Winkler Bräu GmbH & CO. KGLengenfeldDEU

Sonntag ist’s, und Mittagszeit. Irgendwo auf der Autobahn im Nordosten Bayerns. Mal wieder beruflich Kilometer fressen. Es läuft gut, kein Stau, und von dem einen oder anderen kräftigen Schauer abgesehen, trockene Straßen. Aber es kommt der Moment, der immer kommt: Egal, wie gut es läuft, irgendwann regt sich der Hunger.

Also, was sagt mein schlaues Telefon? Direkt an der Autobahnabfahrt befindet sich ein Brauereigasthof, und zwar der Winkler in Lengenfeld.

Na dann, Blinker rechts, runter von der Autobahn, und in der Tat: Zwei Minuten später schon stehe ich in Lengenfeld und staune. Brauereigasthof? Ja, ganz gewiss, aber einer von der edleren Sorte.

Miniatur (1)Ein gewaltiges Hotelgebäude begrüßt mich, seine gepflegte Schokoladenseite mit dem Familienwappen, den hölzernen Fensterläden und den glänzenden Dachziegeln zur Straße hin beeindruckt; rechts dahinter sieht man, wie andere Gebäudeteile an diesen zentralen Riegel herangebaut sind. Ein großes Hotel, mit einem ebenso großen Parkplatz davor.

Ich nehme mir einen Moment Zeit und laufe erst einmal um das Gebäude herum, einfach mal kucken. Ziemlich weit hinten das Sudhaus, mit großen Fenstern vor den Braukesseln, die aber leider so hoch sind, dass durch den sich im Glas spiegelnden Himmel hindurch nichts zu erkennen ist. Man ahnt die stählernen Kessel mehr, als dass man sie sieht, und fotografieren ist schon gleich gar nicht drin. Schade.

Rechter Hand dann noch eine offensichtlich später angebaute Halle mit der Abfüllung. Hier sieht man wenigstens ein bisschen was durch die Scheiben, aber auch nicht wirklich viel. Ohne eine extra Brauereiführung also leider nicht so ganz aufschlussreich.

Aber das Hotel mit seinem Bräustüberl, das kann man auch ohne Voranmeldung betreten und sich genauer anschauen. Ein paar Stufen hoch, und ich stehe zunächst im kleinen Biershop. Hier kann man die vor Ort gebrauten Biere im Sixpack kaufen, dazu gerne auch das eine oder andere bierige Souvenir. Links und rechts davon die Schank- und Speiseräume, sehr ordentlich und gepflegt, und vor allem: Proppevoll. Klar. Es ist Sonntagmittag. Der gutbürgerliche Familienvater schnappt sich seine Sippe und geht gut und lecker essen. Alles besetzt.

Mit etwas Glück finde ich aber im Wintergarten im hinteren Teil des Hotels noch ein Plätzchen für mich, ein Tisch für eine Person ist gerade noch frei. Um mich herum brummt und wuselt es, die Kellner und Kellnerinnen flitzen hin und her. Trotz großem Andrangs dauert es nur wenige Augenblicke, bis ich ein leckeres Kupfer vor mir stehen habe. Die Farbe macht dem Namen des Biers alle Ehre. Duftig malzig und schön rund und vollmundig, ein kräftig aromatisches Bier. Zum Essen sehr gut, aber ob seiner Fülle sicherlich nicht zum schnellen Durstlöschen an einem heißen Sommertag geeignet, sondern mehr für den langsamen, bewussten Genuss.

Und genau das mache ich jetzt auch. Langsam und bewusst genießen. Dazu eine ordentliche Portion Spargel, die Saison ist noch nicht vorbei. Lecker!

