Kehrwieder KreativbrauereiHamburgDEU

MiniaturWie gewaltige Ventile mit unterschiedlich weit geöffneten Klappen stehen vier Milchbottiche in einer Reihe nebeneinander. Gewaltige Basspfeifen einer Orgel, auf der das Aromaspiel des Hopfens beginnen soll. Der Besucher horcht aufmerksam, ob er einen unendlichen tiefen Bass hören kann, der dem Durchmesser dieser Orgelpfeifen gerecht würde. Aber es herrscht Stille. Absolute Ruhe. Lediglich aus dem Nachbarraum hört man Julia Wesseloh mit Papieren rascheln. Büroarbeit.

Noch kein einziger Liter Bier ist in diesen ehemaligen Milchbottichen gebraut worden, aber es kann nur noch wenige Wochen dauern. Ein paar Handgriffe noch. Eine Verrohrung hier, eine Verschraubung dort. Der Kühlraum muss noch aufgebaut werden; die Bauteile lehnen an der Wand der großen Halle. Auch der Flaschenfüller ist noch eingepackt. Aber die wesentlichen Arbeiten sind erledigt. Endlich.

Lange hatte es gedauert. Die Pläne waren da, Rezepte auch. Und der Erfolg. Die ersten Biere der Kehrwieder Kreativbrauerei waren in Dänemark im Fanø Bryghus entstanden, später wurde dann in Deutschland wandergebraut. Mit dem Prototyp schlug das Brot-und-Butter-Bier der Kehrwieder wie eine Bombe ein. So schnell konnte gar nicht gebraut werden, wie sich das Bier verkaufte. Parallel dazu entstand die SHIPA-Serie Single Hop India Pale Ale. Immer wieder mit einer neuen Hopfensorte. Amarillo, Cascade, Simcoe, Polaris, Hüll Melon, Equinox, Ella, Mandarina ein Parforce-Ritt durch die Welt der neuen Hopfensorten. Jedes Bier für sich ein Erlebnis.

Und dann waren da noch Sondersude. Feuchter Traum, ein Bier mit frisch gepflücktem, grünem Hopfen. Der Senatsbock, die Wiederbelebung eines alten Hamburger Biers, gemeinsam mit vier anderen Hamburger Brauereien. Das Moll, ebenfalls eine Wiederbelebung eines alten, ausgestorben scheinenden Stils, gemeinsam mit Alexander Himburg vom BrauKunstKeller. Und, und, und… Ideen über Ideen. Und so wenig Zeit!

Gleichzeitig wollte Oliver Wesseloh sich eine eigene Brauerei aufbauen. Eine geeignete Halle musste gefunden werden, Braukessel, ‑pfannen und ‑bottiche beschafft werden. Beides für sich Bier brauen und Brauerei planen jeweils genug Arbeit, um den ganzen Tag beschäftigt zu sein. Das „Pech“ wollte es, und hier sind die Anführungszeichen wirklich einmal angebracht, dass Oliver 2013 die Weltmeisterschaft der Biersommeliers gewann. Genial, eigentlich, denn fortan reiste er um die Welt, durfte mal hier, mal dort für die Idee wirklich guten Biers werben. Fernsehen, Radio, Zeitungen, Internet es gab kein Medium, dass sich nicht für ihn interessiert hätte.

Aber der Fortschritt mit der eigenen Brauerei verzögerte sich. Erst musste wieder ein Fernsehtermin absolviert, dann ein Zeitungsinterview gegeben werden, dann musste natürlich! auch wieder gebraut werden. In Dänemark oder sonstwo. Nicht auszudenken, wenn das Bier plötzlich knapp geworden wäre, der Prototyp auf einmal „aus!“ gewesen wäre.

