Engelbräu Rettenberg Hermann Widenmayer KGRettenbergDEU

Panimoravintola Koulu, Turku / Finnland

Vor den Werbestrategen der Engelbrauerei in Rettenberg im Allgäu ziehe ich meinen Hut. Zumindest vor dem einen, dem der Slogan eingefallen ist „Ein Bier, so himmlisch wie sein Name!“ Er muss ja nicht viel mit der Realität gemein haben, aber er ist einfach schön und eingängig. Finde ich jedenfalls.

Weniger himmlisch war das Wetter, das uns am 2. Mai 2015 im Allgäu begleitete. Die Wolken hatten sich wieder einmal im Talkessel zwischen Grünten und Mittag fest verankert und machten nicht den Eindruck, sich in den nächsten Tagen auch nur einem Meter wegbewegen zu wollen. Der typische Allgäuer Frühlingsregen war also angesagt, der Frühlingsregen, der einerseits die Natur im saftigsten Grün der Wiesen und Gelb des Löwenzahns leuchten lässt, der andererseits die Feriengäste und Touristen griesgrämig in ihren Hotelzimmern und Ferienwohnungen ausharren lässt, hin- und hergerissen zwischen passivem Trübsal Blasen und aktivem Trotz, jetzt erst recht die Regenjacke anziehen und dem Unbill der Natur trotzen zu wollen.

Wir entschieden uns, lieber zur zweiten Fraktion gehören zu wollen, wohl wissend, dass die Regenjacken ja doch nur auf dem Weg zwischen Auto und Brauerei zum Einsatz kommen sollten.

Die wunderschönen Wirtsstuben des Engelbräu empfingen uns mit behaglicher Wärme und dem leicht muffigen Geruch, der sich sofort breit macht, wenn die durchfeuchteten Regenjacken der Gäste warm werden und beginnen, auszudampfen.

Viel los war nicht, und so konnten wir uns ganz auf das Bier konzentrieren, während nur ab und an eine gewaltige Haxe auf einem riesigen Teller an uns vorbei getragen wurde.

MiniaturSeit 1668 wird hier in Rettenberg (Röttenberg hieß es damals wohl noch) Bier gebraut, und wenn auch die Geschichte der Brauerei beinahe bereits nach 59 Jahren schon wieder zu Ende zu sein schien, als ein Großbrand Wirtshaus und Brauerei völlig zerstörte, so wurde doch immer wieder unverdrossen neu aufgebaut, den Widrigkeiten der Kriege getrotzt und bis heute durchgehend Bier gebraut, seit 1977 im komplett renovierten und erneuerten Sudhaus.

Elf verschiedene Sorten entstehen mittlerweile hier beim Engelbräu rund um das Jahr, zum Teil natürlich als Saisonbier, aber immerhin fünf davon standen uns heute als Fassbiere zur Verkostung zur Verfügung.

Das Urtyp Hell zum Auftakt wies eine ganz leicht metallische Note auf, die zwar nicht weiter störte, aber dennoch auffiel. Abgesehen davon trank es sich aber sehr süffig, wenn wir uns auch einig waren, dass eine etwas geringere Spundung dem Bier und seiner Trinkbarkeit durchaus gut getan hätte.

Das Urtyp Dunkel wies einen feinen Karamellgeschmack auf und war eigentlich schön vollmundig, aber auch hier war der Kohlensäuregehalt zu hoch so hoch sogar, dass im ersten Moment die Kohlensäureschärfe das Bier völlig dominierte.

Das Jubiläumsbier war dann aber richtig lecker. Als etwas kräftigeres Märzen, ein bisschen dunkler als der helle Urtyp, war es ein rundes, vollmundiges und schön sättigendes Bier. Fein!

Den Abschluss bildete das Grünten Pils, ein sehr schlankes, nur dezent gehopftes Bier. Sehr hell, sehr elegant und trocken, aber ein wenig mehr Hopfen, insbesondere Hopfenaroma, hätte es schon vertragen, um seinem Namen als Pils gerecht zu werden. Trotzdem ein gut trinkbares, erfrischendes Bier, hervorragend als Aperitif oder statt eines Cocktails geeignet.

