Beck’s Recrafted

Nachdem es vor einigen Wochen bereits Pressemeldungen gab, die die Gerüchte um ein Craftbier-Segment bei Beck’s nun endlich bestätigten, kann man in dem einen oder anderen Hamburger EDEKA inzwischen fündig werden: Angeboten in einem kühlgrauen Display finden sich Viererpacks und Einzelflaschen zu 2,99 und 0,99 Euro, respektive. Das Sortiment besteht aus zeitgemäßem Pale Ale und Amber Lager, sowie  einem sog. 1873 Pils, in Erinnerung an das Gründungsjahr der Brauerei.

Zu den Etiketten: Obwohl die Information speziell auf dem Rückenetikett eher knapp wirkt, ist der Informationsgehalt schon fast ein kleiner Quantensprung für eine solche große Brauerei. Ganz abseits des üblichen Marketing-Jargons findet sich hier schon mal eine Einstufung des Hopfenaromas, sowie eine Referenz einer vermeintlichen Hopfenaromatik (hier in Form einer Hopfensorte, wie z.B. Cascade oder Tradition). Die Angabe einer Stammwürze scheint hier neben dem Alkoholgehalt für viele Verbraucher allerdings eher überflüssig.

Das Sortiment: Fokus der Sorten in diesem Craftbier-Segment ist vorallendingen der gehobene Alkoholgehalt. Das Pale Ale hat beachtliche 6,3%, das 1873 Pils schier unglaubliche 6.0%. Das ist für die Rechtsabteilung der Brauerei wohl so viel, das sie das Bier als „Pils-Spezialität“ kategorisiert hat.

Die am 27.3.2015 gekauften Flaschen haben vom MHD her eine Restlaufzeit bis September, bzw. Oktober, was darauf hindeutet, dass Beck’s hier eine schnelle Drehzahl im Handel wünscht. Der Preis von 2,99 Euro für ein Viererpack, entspricht einem Liter-Preis von 2,25 Euro, was eher zu einem Standard-Preis für Bier tendiert und nicht zu einem Spezialitäten-Segment. Beck’s scheint es auch deswegen wohl eher auf Menge abzuzielen.

Die Verkostung: verkostet wurden das Pale Ale, sowie das 1873 Pils. Wie üblich an dieser Stelle, erfolgte auch eine Verkostung in Zusammenhang mit einem Essen. Zur Pils-Spezialität: Der Geruch war durchaus typisch für ein Pilsner, eine merklich herbe Note, aber kein markantes Hopfenaroma. Die Farbe, entsprechend des Einsatzes von Pilsner-Malz, wie erwartet, recht hell. Geschmacklich zeigte sich durchaus die Kraft der sehr unüblichen 6,0%, es zeigte sich sogar ein ganz kurze Bock-Note, also eine übliche Malzsüße bei einem höheren Alkoholgehalt, die aber umgehend durch eine solide Bittere wieder kompensiert wurde. Insgesamt ist das Bier gut ausgewogen. Wirklich trocken, also adstringierend, ist dieses, wie auch viele andere Biere nicht, deshalb hier auch etwas Speichel im Mund verbleibend. Das Pale Ale hingegen hat eine markante Blumigkeit im Geruch gezeigt, wohl kam etwas besser aufgelöstes Malz zum Einsatz, deshalb hier auch eine etwas dunklere Farbe – so weit, so stimmig. Geschmacklich ist wenig zu dem Pale Ale allerdings zu berichten, die Blumigkeit ist geschmacklich leider nicht gut ausgeprägt.

Als Essens-Begleiter gab es das in den Hamburger Alternativ-Vierteln gut bekannte Kumpir, eine Backed Potatoe mit verschiedenen Auflagen/Füllungen, in diesem Fall mit gezupftem Huhn, Aubergine, russischem Salat und Oliven. Beide Biere erwiesen sich nicht wirklich als ideale Begleiter. Das Pils z.B. zeigte eine kräftigere Bittere. Den gleichen Eindruck hinterließ auch das Pale Ale. Beim Pale Ale kam etwas ganz Seltenes vor: das Bier führte zu einer gesteigerten Schärfe.

Beim Bier ist die Erwartungshaltung in Kombination mit Essen ja nicht so streng, wie mit Wein, allerdings sollte die Mindestanforderung schon erfüllt werden: Neutralisierung des Gaumens, bzw. Erfrischung. Dass Kriterium erfordert maßgeblich eine solide Rezenz. Hier war der CO2-Gehalt beider Biere gerade an einem Minimum.

22.5.2015 – Nachtrag: Inzwischen ist die neue Serie von Beck’s auch in der Werbung. Die werbliche Aussage ist „Der Geschmack der Welt kommt nach Deutschland“ und passt sehr gut zu einem Unternehmen, was man stark mit „Fernweh“ in Verbindung bringt. Während man bei „Craft-Bier“ immer noch nicht ganz einig ist, mit was für eine Kategorie Bier man es hier zu tun, kann man die neuen Biere von Beck’s auf jeden Fall besser einordnen.

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