Miniatur (2)Für mehr als dieses eine Bier reicht es natürlich nicht es liegen noch viele Kilometer vor mir, da muss es bei einem kleinen Probierglas bleiben. Aber ich nehme mir einen Sixpack dieses Biers mit. Frisch gekühlt steht es im Regal im Biershop. Und direkt daneben, ziemlich teuer zwar, aber verführerisch, zwei Sorten holzfassgelagertes Bier. 9,50 EUR pro Flasche, aber ich kann nicht widerstehen. Zwei Flaschen dieser Spezialität müssen ebenfalls noch mit ins Gepäck. Vorfreude. Breites Grinsen. Die Kellnerin kuckt mich verlegen an. „Was grinst der Kerl so, habe ich was falsch gemacht?“, glaube ich, ihre Gedanken zu lesen. „Nein, nein“, denke ich zu mir, „alles ist gut, ich freue mich einfach nur über einen schönen Besuch in einem schönen Brauereigasthof!“ Eine kleine Perle direkt an der Autobahn.

Und nun, da ich weiß, wo diese Brauerei liegt, wird es sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich hier eingekehrt bin!

Das Bräustüberl der Winkler Bräu blickt auf eine viele Jahrhunderte lange Geschichte zurück laut Website der Brauerei wurde es bereits 1428 als Taverne („taffern“) genutzt. Heute ist es ein gepflegtes Restaurant in einem Vier-Sterne-Hotel, angegliedert an eine Brauerei, die Biere nach guten alten Rezepten braut, aber auch Experimenten wie der Holzfasslagerung gegenüber nicht abgeneigt ist. Schön!

Bedingt durch den Hotelbetrieb ist das Bräustüberl täglich von morgens bis abends durchgehend geöffnet; warme Küche gibt es mittags von 11:30 bis 14:30 Uhr und von 17:00 bis 21:00 Uhr. Zu erreichen ist es in der Tat in den sprichwörtlichen zwei Minuten von der Autobahnabfahrt; der Hotelparkplatz ist ausreichend groß, dass man hier auch immer einen Abstellplatz findet.

Bilder

Winkler Bräu GmbH & CO. KG
St. Martin Straße 6
92 355 Velburg / Lengenfeld
Bayern
Deutschland

Cretan BreweryΚρητική ΖυθοποιίαZounakiGRC

Beruflich für eine Woche nach Kreta gedanklich schreibe ich das Thema Bier ab und sehe mich schon auf einer unabsichtlichen Ausnüchterungstour bei Mineralwasser und Fruchtsäften durch die Altstadtgassen Chanias spazieren.

„Wo bist Du? In Chania? Lass‘ das mit dem Mineralwasser und Fruchtsaft unbedingt sein!“, heißt es dann aber seitens eines Brauers meines Vertrauens, „Stattdessen musst Du unbedingt meinen alten Freund Ioannis Lionakis besuchen, wir haben zusammen seine Brauerei eingerichtet und in Betrieb genommen, und die steht jetzt ein paar Kilometer von Chania entfernt in einem kleinen Dörfchen, Zounaki. Die Brauerei kannst Du nicht verfehlen, sie steht zwischen Orangen- und Zitronenhainen!“

Und: „Sein Charma-Bier ist klasse. Grüß ihn unbedingt von mir!“

Na, da sind die Aussichten doch gleich schon ganz andere, und nur drei Tage später fahre ich gemütlich aus Chania heraus und mache mich auf die Suche nach der Κρητική Ζυθοποιία, der Kretischen Brauerei. Das Dörfchen Zounaki ist schnell gefunden, aber der hilfreiche Tipp mit den Orangen- und Zitronenhainen erweist sich nicht wirklich als trennscharf. Das ganze Tal ist voller Orangen- und Zitronenbäume, und jedes einzelne Haus steht von diesen Bäumen umringt. Zum Glück ist Zounaki nicht sehr groß, und die drei Sträßchen sind dann doch recht schnell abgefahren, die Brauerei gefunden.

Ein beeindruckend großes Gebäude, nein, eigentlich eher noch eine Baustelle. Durch ein großes Panoramafenster sehe ich in eine gewaltige Halle hinein, die ich hier, in diesem winzigen Dörfchen bestimmt nicht vermutet hätte. Links von mir wird fleißig gewerkelt, gemauert, gestrichen, verputzt, aber in der Halle selbst scheint alles schon fertig und in Betrieb zu sein; stählern glänzende Gär- und Lagertanks und ganz am Ende ein großes Sudwerk kann ich erkennen.

