Mitte der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts kam das Brauwesen in Deutschland an seinen Kulminationspunkt: Der Pro-Kopf-Verbrauch war so hoch wie nie, aber es fand gleichzeitig eine Konsolidierung des Biermarktes statt weit über neunzig Prozent des getrunkenen Biers war helles Lagerbier Pilsner Brauart. Der kleinste gemeinsame Nenner des Geschmacksempfindens. Immer größere Brauereikonzerne und gruppen begannen, den Markt zu beherrschen; mittelgroße Brauereien hatten es zunehmend schwerer.
Eine erste Gegenbewegung begann in den achtziger Jahren, als mehr und mehr Gasthausbrauereien entstanden. Kupferglänzende Sudkessel, rustikal-gemütliches Ambiente und Bier mit etwas kräftigerem, individuellerem Geschmack als das von den Großkonzernen fleißig beworbene Fernsehbier. Aber auch hier machte sich schnell eine gewisse Langeweile breit: Das Ambiente der meisten Gasthausbrauereien ist völlig austauschbar, weist einen Mangel an Individualität auf, und zu allem Ãœberfluss fehlt den meisten dieser Kleinbrauer der Mut oder die Freiheit, mehr zu brauen, als das allgegenwärtige Triplett: Brauhaus Hell, Brauhaus Dunkel, Brauhaus Weizen. Man glaubt, dem Gast nichts anderes zumuten zu können, oder man ist schlichtweg nicht einfallsreich genug.
Die gleiche Langeweile also, nur auf einem geringfügig besseren Niveau?
Zum Glück gibt es mittlerweile, seit etwa 2010 einen nächsten Entwicklungsschritt: Experimentierfreudige, mutige Kleinbrauer brechen aus dem engen Korsett vermeintlicher Erwartungshaltung des Konsumenten aus, werfen überkommene und selbstauferlegte Einschränkungen über Bord und produzieren an ungewöhnlichen Orten ungewöhnliche Biere. Einer der Pioniere dieser Bewegung ist Johannes Heidenpeter, der im Frühjahr 2013 in der Markthalle Neun in Berlin Kreuzberg seine Brauerei Heidenpeters gründete.
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