Die Tucher Bräu in Nürnberg, Teil der Radeberger Gruppe (Dr. Oetker) hat ein neues Pils vorgestellt. Bemerkenswert ist daran, daß es hopfengestopft worden ist, d.h. eine Beimengung der letzten Hopfengabe (Aromahopfen) erfolgt erst während der Würzekühlung, vorzugsweise nach Ablauf von etwa der halben Abkühlzeit. Bei Tucher wird bei minus 1 Grad Celsius mit dem Aromahopfen Saphir gehopft. Das „Nürnberger Pils“ lagert anschließend dreimal so lange wie normales Pils.
Dieses Verfahren, im amerikanischen, handwerklichen Brauereien seit langem geschätzt und als „dry hopping“ bezeichnet, wird meines Wissens von den Brauereiverbänden in Deutschland immer noch als Verstoß gegen das Reinheitsgebot gewertet, wenn auch nicht kriminalisiert. Möglicherweise ist aber Bewegung in dieser Frage. So referierte Dr. Christina Schönberger, Fa. Joh. Barth Sohn, auf dem Rohstofftag am 18. Oktober 2011 in Spalt, einer gemeinsamen Veranstaltung der Verbände Private Brauereien Bayern, HVG Spalt und Bayerischen Brauerbund, über „Flavour Hops“. Sie führte aus, daß diese sich als als Differenzierungsmerkmal im Bier eignen. Praxisversuche hätten verdeutlicht, daß eine Hopfengabe im Lagerkeller (Hopfenstopfen) das Aroma deutlich verstärken könne, aber zur Gesamthopfung passen müsse.
Ungeachtet dieser Diskussionen verwenden bereits viele kleinere Brauereien auch in Deutschland das Hopfenstopfen oder nutzen es gar als Alleinstellungsmerkmal wie die Häfner-Bräu in Bad Rappenau mit ihrer Marke „Hopfenstopfer“.
Die erste größere Brauerei, die es in Deutschland angewandt hat, ist die Weißbierbrauerei Schneider gewesen. Die mittlerweile als „Schneider Weisse Tap5 Meine Hopfenweisse“ angebotene Bier „Schneider Brooklyner Hopfen-Weisse“ wurde 2005 in Kooperation mit der Brookyln Brewery in New York entwickelt bzw. von Garrett Oliver von der Brooklyn Brewery und Hans-Peter Drexler, dem Chef-Braumeister von Schneider. Es ist 2007 ständig erhältlich.