Jetzt aber, am 5. Juni 2015, jetzt steht die Brauerei endlich. Man hat eine Halle gefunden, am äußersten Stadtrand Hamburgs, schon richtig ländliche Lage. Hundert Meter weiter grasen Kühe und Pferde auf der Weide. Die Anlage steht, und ungeduldig öffnen die ehemaligen Milchbottiche ihre Mäuler und warten auf den ersten richtigen Sud.

Fünf Hektoliter sollen hier pro Sud entstehen. Die Tanks für Gärung und Lagerung stehen ebenfalls schon bereit. Für die Flaschenreinigung steht ein schon historischer Flaschenwäscher bereit, der auch tatsächlich genutzt werden und nicht nur zur Dekoration benutzt werden soll. Der Flaschenfüller ist dann schon wieder etwas moderner.

Und vorne, in der Ecke, steht eine Theke mit Hausbrauer-Utensilien. Ein Einkochtopf, ein 50-l-Braumeister, Schubladen mit verschiedenen Malzsorten. Hier finden derzeit schon Brauseminare statt. Viele Liter Bier hat die Halle also schon entstehen sehen aber noch nicht einen einzigen kommerziellen, auf der neuen Sudanlage.

„Spätestens im Spätsommer soll es soweit sein“, erzählt Praktikant Christian, der mich durch die Brauerei geführt hat, als wir wieder im Vorraum der Brauerei stehen. „Und es ist höchste Zeit“, ergänzt Julia. „Wir sind alle schon ungeduldig.“

„Am meisten wohl die Kunden…“ füge ich in Gedanken hinzu und sehe mich noch einmal im zukünftigen Schalander um. Exotische Bierflaschen stehen im Regal, ein kleines Stillleben aus Kronkorken und Teelichtern auf dem Tisch. Auf der Fensterbank das Modell einer Kogge. Kein Laut ist zu hören. Da ist sie wieder diese Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm? Dem Ansturm der Bierfans, wenn endlich der erste Sud gefahren ist?

Die Kehrwieder Kreativbrauerei befindet sich in Sinstorf am Südrand Hamburgs, zwei Minuten mit dem Auto von der Autobahnabfahrt A7 Marmstorf entfernt in einem Gewerbegebiet. Zu Beginn des Sinstorfer Kirchwegs gleich links in die Einfahrt, und dann ist an der ersten großen Halle bereits alles ausgeschildert. Mit der Buslinie 143 (Haltestelle Hirschkäferweg) geht es genauso komfortabel, dauert aber deutlich länger. Feste Öffnungszeiten gibt es noch nicht die Brauerei ist noch nicht in Betrieb.

Bilder

Kehrwieder Kreativbrauerei
Sinsdorfer Kirchweg 74 92
21 077 Hamburg
Hamburg
Deutschland

Buddelship Brauerei GmbHHamburgDEU

„Geniales Bier!“ „Welches?“ „Alle!“

„Die besten Etiketten überhaupt, echt klasse!“

„Da musst Du unbedingt hin!“

„Von den neuen Brauereien hier im Norden definitiv eine der besten!“

Die Kommentare, die ich in den letzten Wochen und Monaten über seine Buddelship Brauerei GmbH gehört habe, könnten nicht stärker kontrastieren mit dem ruhigen und bescheidenen Auftreten von Simon Siemsglüss. Geduldig und freundlich unterbricht er seine Arbeit am Flaschenfüller. „Na, hast Du hergefunden?“

Eine berechtigte Frage. Ein wenig versteckt liegt sie ja schon, die Buddelship Brauerei, in einer alten Halle, die vormals mal eine Fischverarbeitung beherbergt hat, und dort hinter einem der hintersten Hallentore. Typisch für Simon, dass kein großes Schild an der Straße steht, und auch das Firmenschild am Hallentor ist gerade mal etwas größer als ein Spickzettel. Selbstbeweihräucherung liegt ihm nicht.