Miniatur (1)Eine freundliche alte Dame gesellt sich zu uns, drückt mir und meiner Frau ein Blümchen in die Hand und fragt uns etwas auf Griechisch. Vermutlich, was wir hier wollen. „Wir sind mit Ioannis verabredet“, erzählen wir, und sie nimmt uns bei der Hand, zieht uns mit, und nur wenige Augenblicke später stehen wir bei Ioannis mitten in der Brauerei; wie sich herausstellt, ist die nette alte Dame seine Mutter.

„Tom hat Euch hergeschickt? Danke für die Grüße!“, empfängt Ioannis uns gut gelaunt. „Er hat mir damals mit der Brauerei geholfen, aber wenn er wüsste, wie es mittlerweile hier aussieht!“ Er zeigt uns das alte 5-hl-Sudwerk von „damals“, gerade einmal sieben Jahre ist es her. „So haben wir angefangen. Ein kleines Sudwerk, und die dazu passenden, recht kleinen Gär- und Lagertanks stehen hier im Kühlraum, bei den KEGs. Schaut her!“ Und er öffnet die große Schiebetür. Kondensierender Wasserdampf treibt uns entgegen, aber hinter den Wolken sehen wir die Tanks und KEGs.

Aber das alte Sudwerk habe sich schon recht bald als zu klein erwiesen, das Χάρμα, also das Charma-Bier würde Einheimischen wie Touristen so gut munden, dass auf dem alten Sudwerk fast schon rund um die Uhr gebraut werden musste, und die Lagertanks waren auch viel zu wenig und zu klein, heißt es. Und so entschied sich Ioannis wozu ist man schließlich studierter Ingenieur? auf Basis seiner Erfahrungen ein eigenes Sudwerk zu planen und zu konstruieren und von einer chinesischen Firma seinen Wünschen entsprechen herstellen zu lassen.

Miniatur (1)Stolz führt er uns in die große Halle, in die wir von außen durch das Fenster ja schon einen schnellen Blick geworfen hatten. „Zwanzig Hektoliter hat das neue Sudwerk, vier Geräte, so dass man mehrere Sude auch überlappend fahren kann. Und um einen der neuen glykolgekühlten großen Gär- und Lagertanks dann mit mehreren Suden zu füllen, brauchen wir zwei Tage“, erzählt Ioannis. „Speziell im Sommer ist die Nachfrage so groß, da kommen wir kaum hinterher.“

Ärgerlich ist nur, dass die Inbetriebnahme der brandneuen Brauerei sich ein wenig verzögert hatte. Vor mehr als einem Vierteljahr schon hätten die ersten Sude hier eingebraut werden sollen, aber erst vor wenigen Wochen lief alles reibungslos an. Die Saison hatte da schon begonnen, und nun gilt es, so schnell wie möglich auf den Markt zu kommen und die durstigen Touristen zu versorgen. Aber Ioannis ist optimistisch.

„Wir sind keine Spezialitätenbrauerei, sondern brauen in erster Linie ein ungefiltertes helles Lagerbier und ein Dunkles. Schöne Biere gegen den Durst. Und Spezialbiere machen wir nur ab und an, wenn wir Zeit haben. Dann aber auf der alten, der kleinen Anlage. Eher so für uns selber und um uns zu beweisen, dass wir es können. Aber 20 hl eines Spezialbiers, das gibt der Markt auf Kreta nicht her“, erzählt Ioannis weiter.

Staunend stehe ich zwischen den beiden Reihen der großen Tanks. Glykolgekühlt sind sie, und die Kälte wird ganz ökologisch aus dem Erdreich unter der Brauerei durch eine moderne Anlage mit Wärmetauschern erzeugt. Wenn die Halle bald ganz fertig ist, die Giebel stehen zur Zeit noch offen, dann soll eine Art Besuchertribüne installiert werden, und außen führt dann ein Weg am Gebäude entlang, so dass man von allen Seiten in die Brauerei hineinschauen kann, zusehen kann, wie das Bier entsteht.