Wir wandten uns zum Ausgang und betrachteten noch die großen, glänzenden Kupferkessel im Sudhaus nebenan, genossen, dass es für einen winzigen Moment zu regnen aufgehört hatte, und stellten fest, dass wir das Hefeweizen gar nicht verkostet hatten. Vier von fünf Fassbieren eine Ausbeute von nur 80%. Ist mir auch schon länger nicht mehr passiert.

Das Engelbräu liegt direkt an der Durchgangsstraße im Ort Rettenberg. Ein großer Parkplatz neben dem Sudhaus gibt die Möglichkeit, sowohl zur Einkehr in der Brauereiwirtschaft als auch zum Großeinkauf an der Rampe mit dem Auto zu kommen. Der nur ab und zu mal vorbeifahrende Linienbus ist grundsätzlich auch eine Alternative, wohingegen man als Radler allerdings schon sowohl wetterfest als auch berggängig sein muss, um sich hier im Allgäu frei zwischen den Brauereien zu bewegen.

Bilder

Engelbräu Rettenberg Hermann Widenmayer KG
Burgberger Straße 7
87 549 Rettenberg
Bayern
Deutschland

Brauerei Schäffler Hans-Peter Graßl KGMissen / AllgäuDEU

Nach Missen im Allgäu führte uns am 18. März 2008 der Weg, in die Brauerei Schäffler. Vor wenigen Monaten erst hatte eines der hiesigen Biere bei bierclub.de die Auszeichnung als „Bier des Monats“ bekommen, und heute empfing uns das Schäffler-Bräu mit einem gemütlichen Gastraum, sauber und gepflegt.

Die junge Dame, die uns bediente, war leider ein wenig begriffsstutzig und sehr langsam halten wir ihr mal zugute, dass sie offensichtlich noch ganz am Anfang ihrer Ausbildung steht. Und noch einen weiten Weg vor sich hat… Jedenfalls war sie bereits mit der einfachen Frage, welche Biersorten es vom Fass gebe, völlig überfordert.

Das Dunkle und das separat in der Getränkekarte angepriesene Hausbier stellten mich vor ein Problem: Wo liegt hier der Unterschied? Ich sehe keinen, ich schmecke keinen, ich rieche keinen. Beide Male scheint die Bedienung das Gleiche zu bringen…

Und auch das Pils machte mich nachdenklich. Mild, süffig, malzbetont und leicht süßlich. Hopfen? Fehlanzeige. Insgesamt ein leckeres Export oder Gold, aber ein Pilsener ist es geschmacklich wohl nicht. Schade. Unter anderem Namen wäre es ein hervorragendes Bier.

Nun, es bleibt ein Gefühl der Irritation, verbunden mit der Absicht, mit einem gebührenden zeitlichen Abstand mal wieder herzukommen und „nachzutesten“.

Nachtrag 5. Mai 2014: Sechs Jahre sollten für einen gebührenden Abstand wohl ausreichen und in der Tat, es haben sich einige, aber nicht alle Dinge geändert, in der Brauerei Schäffler.

Was ist neu, was ist geblieben?

Geblieben ist definitiv die gemütliche Atmosphäre. Eine nette, sehr gepflegte Gaststube, einladend und freundlich. Geblieben sind die deftigen, aber qualitativ guten Speisen auf der Karte.

MiniaturUnd geblieben ist auch die winzige Hausbrauerei, die als Ausstellungsstück im Schankraum steht. Bei Bierseminaren wird sie wohl auch ab und an in Betrieb genommen, und dann entstehen hier im Laufe eines Mini-Suds 20 l Bier.

Geändert hat sich das Bierspektrum. Serviert auf einem Holzbrett konnte ich alle fünf aus dem Fass angebotenen Sorten verkosten, und diesmal war auch ein deutlicher Unterschied zwischen den einzelnen Bieren zu sehen und zu schmecken. Nicht alle mundeten perfekt, aber in der Summe war es ein schönes Geschmackserlebnis. Und die freundliche, aufgeweckte Bedienung freute sich mit uns über die kleine Bierprobe und die Rückkopplung, die wir ihr gaben.