MiniaturDie Biere sprechen halt für sich. Acht reguläre Biere entstehen hier auf einer 10-hl-Anlage als Standardbiere, vier davon rund um das Jahr, weitere vier als Saisonbiere. Und daneben entstehen immer mal wieder Sondersude, einmalige Spezialitäten. Wir stehen auf einer kleinen Leiter und schauen in den Gärbottich. „Das meiste mache ich mit offener Hauptgärung. Schau hier, die herrlichen Kräusen. Und der fruchtige Duft des Aromahopfens.“ Ich nehme eine Nase voll, dann gehen wir ein paar Schritte weiter. „Hier die Tanks für die obergärigen Biere, und hier im Kühlraum die für die Lagerbiere!“ Berge von Hopfen liegen neben den gekühlten Tanks, nur die feinsten Sorten!

„Tja, und hier drüben arbeitet meine Freundin Gabrielle“, lacht Simon und zeigt auf die Etikettiermaschine vom Typ Gabrielle 2. „Französische Produktion. In Deutschland hieße sie vielleicht EM 2000 oder so, aber die Franzosen sind Romantiker!“ Gabrielle. Rechts neben ihr der Flaschenabfüller. Namenlos. Mit zwei, drei Handgriffen ist er an unterschiedliche Flaschengrößen angepasst. „Eigentlich gibt’s bei mir ja immer nur die Standard-0,33-l-Flaschen, aber für Sondersude nehme ich auch mal andere Größen, wie beim Spider Monkey, da ist das ungemein praktisch.“

Spider Monkey? Ich nehme die große und dicke Flasche zur Hand. „Coffee IPA? Du meinst, ein helles, stark gehopftes Bier, und dann mit Kaffee?“ „Genau! Klingt irgendwie paradox, helles Bier und Kaffeearoma und geschmack, aber probier ruhig mal!“ Ich packe mir eine Flasche in meinen Rucksack. Blöd, dass wir direkt anschließend die Holzstiege hochklettern und uns das Malzlager und die Schrotmühle ansehen. Die Flasche klimpert und zieht nach unten, hätte ich ja auch hinterher einstecken können…

Von hier oben hat man einen schönen Blick in die ganze Halle. Ein bisschen durcheinander wirkt es für den Besucher, aber für Simon hat alles seine perfekte Ordnung. Er macht den gesamten Betrieb ganz allein und hat die Abläufe für sich persönlich optimiert.

„Es war schon immer mein Traum gewesen, eine eigene Brauerei zu haben!“ Nach Erfahrungen im Ausland, in China und in Großbritannien, hatte sich Simon entschlossen, sich selbständig zu machen. Die Halle in Stellingen war rasch gefunden, und nach und nach entstand hier die Brauerei, genau nach seinen Vorstellungen. Weissbier („Blanker Hans“), Rotbier („Roter Klinker“), Schwarzbier („Kohlentrimmer“) und Pilsener („Mitschnagger“) entstehen hier rund ums Jahr. Einprägsame Namen, toll designte Etiketten, hervorragender Geschmack. Die Saisonbiere sind das Belgian Saison („Brügge“), das IPA („Great Escape“), das Baltic Porter („Gotland 1394“) und das Pale Ale („The Steelyard“). Probiert habe ich sie in den letzten Monaten alle, auch wenn es nicht einfach war. Egal, ob beim kleinen Bierfest im Galopper des Jahres in Hamburg oder in der völlig überfüllten Markthalle Neun in Berlin beim Wurst & Bier Festival die richtig guten Biere sind ruckzuck ausgetrunken, da muss man sich sputen. Und jedes der acht Biere war in der Tat richtig gut, jedes ein würdiger, hervorragender Vertreter seines jeweiligen Stils.