Vorsichtig balancieren wir den Holzsteg entlang, der noch kein Geländer hat. „Und zur Straße hin entsteht dann auch noch ein kleiner Ausschank, so dass die Besucher das Bier auch vor Ort verkosten können!“

Ioannis schildert seine Pläne so plastisch, dass wir schon Scharen von Gästen vor uns sehen. Die Brauerei wird zu einem neuen Zentrum des kleinen Dörfchens werden. Fast alle Mitarbeiter stammen aus dem Dorf, jeder profitiert direkt oder indirekt von diesem Projekt. Aber es ist noch einiges zu tun, und über Langeweile kann Ioannis nicht klagen.

Miniatur (3)„Jetzt wird aber das Bier endlich auch verkostet“, heißt es nun, und wir setzen uns vor das alte Sudwerk. In einem Plastikkrug bringt Ioannis frisch gezapftes Helles direkt aus dem Lagertank. Würzig, mit einer feinen Hopfennase und blitzsauberem Geschmack. Ein sehr schönes Bier. Spürbar herb, aber nicht bitter, und nicht zu malzig, um bei den hohen Sommertemperaturen gut durchtrinkbar zu sein. Kein exotischer Bierstil, aber ein sauber gebrautes und ungemein süffiges Bier.

Auch das Dunkle bekommen wir noch Ioannis öffnet eine Flasche, die bei den Rückstellproben steht. Rund und malzig, ein wenig süßlicher. „Ein Girls-Beer“, lacht er, „aber, wenn Ihr genau hinschmeckt, dann merkt Ihr, dass das eigentlich gar nicht stimmt. Es ist nämlich doch recht kräftig gehopft.“ Und in der Tat, als sich das Bier langsam im Glas erwärmt, kommen immer mehr Hopfennoten zum Vorschein. Select sei mit drin, aber auch Cascade, erzählt Ioannis, und die Aromen würden mit dem dunklen Malz wunderbar harmonieren. Ein Bier zum Genießen und Entspannen.

Recht hat er, und so sitzen wir noch ein Weilchen hier vor dem alten Sudwerk, ignorieren das fleißige Treiben der Brauereimitarbeiter um uns herum und genießen einfach nur das feine Χάρμα-Bier.

Irgendwann ist es dann aber doch so weit, und wir müssen uns verabschieden. Auch Ioannis hat eigentlich viel zu viel zu tun und sitzt schon zu lang mit uns beim Bier herum.

Miniatur (4)Während wir langsam aus Zounaki wieder herausrollen, sehen wir noch einmal ins Tal zurück, auf die Brauerei. Wer hätte das gedacht ausgerechnet auf Kreta, für Olivenöl und Wein bekannt, so eine feine Brauerei zu entdecken! Spätestens, wenn in wenigen Wochen das Besucherzentrum fertig ist und die schon vorbereiteten Hinweisschilder an der Straße aufgestellt werden, wird die Κρητική Ζυθοποιία, die Kretische Brauerei, aber kein Geheimtipp mehr sein. Dann werden, so hoffe ich es für Ioannis, Scharen von durstigen Touristen kommen und für Umsatz auch direkt vor Ort sorgen, und nicht nur in den Hafenkneipen Chanias.

Die Kretische Brauerei, Κρητική Ζυθοποιία, hat derzeit noch keine festen Öffnungszeiten; eine Besichtigung ist noch nicht möglich. Ab Sommer 2016 soll das Besucherzentrum aber eröffnet werden, täglich und durchgängig, mit Ausschank und der Möglichkeit, durch Panoramascheiben den Brauprozess zu beobachten. Zu erreichen ist die Brauerei in dem kleinen Dörfchen Zounaki sinnvoll allerdings nur mit dem Auto; der Bus fährt nur dann und wann, und es ist von der Haltestelle an der Hauptstraße auch noch ein gutes Stück strammen Fußmarschs bis nach Zounaki.

Bilder

Cretan Brewery
Κρητική Ζυθοποιία
Zounaki
73002 Zounaki
Griechenland

Rethymnian Brewery S.A.Ρεθυμνιακή Ζυθοποιία Α.Β.Ε.Ε.RethymnoGRC

Nicht immer kann man sich uneingeschränkt auf Tipps von Einheimischen vor Ort verlassen, stelle ich fest, als ich vor der Rethymnian Brewery stehe. Eine nette kleine Brauerei sei das, man könne dort das Bier auch direkt kaufen, und wenn man Glück habe, dann könne man die Brauerei sogar besichtigen, hieß es am Morgen im Hotel.