Neben den „klassischen“ Sorten produziert die Schäffler-Brauerei aber mittlerweile auch ein ganz besonderes Bier, und zwar ein Triple im belgischen Stil. Abgefüllt in eine 0,75-l-Flasche, etikettiert als Jahrgangsbier und lange in der Flasche nachvergoren beeindruckt es mit einem Alkoholgehalt von 10,5% und einem kräftigen Aroma. Schon unmittelbar nach dem Einschenken steigen intensive und komplexe Fruchtaromen in die Nase, untermalt von deutlichen Hopfennoten. Auf der Zunge erweist sich das Bier als ausgewogen und rund, gleichwohl kräftig und durch seine Geschmacksintensität beeindruckend. Sehr schön, wie hier Malz- und Hopfenaromen mit den von der Hefe eingebrachten Fruchtnoten spielen, wettstreiten und um Dominanz kämpfen.

Ein Bier, das sich sicherlich auch länger lagern lässt und im Laufe der Zeit noch komplexere, rundere Aromen entwickeln wird. Ich ließ es darauf ankommen und erstand extra eine zweite Flasche zum Einlagern.

Fortsetzung folgt also.

Irgendwann…

Nachtrag 2. Mai 2015: „Irgendwann“, das war also heute. Ein Jahr ist vergangen; die eingelagerte Flasche Triple steht noch unberührt im kühlen, heimischen Keller.

Neben der obligatorischen Bierprobe (Pils sehr mild gehopft, trotzdem gut; Gold rund, leicht süßlich, süffig; Dunkel malzig und würzig; Weißbier leicht bananig, aber auch Gewürznelken und ein Hauch Kümmel; Zwickl ungefiltert, vollmundig, süffig) standen zwei weitere Biere auf dem Programm, und zwar der Frühlingsgruaß, ein goldenes, sehr vollmundiges und malzig-rundes Helles, und ein dunkler Bock, der für die Jahreszeit zwar nicht passte (Ein heller, hopfiger Maibock hätte es heute sein müssen!), aber mit seinem vollen, malzigen und schwerem Geschmack gewissermaßen einen zweiten Hauptgang unseres Abendmenüs darstellte.

Beide Kellnerinnen, die sich uns heute im Laufe des Abends angenommen haben, waren gerne bereit, ein wenig mehr über die Biere zu erzählen, und es wurde deutlich, dass man sich hier, beim Schäffler, gerne und mit viel Engagement der Bierkultur widmet. Ein großes Lob, zeigt es doch, dass man viele Jahrhunderte alte Tradition, immerhin gibt es den Brauereigasthof schon seit 1468, mit zeitgemäßen Interessen und neuen Entwicklungen problemlos in Ãœbereinstimmung bringen kann.

Der Brauereigasthof Schäffler ist täglich von 09:00 bis 24:00 Uhr durchgehend geöffnet; mittwochs ist Ruhetag (außer während der Weihnachts- und der Sommerferien in Bayern und Baden Württemberg). Man kann ihn zwar mit dem Linienbus erreichen, aber das ist schon eine recht zeitaufwändige Juckelei. Hier empfiehlt es sich, das Auto zu nehmen, auf dem großen gebührenfreien Parkplatz abzustellen und sich nach diversen Bieren ein Zimmer im angegliederten Hotel zu nehmen.

Bilder

Brauerei Schäffler Hans-Peter Graßl KG
Hauptstraße 17
87 547 Missen / Allgäu
Bayern
Deutschland

Bärenbräu NeuhausenHolzheim OT NeuhausenDEU

Wie viele Jahre schon reise ich durch Deutschland und besuche Brauereien. Und selbst wenn es ein aussichtsloses Unterfangen wäre, zu versuchen, alle Brauereien einmal anzufahren und das Bier vor Ort zu verkosten, so maße ich mir doch eigentlich an, wenigstens von allen, oder fast allen Brauereien schon einmal gehört zu haben. Aber gelegentlich kommt es vor, dass ich irgendwo im Internet einen Hinweis finde, von einem Eingeweihten einen absoluten Geheimtipp zugeraunt bekomme oder zufällig über eine Adresse stolpere, die mir völlig neu ist.

So, wie im Fall der Bärenbräu in Neuhausen.

Und umso schlimmer, wenn sich dann herausstellt, dass diese Brauerei schon seit zwanzig Jahren existiert, schlimmer noch, aus einer noch viel älteren Wirtschaft hervorgegangen ist. Und dazu noch ein exzellentes Bier braut, das in der Region seinesgleichen sucht.