Ich komme ins Schwärmen und merke, wie es Simon schon fast unangenehm ist. Er wechselt schnell das Thema und zeigt mir die kleine Theke im Eingangsbereich zur Halle. Hier werden ab und an mal Verkostungen organisiert, hier kann man sich auch ein Bier zum Mitnehmen kaufen, so wie ich das gerade mit dem Spider Monkey gemacht habe, und hier werden sich Mitte Juli auch die Bierinteressierten im Rahmen der Hamburger Bierinseln treffen, durch die Brauerei stromern und die Biere verkosten.

Seit einem Jahr gibt es die Brauerei erst, oder genauer, seit einem Jahr sind die Biere auf dem Markt, die Brauerei selber steht schon ein wenig länger. Noch macht Simon alles ganz allein, with a little help from my friends, aber erste Pläne für eine festangestellte Hilfskraft gibt es wohl schon. Ein gutes Zeichen, der Betrieb läuft gut. Aber warum auch nicht, bei so leckeren Bieren?

Ich will nicht weiter stören im Ein-Mann-Betrieb gibt es immer zu viel Arbeit und zu wenig Zeit. Aber man sieht sich. Auf einem der nächsten Bierfeste. In Hamburg, Berlin, München oder sonstwo!

Die Buddelship Brauerei liegt in Stellingen im Industriegebiet und ist mit dem Bus (Linien 183, 283 und M4, Haltestelle Langenfelder Damm) ganz gut zu erreichen. Man muss zwischen all den Hallen ein wenig suchen und sich gegebenenfalls durchfragen. Offizielle Öffnungszeiten und Rampenverkauf gibt es nicht; es empfiehlt sich eine vorherige telefonische Absprache. Oder ein Besuch am 11. Juli 2015, während der Hamburger Bierinseln.

Bilder

Buddelship Brauerei GmbH
Warnstedtstraße 16 L
22 525 Hamburg
Hamburg
Deutschland

Nürnberger Altstadthof e.K. Hausbrauerei & WhiskydestilleNürnbergDEU

Als wir am 26. Oktober 1991 diese Hausbrauerei in der Nürnberger Altstadt entdeckten, gehörte sie wohl zu den ersten ihrer Art. Auch für uns stellte es noch etwas Besonderes dar, eine Gasthausbrauerei zu besuchen insofern mag die Erinnerung vielleicht etwas verklärt sein, wenn wir mit gehörigem zeitlichem Abstand das Gefühl haben, es wäre dort rundum prima gewesen…

Welche Gasthausbrauerei könnte sich heutzutage noch erlauben, lediglich eine einzige selbstgebraute Biersorte anzubieten, und diese dann noch ohne jeden Hinweis auf die Stilrichtung einfach nur als „Bier von hier“ anzubieten? Erwartet den Gast ein Helles, ein Dunkles, ein Weizen, ein Bock, wenn er ein „Bier von hier“ bestellt? Damals war das egal und wer eine bestimmte Sorte haben wollte, konnte ja eines der verschiedenen angebotenen Markenbiere wählen… Aber trotzdem war es schön!

Schade, dass wir damals keinen Fotoapparat dabei hatten, und so bleibt in der Erinnerung neben dem verklärten und subjektiven Eindruck nur ein Auszug aus der Getränkekarte von 1991.

Es sollte uns wohl Ansporn sein, mal wieder im Altstadthof vorbeizuschauen, denn die Gasthausbrauerei existiert nach wie vor!

17 Jahre später: Ein Besuch des Christkindlesmarktes brachte uns am 11. Dezember 2008 mal wieder nach Nürnberg, und natürlich nutzten wir die Gelegenheit, der Hausbrauerei Altstadthof einen erneuten Besuch abzustatten und einen Vergleich zu ziehen und diesmal auch mit Fotoapparat.