Das klingt vielversprechend, und da wir heute sowieso etwas Zeit und einen Mietwagen zur Verfügung haben, machen wir uns auf den Weg sechzig Kilometer nach Osten. Ein kurzer Anruf bei der Brauerei, ob es sie tatsächlich noch gibt, und ob sie tatsächlich geöffnet sei, bleibt zunächst ergebnislos, ich höre nur die griechische Stimme auf dem Anrufbeantworter.

Am späten Vormittag stehen wir dann vor der Brauerei. Bereits ab der Hauptstraße ist sie ausgeschildet: Ζυθοποιία / Brewery steht auf den Schildern mit dem roten Pfeil, und wir brauchen nur dem kleinen Feldweg etwa 100 m zu folgen.

Miniatur (1)Ein großes Gebäude steht vor uns, mit einem perfekt gepflegten Gärtchen davor und einer kleinen Sitzgruppe. Am Gebäude selbst der Schriftzug Ρεθυμνιακή Μπύρα, Rethymnian Beer. Und darüber: Brink’s. Sieht sehr einladend aus, ist aber leider nicht, denn am geschlossenen Einfahrtstor hängt ein großes Hinweisschild: „Brewery tours are currently unavailable. No direct selling.“

Frustriert lasse ich die Schultern hängen. Auch ein erneuter Versuch, anzurufen, schlägt fehl, wieder nur die griechische Stimme auf dem Anrufbeantworter. So viel also, leider, bezüglich der Tipps von Einheimischen. Kein Rethymnian Beer also, beziehungsweise kein Brink’s Bier, heute. Jedenfalls nicht hier, denn in den Bars in Chania bekommt man das Bier schon fast überall. Aber wenigstens war es eine schöne und abwechslungsreiche Fahrt hierher, entlang der blühenden Oleanderbüsche und mit immer wieder neuen Blicken auf den Strand und das Meer.

Miniatur (2)Die Anfänge der Rethymnian Brewery gehen zurück bis ins Jahr 2001, als die Brauerei errichtet wurde, und nach kleineren Anfangsschwierigkeiten sich so erfolgreich entwickelte, dass bereits 2006 ein neues Sudwerk errichtet wurde, das die Kapazität verzehnfachte.

Das Rethymnian Beer erfreute sich großer Beliebtheit so großer, dass auch die örtlichen Behörden aufmerksam wurden und 2010 feststellten, dass das ja gar nicht ginge. Die griechischen Vorschriften würden eine Bierbezeichnung mit geographischem Bezug ja gar nicht erlauben, hieß es, der Name Rethymnian Beer, Ρεθυμνιακή Μπύρα sei also nicht legal, das Bier müsse umbenannt werden.

Dr. Bernd Brink, der deutsche Eigentümer der Brauerei, musste sich dieser Entscheidung der Behörden beugen, tat dies aber nicht ohne eine trotzige Reaktion. Die Bier wurden kurzerhand in Brink’s umbenannt, eine eingängige Bezeichnung, die sich schnell durchsetzte, aber auf dem Etikett steht nun an der Stelle, an der Ρεθυμνιακή stand, nun ein langer Strich. Statt Rethymnian Blonde, Ρεθυμνιακή Ξανθιά, liest man nun also Ξανθιά, übersetzt Blonde. Und Gleiches gilt natürlich auch für das Dunkle. Pfiffig, wie hier den Vorgaben der Behörden gefolgt, aber gleichzeitig ein Signal des Trotzes gesetzt wurde.

Die Rethymnian Brewery S.A. ist derzeit nicht zu besichtigen, es gibt auch keinen Werksverkauf. Zu erreichen ist die Brauerei problemlos mit dem Auto, man fährt vom Rethymno aus in Richtung Süden und etwa anderthalb Kilometer hinter der Ortschaft Armeni liegt sie auf der rechten Straßenseite, deutlich ausgeschildert.