Da frage ich mich dann immer, wie konnte das passieren? Jahrelang ahnungslos auf der A7 hier vorbeigebraust…

Ganz früher hieß das Gasthaus in dem kleinen Dorf Neuhausen „Zur Traube“, aber da sein Wirt Josef Behr hieß, sprach man allenthalben immer nur vom Behrenwirt. Als die Wirtschaft dann 1996 einen neuen Eigner bekam, von Grund auf renoviert wurde und in eine Gasthausbrauerei umgewandelt wurde, lag es natürlich nahe, sich einerseits vom etwas in die (Wein-)Irre führenden Namen „Zur Traube“ zu trennen und andererseits die im Ort verwendete Bezeichnung aufzunehmen. Der neue Name „Bärenwirt“ war geboren, und als Bärenbräu firmiert die kleine Brauerei bis heute.

MiniaturEin kleines Sudhaus im Nebengebäude, ein Biergarten rund um das Hauptgebäude, ein kleiner Parkplatz, ein paar Schatten spendende Bäume das ist das Bärenbräu. Auf einem kleinen, etwas schmucklos, aber sehr ordentlich wirkendem 10-hl-Sudwerk entstehen hier geniale Biere.

Als wir am 1. Mai 2015, einem absolut vertraulichem Geheimtipp folgend, hier einkehrten, hätte eigentlich Achtung, Wortspiel! der Bär los sein sollen im Biergarten. Livemusik war angekündigt, und eine tolle Feier. Stattdessen: Strömender Regen. Niemand draußen, und drinnen natürlich dann auch nicht wirklich viel. Bei diesem Hundewetter geht offensichtlich niemand freiwillig vor die Tür,  und scheinbar auch nicht ins Wirtshaus.

Schade. Gerade so kleine Dorfbetriebe tun mir in einer solchen Situation immer leid, wenn viel in die Vorbereitung investiert worden ist, und dann der Wettergott einen dicken Strich durch die Rechnung macht.

Wir ließen uns aber nicht abschrecken. Der Blick in die Speise- und Getränkekarte ließ hoffen: Viel deftige Hausmannskost zu niedrigen Preisen, und vier Sorten Bier. Und die Hoffnungen wurden nicht enttäuscht. Die Hausmacherplatte und das Haxenfleisch mundeten ganz ausgezeichnet, und die Biere waren, nun, ich schrieb es oben schon, genial.

Den Auftakt machte das Helle. Ein naturtrübes, herrlich würziges Bier, dessen feine und dezente Diacetylnote, eigentlich ja ein absolutes No Go, ganz sympathisch herüberkam. Tja, ich war gerade ein paar Tage in Tschechien gewesen, wo das Diacetyl im Bier etwas völlig Normales ist; hier in Deutschland gilt es aber gemeinhin und nicht ganz zu Unrecht als Geschmacksfehler. Trotzdem, hier passte es. Ein feines Bier!

Als nächstes das Weizen. Ãœberraschend schwach gespundet, sehr süffig. Feine Aprikosennoten, ein Hauch Kümmel und Gewürznelke ein ungewöhnliches Bier, gerade ob der geringen Spundung, aber sehr lecker, sehr gut trinkbar.

Als nächstes das Römer Türmle, das einzige Bier im Angebot mit einem eigenen Namen. Und es hat es verdient, besonders benannt zu werden. Ein Märzen, wie es nur wenige andere gibt. Leicht karamellig im Duft und im Antrunk, schwach gespundet, zart und weich; sehr vollmundig und samtig im Abgang. Ein Bier für den großen, gemächlich zu löschenden Durst. Ein Bier, bei dem man Stunden sitzen kann, eines nach dem anderen trinken. Und dann noch eins, noch eins und noch eins.

Während ich von diesen ersten Bieren bei Facebook zu schwärmen begann, erhielt ich gleich die ersten Reaktionen: Den Bock musst Du probieren, den Bock!

Ja, ja, liebe Online-Freunde, ja doch. Aber doch nicht gleich zu Anfang!

Der Bock also.

Kupferfarben, klar, kremiger Schaum. Malziger Geruch, intensiv. Der erste Schluck seidenweich, voll und rund. Geradezu kremige Konsistenz im Mund. Ein Bier zum Abbeißen. Nah dem Schluck ein lange haftendes Malzaroma, ein runder, Nachgeschmack, kaum Bittere. Nicht alkoholisch, aber man merkt den Alkoholgehalt nach ein paar Schlucken doch deutlich an den sich langsam rötenden Wangen. Wunderbar. Das richtige Bier, um das Sauwetter draußen zu kompensieren.