Viel hat sich verändert seit damals zwar weniger an der Inneneinrichtung (soweit uns unsere Erinnerung nicht täuscht…), aber an der Selbstdarstellung der Brauerei. Fünf verschiedene Biersorten sind im Angebot, und das sogar in kleinen 0,2-l-Krüglein zum Testen. Und sie schmecken durchweg gut. Natürlich waren das Helle und das Dunkle die üblichen, durchschnittlichen Gasthausbrauerei-Biere, als Zugeständnis an den Geschmack der Massenkundschaft, aber das Rotbier und der Bock waren wirklich bemerkenswert. Daneben gab es Bierschnäpse und Bieressig aus den verschiedenen Biersorten und jede Menge weitere Souvenirs, Spezialitäten und Andenken. So viel Verschiedenes, dass es sich offensichtlich lohnt, einen kleinen Souvenirladen direkt neben der Brauerei zu betreiben.

Und nachdem auch die Kässpatzen und der Brotzeitteller ausgezeichnet geschmeckt haben, waren wir erneut zufrieden.

Bis in 17 Jahren dann wieder?!?

MiniaturNachtrag 30. Mai 2015: 17 Jahre sind es nicht geworden, sondern „nur“ knapp sieben. Aber immerhin seit dem ersten Besuch hier sind es fast 24 Jahre. Und diesmal war es mir endlich auch vergönnt, einmal das Sudwerk von etwas näher zu betrachten. Im Rahmen einer Führung durch die Nürnberger Unterwelt, das heißt, durch die in den Stein gehauenen unterirdischen Gänge, die einst als Lagerkeller und Schutzräume gedient hatten, wurden wir auch in das kleine Sudhaus des Altstadthofs gespült und dort mit einem kleinen Gläschen frisch gebrautem Hellen begrüßt.

Wenn auch die Führerin, wohl aufgrund schlechter Erfahrungen mit vorwitzigen Besuchergruppen in der Vergangenheit, peinlich genau darauf achtete, dass niemand von uns auch nur einen winzigen Schritt in das Sudhaus hinein machte, sondern schön brav mit dem kleinen Henkelgläschen in der Hand sehnsüchtig hinüberblickend im Vorraum stehen blieb, gelang es doch, wenigstens das eine oder andere Foto zu schießen und somit den Beweis zu erbringen, dass es sich hier wirklich um eine „echte“ Brauerei handelt, und nicht, wie andernorts gelegentlich schon erlebt, um einen Ausschank, der sich Bräu nennt, aber in Wirklichkeit anderswo brauen lässt. Nicht, dass daran Zweifel bestanden hätten, aber es wirkt doch immer wieder beruhigend und bestätigend, sich auch zweifelsfreier Tatsachen ab und an einmal wieder vergewissern zu können.

An den kleinen Trunk und die zielgruppengerecht verhältnismäßig oberflächlichen Worte schloss sich ein gemütlicher Abend im Altstadthof an. Neben dem Konsum größerer Mengen getöteter Schweine, die mit den fünf angebotenen Bieren (Hell Rotbier Schwarzbier Rotes Weißbier Maibock) hinuntergespült wurden, war auch ein Einkaufsbummel durch den Souvenirshop angesagt. Neben den schon vor sieben Jahren hier angebotenen Spezialitäten ist das Angebot weiter ausgebaut worden, und eine Reihe interessanter nationaler und internationaler Bierspezialitäten sowie selbst hergestellter Whisky warten auf den genusssüchtigen Käufer.

Nur eine Unart hat sich bis heute nicht geändert: Die stereotype Reaktion des Personals auf den Zahlungswunsch: „Kreditkarten erst ab 50.- EUR.“ Das klingt ähnlich unangenehm wie „Draußen nur Kännchen!“ Beides typisch deutsch, in dieser Form nirgends sonst auf der Welt zu erleben, und internationalen Gästen gegenüber unhöflich. Man mag es als Kleinigkeit empfinden, aber es ist leider symptomatisch für das zwar besser gewordene, aber noch lange nicht angemessene Dienstleistungsniveau in Deutschlands Gastronomie.

