Gröninger PrivatbrauereiHamburgDEU

Der 23. Juni 1995 war leider von etwas Eile geprägt. Während eines Stadtrundgangs mit offiziellen Gästen mal schnell davon geschlichen, in das Brauhaus der Gröninger Privatbrauerei gegangen, ein Bier getrunken, ein Foto gemacht, und wieder zurück in die Gruppe gemogelt…

Eigentlich keine Grundlage für einen solide Bericht aber witzig war’s. Und das Bier war prima: Ein hopfiges, herbes und gleichzeitig aromatisches Pils!

Nachtrag 29. April 2014: Diesmal hatte ich ein wenig mehr Zeit und konnte nicht nur das Bier, sondern auch das Essen und die Atmosphäre genießen.

Die weitläufigen Keller, die mehrere Häuserblocks miteinander verbinden, sind ein Erlebnis für sich viele Meter weit kann man von einem kleinen Gastraum zum nächsten laufen und sich den schönsten, gemütlichsten oder lustigsten Schankraum aussuchen. Mittendrin stehen die drei kupfernen Geräte des Kaspar-Schulz-Sudwerks und verleihen dem Keller einen ganz besonderen Glanz.

Ansonsten sind aber auch die Gewölbe und die rustikal-gemütliche Einrichtung selbst bereits ausreichend, hier eine sehr einladende Bierkeller-Stimmung zu erzeugen.

Als Standardbiere werden die Hanseaten-Weiße (sehr vollmundig und mit deutlichen Gewürznelken-Noten) und das Gröninger Pils (sehr dunkel, kräftig und aromatisch, aber stilistisch definitiv kein Pils, sondern geschmacklich eher an den einen oder anderen Oberpfälzer Zoigl erinnernd) ausgeschenkt. Daneben gab es heute aber auch noch ein Saisonbier: Einen Maibock. Süßlich, süffig und kräftig. Durchaus lecker!

Nachtrag 5. Januar 2015: Heute, zu Jahresbeginn, leider kein Saisonbier, dafür aber das gewohnt gute Gröninger Pils.

Die Speisen, die dazu gereicht werden, sind einfach, rustikal, aber lecker. Ob Brotzeitplatte, ein halbes Dutzend Rostbratwürste mit Sauerkraut oder eine Schweinshaxe. Neben einer Handvoll fertiger Gerichte gibt es auch ein großes, nicht minder rustikales Büffet, an dem die Speisen nach Gewicht verkauft werden. So sollte auch der hungrigste Gast hier eine gute Grundlage für seinen Bierkonsum finden können.

Der Keller der Gröninger Privatbrauerei ist montags bis freitags ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet, sonnabends und feiertags ab 17:00 Uhr und sonntags ab 15:00 Uhr. Zu erreichen ist er am besten mit der U-Bahn-Linie 1, Station Meßberg, von dort aus sind es gerade einmal 150 m.

Bilder

Groeninger Privatbrauerei
Willy Brandt Straße 47
20 457 Hamburg
Hamburg
Deutschland

Brauhaus Joh. Albrecht HamburgHamburgDEU

Herrlich an der Binnenalster gelegen, nur wenige Schritte vom Rathaus entfernt, findet man das Brauhaus Joh. Albrecht in Hamburg. Beim Betreten des Schankraumes läuft man direkt auf die auf Hochglanz polierte Brauerei zu, davor befindet sich die Theke, an der die hier vor Ort gebrauten Biere gezapft werden. Besonderer Gag: Die Zapfhähne haben alle die Form von kleinen Braukesseln und glänzen genauso wie ihre „großen Brüder“ dahinter.

Rechter Hand geht man in den eigentlichen großen Gastraum; und etwa ein halbes Dutzend schöner Tische steht direkt an der großen Glasfront, so dass man vom Tisch aus auf die Binnenalster sehen kann, auf der sich von Zeit zu Zeit Ausflugsschiffe und Segelboote vorbeibewegen. Wunderschön.

Die auf der Brauanlage eigener Produktion produzierten Biere sind solide und gut, ließen jedoch während unseres Besuches am 27. Oktober 2012 jegliche Innovation vermissen. Das Weißbier ist angenehm fruchtig, verhältnismäßig dunkel und sehr süffig; das Helle („Messing“) genannt, überzeugt mit intensiven Hopfenaromen, hätte aber noch ein wenig kalt lagern können.

Die Speisekarte bietet typische Brauhauskost, deftig und rustikal, mit genauso typischen Bezeichnungen: „Bierkutschersteak“, „Brauerplatte“ oder „Braumeisterschnitzel“ da weiß man, was man bekommt, und es ist grundsätzlich ja auch in Ordnung so.

Überraschend trotzdem, dass sich das Brauhaus gerade im weltoffenen, hanseatischen Hamburg so erzkonservativ und wenig innovativ gibt.