Bilder

Rethymnian Brewery S.A.
Ρεθυμνιακή Ζυθοποιία Α.Β.Ε.Ε.
12th km Rethymno-Spili
74100 Rethymno
Griechenland

AlaniალანიTbilisiGEO

Tbilisi:
Eine kurze Geschichte von der vergeblichen Suche nach den Braukesseln (in drei Teilen).

Teil 2: Alani

„Du wirst es nicht glauben“, überfällt mich meine Ehefrau, noch bevor ich meine Konferenzunterlagen auf den Schreibtisch des Hotelzimmers legen kann. „Ich habe heute schon wieder eine Brauerei entdeckt! Los, dusch Dich, zieh Dir was Frisches an, und auf geht’s.“

Verkehrte Welt. Sonst bin ich es doch immer, der treibt, der neue Brauereien erkunden möchte, neue Bierbars, nicht genug bekommen kann und immer eine Liste von Adressen zur Hand hat, die dreimal länger ist, als in der gegebenen Zeit abgearbeitet werden kann.

Aber diesmal stellt sich alles anders dar. Meine Liste ist außerordentlich kurz, eigentlich ist sie sogar gar nicht so richtig existent, denn alle Tipps, die ich aus dem Internet und von befreundeten Bierliebhabern bekommen habe, litten unter ein und demselben Problem: den Straßennamen in Tbilisi. Nicht nur, dass es mehrere Möglichkeiten gibt, die georgische Schrift ins Lateinische zu übertragen, und offensichtlich jeder Kartograph, sei es im Internet oder auf Papier, seine eigene Version davon nimmt, nein, es kommt noch erschwerend hinzu, dass Georgiens Stadtverwaltung die Straßennamen in jüngster Zeit mehrfach geändert hat und mittlerweile selbst die Einheimischen nicht mehr so recht wissen, welche Straße gerade wie heißt, und wie sie korrekt geschrieben wird. Und so führt dann die Eingabe einer Adresse mit vermeintlich zuverlässigen Angaben zu gar wunderlichen Resultaten bei Google Maps, Here oder anderen Kartenwerken. Die Pins scheinen völlig zufällig verteilt, jede Software bietet mir einen anderen Stadtteil.

Und so habe ich denn eine Liste mit nur einer Position und den guten Rat eines Freundes, einfach dem Taxifahrer den Namen dieses Restaurants zu nennen, und dann fände er da schon hin. Auch ohne Adressangabe.

Aber ich weiche vom Thema ab.

Zurück also zum Hier und Jetzt, in dem gerade meine Frau auf mich zu kommt und einen neuen Brauereinamen hat, Alani, und vor allem: Sie weiß, wo diese Brauerei ist.

Miniatur (1)Auf geht’s also, und eine halbe Stunde später stehen wir unweit der berühmten Schwefelbäder vor dem kleinen Eingang zur Brewery Alani.

Auf zwei Ebenen wird der Gast hier verwöhnt. Im Hochparterre, hinter dem Schild Brewery Alani, verbirgt sich ein rustikaler Schankraum mit einfachen Holztischen und Stühlen, und zahlreiche ausgestopfte Tiere hängen an der Wand und verleihen dem Raum seinen ganz eigenen Charme.

An der Seite gibt es eine Reihe von kleinen Nebenräumen, die durch Schwingtüren abgetrennt und einzeln nummeriert sind. Richtige Separées sind es nicht, dazu sind die Schwingtüren zu klein, aber man kann sich doch mit einer kleinen Gruppe in einer dieser Ecken verschanzen und dann der Bedienung sagen, so möge jetzt alle dreißig Minuten eine Runde Maßkrüge in den Raum Nummer 3 bringen, und zwar so lange, bis drinnen niemand mehr einen Laut von sich gibt. So jedenfalls scheinen es die vier Einheimischen angewiesen zu haben, die im Raum Nummer 3 unter gewaltigem Krakeelen ebenso gewaltige Mengen des Alani-Biers vertilgen.

