Große Brauereien werden vermutlich auch erst dann innovativ, wenn Marktdaten andeuten, dass sich ein lohnender Markt gerade etabliert. So scheint es jetzt der Fall mit der Einführung des „Warsteiner Premium Herb“ zu sein, einer Vollbier-Abwandlung des „Premium Verum“ in einer wohl herberen Variante.
Bei der Verkostung dieser zwei Biere im Vergleich ist vornehmlich zu beachten, was mit „herb“ eigentlich gemeint ist, denn der Einsatz von Hopfen wird häufig recht oberflächlich mit einer „Herbe“ gleichgesetzt. „Herb“ kann für eine mehr oder minder „derbe“ Bittere als Geschmacksempfindung stehen. Es kann aber auch durch das Mundgefühl der Adstringenz, also dem „Zusammenziehen“ des Mundraums, am besten empfunden durch sehr trockene und tanninebetonte Rotweine oder auch durch die „Trockenlegung“ des Mundraums z.B. durch den Genuss von Nüssen, entstehen. Während sich die progressive Bierbranche in Deutschland eher mit dem Einsatz von Hopfen als ausgeprägten Aromaträger beschäftigt, macht es in jedem Fall neugierig, wie eine nationale Marke, die viel Werbegeld in ein einheitliches Geschmacksbild gesteckt hat, mit dieser Entwicklung umgeht.
Der Alkoholgehalt ist zumindest schon mal bei dem üblichen Konsensgehalt von 4,8% gleich. Solo probiert zeigt deren „Herb“ tatsächlich nach einer anfänglichen leichten Malzsüße eine ausgeprägtere Bittere, die sich ca. 10 Sekunden hält und dann glücklicherweise wieder mildert. Die wenigen konkreten Angaben, die die Warsteiner-WebSite zum geschmacklichen Profil oder gar zu den Zutaten macht, erwähnt wenigstens den Einsatz von Hallertauer Aromahopfen und einer zweifachen Hopfengabe während der Kochphase. Man muß allerdings schon sehr genau hinriechen, bzw. hinschmecken um ein erkennbares Hopfenaroma zu identifizieren.
Im Geschmackstest mit Essen tendiert das „Herb“ solide, d.h. gewürztes Fleisch, stärkehaltiges Essen, wie Kartoffeln etc. haben keine erkennbar groben negativen Auswirkungen auf den Geschmack des Bieres, tendentiell steigert sich die Bittere allerdings noch. Als Essensbegleiter wäre es eher ratsam doch beim „Premium Verum“ zu bleiben, da hier die Bittere in Kombination mit Essen nicht zu stark dominiert.