Das Braustüberl des Altstadthofs ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; der Souvenirladen täglich ab 10:30 Uhr (freitags und sonnabends bis 18:30 Uhr, sonst bis 17:00 Uhr), mit einer Mittagspause von 13:15 bis 13:45 Uhr. Zu erreichen ist der Altstadthof problemlos zu Fuß (zehn Minuten vom Hauptmarkt), mit den durch die Fußgängerzone fahrenden Bussen oder mit dem Fahrrad (steiler Anstieg, aber nur kurz). Mit dem Auto ist es aufgrund der Parkplatzsituation schwierig, aber nicht ganz unmöglich.

Bilder

Nürnberger Altstadthof e.K. Hausbrauerei & Whiskydestille
Bergstraße 19 21
90 403 Nürnberg
Bayern
Deutschland

Barfüßer – das kleine Brauhaus in Nürnberg GmbHNürnbergDEU

Der 11. Dezember 2008 führte uns nach vielen, vielen Jahren mal wieder auf den Nürnberger Christkindlesmarkt und als wir uns dort am Glühwein und den Lebkuchen satt gesehen hatten, kam der Wunsch nach „etwas Ordentlichem“ auf, also nach einem Bier.

MiniaturEs war nicht allzu weit bis zum Hallplatz zur dort gelegenen alten Mauthalle, einem riesigen historischen Gebäude. An der Stirnseite empfing uns hinter der ersten Tür ein überlebensgroß gemalter, barfüßiger Mönch und wies uns den Weg in den Keller des Barfüßer Brauhaus. Beeindruckend! Ein schier endlos langer, riesiger Kellerraum, gegliedert und aufgeteilt durch Säulen und Bögen, in der Mitte die kupfern glänzende Sudanlage, und rundherum unendlich viele Sitzbänke, Tische, Stühle hier finden mit Sicherheit einige hundert durstige Bierfreunde Platz. Die ganze Einrichtung schön aufeinander abgestimmt ein warmes Gelb dominiert die Wände, und alles steht voller geschmackvoller, alter Möbel.

Trotz Weihnachtszeit gab es leider kein Festbier oder Bockbier, sondern nur das Barfüßer Blonde und das Barfüßer Schwarze bei der günstigen Lage dieser Hausbrauerei und bei dem Publikumsverkehr scheint der wirtschaftliche Druck, zusätzlich noch Spezialitäten zu brauen und auszuschenken, nicht sehr groß zu sein. Nun, während sich das Blonde als uninteressantes Standardbier entpuppte, mundete uns das Schwarze aber sehr gut ein wirkliches Schwarzbier, das seinen Namen zu recht trägt, das heißt, schlank und trocken, frisch herb und ohne die sonst oft anzutreffende malzige Fülle. Sehr schön!

Und außer dass die Bedienung gut gelaunt, humorig und schnell war, gibt es auch nicht viel mehr zu sagen, denn gegessen haben wir hier nicht.

Nachtrag 29. Mai 2015: Sensationell gemischte Eindrücke. Deren erster: Die Weihnachtsdekoration ist weg. Spurlos verschwunden. Ob dies mit dem Datum des heutigen Besuchs zusammenhängt?

Der zweite Eindruck: Das Blonde ist nicht mehr nur ein uninteressantes Standardbier, sondern durchaus auch zu schlechterem fähig. Mit viel Restsüße kam es sehr mastig daher, wirkte, wie nicht ausreichend lang gelagert. Grundsätzlich trinkbar, aber nach einem kleinen Glas fühlt man sich nicht mehr durstig. Und auf der Suche nach einem Ausdruck für dieses Gefühl beginnt man, die deutsche Sprache zu erforschen. Keinen Durst mehr. Ein Phänomen, das offensichtlich so selten auftritt, dass es für diesen Zustand kein eigenes Wort gibt? Satt, schlägt der Duden vor. Geht aber nicht, denn Hunger habe ich noch. Wie kann ich satt sein. Trinksatt? Klingt albern. Undurstig? Schon eher, aber etwas holprig im Klang. Auf der Suche nach dem passenden Wort stoße ich auf sitt. Ein Kunstwort, von der Dudenredaktion im Jahr 1999 im Rahmen eines Wettbewerbs festgelegt. Sitt, also. Nach einem Glas Blondem bin ich sitt. Merkwürdig.