Nachtrag 5. Januar 2015: Ein wenig Innovation haben wir dann aber doch erlebt, im Brauhaus Joh. Albrecht in Hamburg, im Winter 2014 / 2015. Es gab ein Winterbier, das mit fünf verschiedenen Hopfensorten eingebraut worden war: Perle, Saphir, Fuggles, Simcoe und Cascade. Kräftig gehopft also (wobei „kräftig gehopft“ mittlerweile auch schon wieder als relativ eingestuft werden muss…), und mit einer Ale-Hefe, also obergärig, vergoren. Lecker war’s, hat wirklich gut geschmeckt, wenn auch die Erwartungshaltung an die „kräftige Hopfung“ vielleicht etwas zu hoch war…

Dazu erneut ein sehr leckeres Essen, nicht nur deftig und rustikal diesmal, sondern in Form einer Kürbis-Ingwer-Suppe mit Sesam durchaus etwas spannender.

Zufrieden!

Das Brauhaus Joh. Albrecht ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend bis Mitternacht geöffnet; mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es aufgrund seiner Lage nur 200 m vom Rathaus entfernt problemlos zu erreichen. Ob S-Bahn-Station Stadthausbrücke, ob U-Bahn Jungfernstieg oder eine der unzähligen Buslinien nichts ist weiter als zwei, drei Minuten von der Brauerei entfernt.

Bilder

Brauhaus Joh. Albrecht Hamburg
Adolphsbrücke 7
20 457 Hamburg
Hamburg
Deutschland

Die bayerischen Taliban der reinen Lehre.

Wer in Deutschland ein Bier brauen will, das anders schmeckt als die Einheitsbiere, und deshalb die Restriktionen des Reinheitsgebots nicht akzeptieren möchte, hat zur Zeit drei Möglichkeiten:

  1. Er braut außerhalb Deutschlands, besonders beliebt sind dabei Belgien, Dänemark oder Tschechien je nach der Nähe zum deutschen Standort, und importiert dann das im Ausland gebraute Bier nach Deutschland, wo es als Bier verkauft werden darf.
  2. Er beantragt eine Sondergenehmigung. Dies ist aber nur im Rahmen der Regelns des deutschen Reinheitsgebots möglich und nicht innerhalb Bayerns. Bayerische Brauer könnten aber in Braustätten anderer Bundesländer ausweichen und für eine Produktion dort eine Genehmigung beantragen oder von einem Lohnbrauer beantragen lassen.
  3. Er verwendet für das Erzeugnis eine andere Bezeichnungen als Bier.

Der Beirat des Bayerischen Brauerbundes hat im Rahmen der Vorbereitungen des 500. Jubiläums des Bayerischen Reinheitsgebots einstimmig beschlossen, die Lebensmittelüberwachungsbehörden der anderen Bundesländer aufzufordern, sich verbindlich und bundesweit darauf zu verständigen, welche Produkte als „besondere Biere“ überhaupt genehmigungsfähig wären. Zugleich hat man sich gegen die o.a. dritte Möglichkeit ausgesprochen. Sie eröffne eine beliebige Umgehung des Reinheitsgebots. Quelle: Bayr. Brauerbund e.V., Mitteilungen Nr. 9 vom 29.09.2014. Download auf: Klares Bekenntnis zum Bayerischen Reinheitsgebot.

Nun ist zu befürchten, daß gegen diejenigen kreativen Brauer, die die zweite und dritte Möglichkeit nutzen, vorgegangen wird. Behörden in Bayern könnten sich weigern, eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen, z.B. wenn in Bayern ein Witbier nach klassischem Rezept mit Orangenschalen und Koriander gebraut werden soll. Gegen die Erzeuger von Bier, die ihr Bier nicht als Bier bezeichnen, könnte geklagt werden.

Ich hoffe, daß wieder einmal ein höchstes Gericht darüber befinden kann. Beim letzten Mal ging es ja zugunsten der Brauerei (Klosterbrauerei Neuzelle) aus, weil das Bundesverwaltungsgericht zu Recht erkannt hat, daß es sich bei dem Reinheitsgebot nicht um eine Norm handelt, das der Marktabschottung der Einheitsbierproduzenten dienen soll, sondern um ein Verbraucherschutzgesetz. Und wenn der Verbraucher geschützt werden sollte, dann vor der Plörre der Einheitsindustriebierproduzenten und nicht vor einem köstlichen, mit natürlichen Zutaten gebrautem Craft-Bier wie z.B. einem Espresso-Stout, einem Himber-Porter, einem Lavendel-Ale oder einem Bier mit Vanille und weißer Schokolade. BVerwG 3 C 5.04 vom 24.02.2005.

Permanenter Link   Eingestellt von Gerhard Schoolmann @ 16:11

Starbucks und Bier

Nach einigen deutschen Pressemeldungen der letzten Tage, lohnt ein Blick auf U.S. amerikanische Medien und deren Berichterstattung über Starbucks‘ Pläne vom alkoholfreien Angebot in Zukunft abzurücken. Nach einer Testphase, die bereits seit 2010 läuft, sieht Starbucks den Markt als bereit, bzw. die Testphase als gelungen an, deren Stores in Zukunft auch mit abendlichen Essen- und Trinkangeboten auszustatten.
In Deutschland gibt es neben Starbucks ähnliche Kaffeeketten, wie Balzac, World Coffee oder Double Coffee, die sich in der Wahrnehmung nicht eklatant von neuzeitlichen Konzepten, wie Eatalian oder Mama unterscheiden, bzw. eine ähnliche Konsumentenschicht ansprechen.
Neuzeitliche Konsumorte bieten ein ideales Umfeld für zeitgemäße Getränke und somit auch für Craft Biere.