Warum, warum nur habe ich bisher nicht gewusst, dass hier, gerade einmal zwei Minuten von der A7 entfernt, ein solches Bockbier gebraut wird?

„Frau Wirtin, davon hätte ich gerne ein paar Flaschen mitgenommen. Für mich und meine Frau, und wer immer zu Besuch kommt und einmal ein richtig gutes Bockbier probieren möchte!“

Ach, hätte ich doch nur nicht gefragt…

„Das Bockbier ist das einzige, das wir nicht in der Flasche verkaufen“, beschied die freundliche Kellnerin mir bedauernd, aber bestimmt.

Und ich trollte mich.

Betrübt.

Ohne Bockbier…

Der Bärenwirt in Neuhausen ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet. Nur von Oktober bis April ist montags Ruhetag, in der schönen Jahreszeit ist täglich geöffnet. Mit dem Auto braucht man nur zwei bis drei Minuten von der Autobahn A7 und kann direkt an der Brauerei gratis parken. Öffentliche Verkehrsmittel habe ich keine entdecken können ich befürchte, hier braucht man einen Chauffeur, der kein Bier mag…

Bilder

Bärenbräu Neuhausen
Hohlgasse 2
89 291 Holzheim OT Neuhausen
Bayern
Deutschland

Brauhaus Bönnsch Klein & Klein GbRBonnDEU

Eigentlich ist es ja ein schönes Brauhaus, das Bönnsch, grundsätzlich gemütlich, sommers mit ein paar Tischen und Bänken draußen in der Bonner Fußgängerzone. Die typischen Bönnsch-Gläser sind witzig geformt, und das Bier schmeckt auch gut. Trotzdem hatten wir nach unserem Besuch am 24. Oktober 2005 eine Mordswut im Bauch so schlecht bedient sind wir schon lange nicht mehr geworden!

MiniaturEs war nur wenig Betrieb, und das Personal war definitiv nicht ausgelastet, als wir vor dem Regen flüchteten und uns ein gemütliches Plätzchen im Innern aussuchten. Leider war genau dieses Plätzchen von irgendeinem der Gäste vorher großflächig verkrümelt worden, und so baten wir die Bedienung, doch eben mal über Tisch und Bank zu wischen. Während wir an einem anderen Tisch Platz nahmen, ging die gute Dame davon, ohne sich um unseren Wunsch zu kümmern. Auch nach anderthalb Stunden, als wir die Brauerei wieder verließen, hatte sich daran nichts geändert.

Genauso vergesslich erwies sich das Personal auch rund um die Bestellung, und später auch, als es darum ging, eine völlig labberige Haxe zu reklamieren. Keine krosse Kruste, nichts, nur wabbeliges Fett aber leider auch nicht so zubereitet, dass es als Eisbein hätte durchgehen können. „Ich sage dem Koch Bescheid!“, hieß es, aber dabei blieb es.

Zum Abräumen kam ein anderer Kellner, fragte uns „Hat es geschmeckt?“, verschwand aber, ohne unsere Antwort abzuwarten…

Wir versuchten tags drauf, mit der Leitung des Brauhauses per eMail in Kontakt zu kommen, beschrieben höflich unsere Unzufriedenheit, aber erhielten nie eine Antwort.

Fazit? Klar: Im Sommer jederzeit auf ein schnell gezischtes Bier, draußen, im Stehen. Aber zum Essen? Zum gemütlichen Hinsetzen? Nie wieder!

Nachtrag 28. April 2015: Fast zehn Jahre später war doch wieder gemütliches Hinsetzen angesagt. Mit einer Gruppe ausländischer Gäste, denen der Sinn nach deutscher Brauhaus-Gemütlichkeit stand, wurde ich in den Keller des Bönnsch gespült. En einem großen Tisch, direkt vor dem großen Panorama, auf dem mehr oder weniger bekannte und berühmte Bonner Persönlichkeiten in naiver Malerei verewigt sind, nahmen wir Platz.

