und deutlich harmonischer.

Einem festen Braukalender folgend kommt durchschnittlich alle zwei Wochen ein neues Saisonbier an den Hahn, begleitet von einem entsprechenden Werbeauftritt, in dessen Mittelpunkt Rudi Vogel sich selbst stellt. Sonntags gibt es von 11:00 bis 15:00 Uhr bei freiem Eintritt Live-Musik, und auch sonst ist das Jahr über immer wieder mal etwas los, und mit diesem Konzept ist es gelungen, in den fast dreißig Jahren seines Bestehens dem Vogel-Hausbräu in Ettlingen den Charakter einer Institution zu verleihen.

Insofern verwundert es auch nicht, dass die Hausbrauer aus dem Karlsruher Raum diese Gasthausbrauerei am 19. März 2015 für ihren unregelmäßigen Stammtisch genutzt haben. Zahlreiche Biergespräche, Diskussionen über Bierbücher, -spiele, -bars, -sorten und brauer sowie eine Schau von Plüsch-Hefezellen (ja, die gibt’s wirklich des kleinen Brauers Kuscheltiere…) ließen den Abend dieses Treffens im Nu vergehen.

Das Vogel-Hausbräu in Ettlingen ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet; es gibt keinen Ruhetag. Bei schönem Wetter ist der Biergarten geöffnet. Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist problemlos; der S-Bahnhof Erbprinz / Schloss ist nur 50 m entfernt. Wer mit dem Auto kommt, findet 100 m weiter am neuen Markt ein preisgünstiges Parkhaus.

Nachtrag 5. April 2015: Überraschend schnell hat sich ein zweiter Besuch im Ettlinger Vogelbräu ergeben. Zufällig, ja, aber dann gezielt genutzt, um das Geheimbier erneut zu testen. Jedes Jahr braut Rudi Vogel in allen drei Brauhäusern einmal ein Bier, dessen Stil er nicht bekannt gibt, das sogenannte Geheimbier. Im Rahmen eines kleinen Preisausschreibens dürfen die Gäste dann raten, um welchen Stil es sich handelt. Im März 2015 war es, wie am 4. April schließlich verraten wurde, ein helles Pale Ale. Und nachdem ich dieses gestern im Karlsruher Vogelbräu verkostet hatte und maßlos enttäuscht war, versuchte ich es heute erneut, diesmal in Ettlingen. Da das Bier in allen drei Brauereien jeweils separat gebraut wird, hatte ich die Hoffnung, dass es etwas besser schmecken könnte. Aber leider, ich wurde enttäuscht. Der Geruch nach Schwefelwasserstoff war vielleicht einen Hauch weniger intensiv, die breite Hefebittere vielleicht nicht ganz so aufdringlich, aber dennoch war es auch heute kein Genuss. Schade, aber dieses Jahr war das mit dem Geheimbier nix Dolles.

Bilder

Vogel-Hausbräu GmbH & Co.KG
Rheinstraße 4
76 275 Ettlingen
Baden Württemberg
Deutschland

Palmbräu Eppingen GmbHEppingenDEU

Mikrobryggeri Irish Pub Sundsvall, Schweden

Angefangen hat alles mit einer Weinstube. Ausgerechnet! Es war 1835, als Jakob Zorn begann, für seine Weinstube auch Bier zu brauen und dieses dort auszuschenken. Es kam bei den Gästen offensichtlich gut an, denn der Bierausstoß stieg kontinuierlich. Getreu dem Motto „Das Beste an einer Weinprobe ist das Bier danach!“ erwies sich die Entscheidung als Glücksgriff für die Weinstube.

Palmbräu nannte sich die Brauerei aber erst Jahrzehnte später. Das Gasthaus war wohl einmal mit Palmen dekoriert worden, anschließend in Gasthaus zur Palme umbenannt worden, und irgendwann sprang der Name dann auch auf das Bier und die Brauerei über.

Ende des 20. Jahrhunderts hatte sich die Brauerei zu einer anerkannten regionalen Größe entwickelt und zeichnete sich durch ein bis heute erhaltenes überraschend großes Produktportfolio aus. Auch heute noch, am 5. April 2015, umfasst die Bierliste auf der Homepage der Brauerei über zwei Dutzend verschiedene Biermarken. Und selbst wenn man die alkoholfreien und Misch-Getränke abzieht, bleiben immer noch mehr als zwanzig „richtige“ Biere übrig.

Angesichts dieser langen Liste könnte man die großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten vor wenigen Jahren, die die Brauerei bewältigen musste, fast vergessen. 2002 hat die Palmbräu Insolvenz anmelden müssen und überlebte nur dadurch, dass die Weldebräu aus Plankstadt die Mehrheit an der Palmbräu übernahm, die Marke jedoch eigenständig fortführte. 2008 kam es erneut zur Insolvenz, und in den Medien wurde jede Menge schmutzige Wäsche gewaschen. Vorwürfe bis hin zur absichtlich herbeigeführten Pleite machten in den Zeitungen und Nachrichten die Runde. Eine erneute Übernahme, diesmal durch das Brauhaus Pforzheim, konnte die Insolvenz abwenden, und mittlerweile scheint die Palmbräu wieder auf Erfolgsspur zu sein.

Seit 2010 waren Sudhaustechnik, Abfüllerei und Energieversorgung modernisiert und auf den neuesten Stand wirtschaftlicher Technik gebracht worden, und seitdem läuft die Produktion reibungslos.

MiniaturDas Sudhaus steht unmittelbar am Rand der historischen Fachwerk-Altstadt Eppingens, und durch große Fenster kann man die alten Kupferkessel sehen. Das Bier wird in der Region ausgeschenkt und in den Getränkemärkten im Südwesten Deutschlands eigentlich überall angeboten. Und mit der Aktion „Bier des Monats“, derzeit ein Frühlingsbock, versteht es die Brauerei, jeden Monat erneut Interesse zu erwecken.

Der Werk- oder Rampenverkauf der Palmbräu ist werktags von 08:00 bis 12:00 Uhr und von 13:30 bis 17:00 Uhr geöffnet. Zu erreichen ist die Brauerei am besten mit dem Auto; man kann direkt in der Nähe problemlos parken. Vom S-Bahnhof (Linie S5 von Heidelberg) bis zur Brauerei sind es aber auch nur wenige hundert Meter.

Bilder

Palmbräu Eppingen GmbH
Ludwig Zorn Straße 2
75 031 Eppingen
Baden Württemberg
Deutschland