Miniatur (3)Wir beschränken uns auf ein solides und kräftiges Essen, Khachapuri. Das ist ein mit Schafskäse gefüllter Pizzateig, den es in seiner ossetischen Version Khabizgini auch mit Kartoffeln gibt. Einfach, lecker und ungeheuer sättigend. Eine prima Grundlage für das Alani-Bier. Hellkupferfarben, recht niedrig gespundet, wenig Schaum. Aber süffig, Ein paar raue Hefearomen, ein ordentlicher Malzkörper und eine knackige Bittere. Vielleicht nicht wirklich harmonisch und weich, aber sehr gut trinkbar. So drei Halbe gehen da zum Khachapuri locker runter.

Miniatur (2)Die freundliche Bedienung spricht leider außer den Begriffen auf der Speisekarte kein Englisch. Mit ein paar Brocken Russisch versuche ich ihr zu entlocken, wo denn dieses Bier gebraut werden würde. Zunächst zeigt sie nur auf ein großes, aufrechtstehendes Holzfass hinter der Theke, aus dem das Bier gezapft wird. Ich schaue mir das Fass genauer an, darf dazu auch hinter die Theke, und mit Zeichensprache versuche ich ihr klarzumachen, dass das hier gezapfte Bier ja irgendwoher kommen muss.

Und der Groschen scheint zu fallen. Freudestrahlend erklärt sie mir, dass es hier, im Restaurant, in der Küche gebraut werde, in großen Töpfen. Einerseits kann ich das kaum glauben, dass das Bier im einfachsten Hausbrauverfahren so hergestellt wird, andererseits schmeckte es aber genau so, als habe man mit etwas Erfahrung und Routine in Mutters Einkochtopf gebraut.

Der Weg zur Küche bleibt mir verwehrt, und so muss ich, kann ich, soll ich der Geschichte erstmal Glauben schenken.

Wir werfen noch einen Blick in das Kellergeschoss mit seinem separaten Eingang. Restaurant Alani steht hier, und die Räumlichkeiten sind gemütlicher eingerichtet als oben. Kellergewölbe, Nebenräume, jeder Raum hat seinen eigenen Stil. Hier wird mehr Wert auf das Essen gelegt, hier werden Gelage mit mehrgängigen Menüs gefeiert, so wie die Georgier es lieben. Essen, bis man platzt. Und dazu auch hier, neben dem georgischen Wein und Brandy natürlich das Alani-Bier.

Auch wenn ich heute erneut keine Braukessel gesehen habe einen Besuch war die Brewery Alani trotzdem wert. Kräftiges und leckeres Essen, ein süffiges und interessantes Bier, niedrige Preise und eine angenehme Atmosphäre. Schön!

Die Brewery Alani ist täglich ab dem späten Vormittag durchgehend geöffnet. Im Hochparterre es die einfache Bar, im Kellergeschoss das ansprechendere Restaurant. Zu erreichen ist das Lokal am günstigsten mit dem Bus, an der Haltestelle Abanotubani, die etwa 200 m entfernt liegt, halten sieben oder acht Buslinien. Preiswerte Taxis sind in Tbilisi aber auch immer eine Option.

Bilder

Alani
ალანი
1, Vakhtang Gorgasali Street
0108 Dzveli Tbilisi
Georgien

111 Fränkische Biere, die man getrunken haben muss.

Im Oktober 2016 erscheint das Buch „111 Fränkische Biere, die man getrunken haben muss“ von Martin Droschke und Norbert Krines.

Vom steintrockenen Herrenpils über das vollmundige und naturtrübe Zwickl bis hin zum Rauchbier, Bambergs »flüssigem Schinken«: Nirgendwo auf der Welt ist die Biervielfalt größer als in Franken. In 275 Brauereien entstehen dort über 2.000 Sorten. Auch die Einheimischen kennen davon meist nur einen Bruchteil, denn jeder Ort trinkt am liebsten seine eigenen Märzen, Pilsner und Bockbiere und viele werden wie anno dazumal nur aus dem Fass und nur im eigenen Wirtshaus ausgeschenkt. Norbert Krines hat sie alle verkostet und mit Martin Droschke die 111, die man unbedingt getrunken haben muss, zu einem Genussführer durch Deutschlands Bierparadies zusammengestellt.