Brauhaus „Zum Sternen“HambrückenDEU

Miniatur„Rindvieh!“

„Was? Ich habe doch gar nichts gemacht!“

„Nein, nicht Du! Da, auf dem Bürgersteig!“

Und in der Tat: Mitten auf dem Bürgersteig an der Hauptstraße in Hambrücken steht ein Rindvieh. Schwarz und aus Plastik. Ein richtiger Stier sogar, mit bedrohlich spitzen Hörnern. Auf der Flanke groß die Aufschrift „Hambrücker Wurst- und Brauhaus“ und daneben das schmucke Wappen des Brauhaus „Zum Sternen“.

Nix wie hinein.

Statt der unterbewusst erwarteten typischen Gasthausbrauereiatmosphäre (glänzende Kupferkessel, Bier-Memorabilia allerorten) empfängt mich eine urgemütliche kleine Gastwirtschaft, die so aussieht, als würde es sie schon immer geben. Ein wenig altmodisch, das Motto verkörpernd: „Wenn was geändert werden müsste, dann täten wir das ja schon, aber es ist doch gut so, wie es ist!“ Eine kleine Theke mit vier Zapfhähnen, eine Reihe von Holztischen mit Stühlen rundherum, ein Nebenraum. Die Eckkneipe nebenan.

Brauerei? Auf den ersten Blick: Fehlanzeige. Auf den zweiten: Ja, in der Karte ist die Rede von Sternenbräu. Und an der Theke hängt eine Kreidetafel: „Sternenbräu Festbier“. Weihnachten ist schon eine Weile vorbei, also schnell das Festbier bestellt, bevor es vielleicht bald alle ist. Hellbernsteinfarben mit einem kräftigen Schaum steht es vor mir im hübschen Glaskrug. Das gleiche Wappen wie draußen auf dem Rindvieh leuchtet mich an.

Der Geschmack? Kräftig, herb, süffig. Nicht glatt und gefällig, sondern knackig. Ordentlich herb, leicht malzaromatisch. Tolles Bier.

„Und das ist hier gebraut? Ich seh‘ ja gar nix von einer Brauerei?“ flachse ich die freundliche Bedienung an. „Doch, doch! Kommen Sie mal mit. Die ist ganz winzig, hier, im Nebenraum!“ Eine Aufschrift auf der Holztür im Treppenhaus verspricht: „Sudhaus“. Die Dame öffnet die Tür zu einer winzigen Kammer, und da steht sie, die Brauerei. Eingezwängt in ein kleines, gefliestes Räumchen. Eine simple Konstruktion aus Stahl, auf Zweckmäßigkeit getrimmt, schmucklos. Kein Aushängeschild, das man sich mitten in die Gaststube stellt, sondern ein Arbeitsgerät.

Zwei Fragen schießen mir sofort durch den Kopf. Erstens: „Wie kann der Brauer sich in diesem winzigen Raum überhaupt bewegen?“ und zweitens: „Wozu braucht es eigentlich all‘ die auf Hochglanz polierten Luxus-Sudwerke, wenn doch hier, auf dieser einfachen Anlage so ein wunderbares Bier entsteht?“

Mit dem festen Vorsatz, hier möglichst bald wieder einzukehren, um auch die anderen Biersorten zu verkosten, steige ich wieder ins Auto und fahre in die neblige Nacht. Im Rückspiegel verschwindet langsam das Rindvieh. Aber meine Gedanken bleiben noch eine Weile in dieser kleinen und idyllischen Gastwirtschaft, in der die Welt einfach noch in Ordnung zu sein scheint.

Das Wirtshaus ist im Jahr 1904 gebaut worden und befindet sich seit 1907 bis heute im Besitz der Familie Grub. Die winzige Brauerei wurde 2006 installiert, und seitdem gibt es vier Biersorten im Angebot. Helles, Schwarzes und Hefeweizen als Standardbiere, und dazu ein regelmäßig wechselndes Saisonbier zum Zeitpunkt meines Besuchs eben das Festbier. Neben dem Brauereibetrieb wird hier auch noch selbst geschlachtet; die in der Speisekarte aufgeführten Fleisch- und Wurstgerichte sind aus eigener Herstellung.

Das Brauhaus „Zum Sternen“ ist dienstags, mittwochs und sonntags ab 12:00 Uhr geöffnet, donnerstags und freitags ab 15:30 Uhr und sonnabends ab 16:30 Uhr. Montags ist Ruhetag. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist Hambrücken nicht so einfach zu erreichen die nächste Bahnstation ist gut zwei, drei Kilometer entfernt. Aber mit dem Wagen ist es problemlos, und entlang der Hauptstraße kann man gut parken.

Bilder

Brauhaus „Zum Sternen“
Hauptstraße 160
76 707 Hambrücken
Baden Württemberg
Deutschland

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