Um es vorwegzunehmen: Der Eindruck heute war deutlich besser, wenn auch noch lange nicht perfekt. Das Personal war freundlich, blitzschnell und hörte bei den Bestellungen auch sorgfältig zu. Das Essen war in Ordnung. Keiner der Gäste hat sich beschwert, jeder war vergnügt am Essen, wenn auch das Preisniveau leicht über dem Schnitt der Bonner Altstadt liegt.

Ein bisschen Grund zur Enttäuschung gab das Bier. Laut Karte erwarteten uns drei Sorten.

Sorte 1, das klassische Bönnsch. Ein unfiltriertes Kölsch, das nicht Kölsch heißen darf, weil er erstens unfiltriert ist und zweitens nicht aus Köln oder einer der der Kölsch-Konvention beigetretenen Brauereien entstammt. Also Bönnsch. Zu hoch gespundet, etwas scharf, dafür flach in Geschmack und Aroma, und einige Gäste, mich eingeschlossen, glaubten, einen Hauch Säure zu spüren. Kann aber vom hohen Kohlensäuregehalt gekommen sein. Eher unzufriedene Gesichter.

Sorte 2, das Weizen. „Haben wir derzeit leider nicht!“, zeichneten sich ehrliches Bedauern auf dem Gesicht des Kellners, große Enttäuschung auf den Gesichtern der Gäste ab. Schlecht.

Sorte 3, das Saisonbier. „Das ist zur Zeit ein Märzen. Etwas dunkler, etwas malziger im Geschmack, mit leichten Karamellnoten!“, wusste der Kellner es zu beschreiben. Für heute die Versöhnung mit dem Brauhaus. Die Beschreibung stimmte. Einen Hauch dunkler, für ein klassisches Märzen gerade recht. Leicht trüb, stabile Schaumkrone. Ein Hauch von Karamell im Aroma. Malziger Antrunk, ein wenig vollmundiger als das Bönnsch. Ein Hauch mehr Körper wäre wünschenswert gewesen, ein Hauch mehr Hopfen, doch offensichtlich will man den an das kohlensäurescharfe und eher flache Bönnsch gewöhnten Stammgästen nicht zu viel zumuten. Eine glatte Drei als Schulnote wäre angebracht.

Wir tranken lange und viel, wie es bei solchen Gruppen üblich ist, und unsere ausländischen Freunde waren zufrieden.

Das Brauhaus Bönnsch ist täglich ab 11:00 Uhr bis tief in die Nacht durchgehend geöffnet, freitags und sonnabends sogar bis zum folgenden Tag, morgens um 03:00 Uhr. Sonntags wird erst mit dem Mittagsläuten um 12:00 Uhr geöffnet. Zu erreichen ist das Bönnsch problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln, es liegt am Eingang der Fußgängerzone, direkt gegenüber dem Stadthaus, somit von der gleichnamigen Haltestelle nur drei Minuten zu Fuß entfernt; ebenfalls nur drei Minuten sind es zum Busbahnhof am Friedensplatz. Wer partout mit dem Auto kommen möchte, findet in der Tiefgarage am Berliner Platz meistens einen Parkplatz und hat es ebenfalls nur drei Minuten weit.

Bilder

Brauhaus Bönnsch Klein & Klein GbR
Sterntorbrücke 4
53 111Bonn
Nordrhein Westfalen
Deutschland

Ottersheimer Bärenbräu Matthias RüdeOttersheimDEU

Bravaria Å iauliai, Litauen

„Sollte man nicht machen. Sollte man wirklich nicht machen…“, waren meine Gedanken, als ich langsam wieder aus dem Wohngebiet herausfuhr und auf die Hauptstraße bog.

„Mach‘ ich beim nächsten Mal wieder. Ist besser als nix!“, waren sie, als ich mich ein paar Kilometer weiter auf die vierspurige Schnellstraße einfädelte.

„Ja, was denn nun, soll ich es in Zukunft sein lassen, oder doch machen?“, dachte ich, als ich am Ziel auf den Parkplatz rollte.

„Vermutlich mach‘ ich es doch genau so wieder…“, beendete ich die Überlegungen, als ich mich an den Rechner setzte.

Worum geht’s? Um die immer mal wieder aufkommende Frage nach unvollständigen, ungeplanten, spontanen, schlecht vorbereiteten oder schief gegangenen Brauereibesuchen. So, wie am 24. April 2015.