Der dritte Eindruck: Wirklich sitt bin ich eigentlich doch nicht so richtig versuchen wir also das Schwarze. Nun, deutlich besser als das Blonde, aber so recht mag ich meine Lobeshymne aus dem Jahr 2008 nicht mehr nachvollziehen. Nun ja, trinkbar schon. Meine Güte, was wird andernorts nicht alles angeboten? Aber sehr gut, wie ich seinerzeit schrieb? Ach, nicht wirklich. Ich glaube, ich bin jetzt doch sitt.

Eindruck Nummer 4: Das Essen ist in Ordnung. Große Portionen regionalen Schmauses für angemessen wenig Geld. Krustenbraten, Rostbratwürste, Schäufala und dergleichen Diätküche mehr. Gute Grundlage für weitere Biere. Wenn ich doch nur nicht so sitt wäre…

Fünfter Eindruck: Man schenkt zwar Weißbier aus, braut es aber nicht selbst, sondern kauft es zu. Und das zu allem Überfluss aus der Tucher-Brauerei. Kein kleines, feines Brauereile vom Land, wenn dieser selten verwendete Diminutiv hier einmal Verwendung finden darf, sondern eine große Industriebrauerei, die erstens viele schöne Brauereien in Nürnberg aufgesogen, assimiliert und nahezu spurlos verdaut hat (Humbser, Lederer, Patrizier, Zirndorfer, …), und zweitens zur Radeberger Gruppe im Oetker-Konzern gehört. Fabrikbier.

Letzter, sechster Eindruck: Der Laden ist trotzdem voll. Trotz des uninteressanten Biers. Liegt vielleicht an den freundlichen und schnellen Bedienungen? Sollte man nicht unterschätzen. Guter Service trägt gerne zu gutem Eindruck bei. Oder an der guten Lage? Am vielen Platz, auch für große Gruppen? Egal. Es ist voll. Und das bleibt es, auch als ich den Saal verlasse und weiter ziehe.

Das Barfüßer Brauhaus ist täglich ab 11:00 Uhr bis morgens um 01:00 Uhr durchgehend geöffnet. Günstig in der Altstadt Nürnbergs am Hallplatz gelegen, ist es vom Hauptbahnhof in fünf Minuten erreicht, und somit an den Fern- wie auch den Nahverkehr hervorragend angebunden. Und mit dem Auto kommt man auch recht nahe heran wie man weiß, gibt es ein enges Netz von Autobahn rund um und durch Nürnberg.

Bilder

Barfüßer – das kleine Brauhaus in Nürnberg GmbH
Hallplatz 2
90 402 Nürnberg
Bayern
Deutschland

Meiningers CRAFT

Mit Meiningers CRAFT geht eine neue schlagfertige Zeitschrift zum Thema Bier an den Start. Die Erstausgabe bietet erwartungsgemäß einen starken Fokus auf die progressive Bierszene. Auf 114 Seiten dieser Ausgabe findet sich eine beachtliche Vielfalt an Themen mit einer Reihe fachlich solide geschriebener Artikel zu zeitgemäßen Bieren und Brauereien. Es kommen aber auch einige Branchengrößen zu Wort, um eine sicherlich angemessene Balance zu den vielen Entwicklungen deutscher und internationaler Kleinbrauereien zu schaffen.
Die Zeitschrift wird im Bahnhofs-Zeitschriften-Handel, sowie als Abo zur Verfügung stehen – vier Ausgaben pro Jahr. Einzelpreis 7,00 Euro.