Gar nichts hatte ich geplant gehabt, bis ich am frühen Abend beim Blick auf die Uhr feststellte, dass ich eigentlich viel zu früh dran bin. Rechts ran, auf den nächsten Parkplatz. Die Linksammlung im Explorer geöffnet, „Wo ist die nächste Brauerei?“ Cortana oder Siri helfen bei dieser Frage noch nicht wirklich viel, da landet man immer bei den großen Bierfabriken wie Warsteiner, Bitburger, oder so. Aber in meiner kleinen Linksammlung findet sich immer etwas. Heute das Ottersheimer Bärenbräu. Nur ein kleiner Umweg. Die A65 ist sowieso eine gute, oft staufreie Alternative, und von der Abfahrt Landau Zentrum ist es nicht weit. Auf also, nach Ottersheim.

Zu meiner Ãœberraschung führt mich das Navi in ein Wohngebiet. Und bis wenige Meter vor der Brauerei weist, außer einem kleinen Wegweiser an der Kreuzung, nichts darauf hin, dass es hier Bier geben würde. Erst ganz am Schluss sieht man die Fahne an dem großen Wohnhaus und die Einfahrt mit den Bierbänken. Wie in einer Straußenwirtschaft bei einem der vielen Winzer hier in der Region sieht es aus. Die Einfahrt ist zum Biergarten umfunktioniert; die große Scheune hinter dem Haus beherbergt die Brauerei.

MiniaturSelbstbedienung ist angesagt. Man holt sich sein Bier drinnen in der Scheune; zu Essen gibt es etwas am Stand im Biergarten; Gläser und Geschirr bringt der Gast selbst zurück an die Spültheke. Tiefenentspannte Atmosphäre. Nicht allzu viele Gäste, leise Gespräche im Hof, Gelächter, Gläserklirren. Angenehm zum Entspannen.

Ein kleines Helles darf ich mir gönnen, mehr nicht, ich habe ja noch einige Kilometer vor mir. Das Glas steht vor mir; leicht hefetrüb, kremiger Schaum. Das obligatorische Foto vor dem ersten Schluck, und das rote Blinken der Akku-Warnleuchte. Der Telefonakku ist leer. Der Fotoapparat liegt daheim. Nun, für ein paar Bilder wird es hoffentlich noch reichen. Schnell mal den Biergarten noch, mit der Theke, und dann noch… Nein, das war’s. Ende der Fotodokumentation für heute. Schlecht vorbereitet!

Nun denn, der erste Schluck. Leider ein bisschen enttäuschend. Etwas kraftlos wirkt das Bier, ein wenig zu stark gespundet, zu scharf. Keine so schöne Kombination. Lecker ist es schon, aber doch nicht so richtig süffig. Es fehlt ein wenig die Vollmundigkeit, die Trinkbarkeit. Das Verlangen, am liebsten ein großes Glas in einem Zug herunterzustürzen, kommt nicht auf. Kritik auf hohem Niveau aber, denn Geschmacksfehler weist das Bier definitiv nicht auf. Also, wenn das Ottersheimer Bärenbräu in meiner Nachbarschaft läge, käme ich schon immer wieder hierher. So gut ist das Bier dann schon!

Neugierig spähe ich in die Scheune. Durch die große, etwas verschmutzte Scheibe sehe ich im Dunkeln zwei große Stahltanks. Ich frage die Bedienung, ob das alles sei, was man von der Brauerei sehen könne. „Nein, nein!“, heißt es, man könne schon eine Brauereibesichtigung machen. Mindestens fünf Personen, und sich vorher anmelden, dann bekäme man alles gezeigt. „Ich bin aber nicht fünf, sondern nur einer. Kann ich mich da vielleicht irgendwann mal einer anderen Gruppe anschließen, wenn ich kurz vorher anrufe?“ will ich noch wissen. Ratloses Achselzucken. „Am besten, Sie kommen, wenn hier der Kraut und Rüben Radweg Aktionstag ist, im Juni. Dann ist zu jeder vollen Stunde Brauereiführung!“ fällt ihr ein.

Schöne Idee! Aber vom Westerwald aus nach Ottersheim? Mit dem Fahrrad? Wird wohl nix.

Und auch heute wird’s wohl nix mit einem näheren Blick auf das Sudwerk.

Hätte aber sowieso wenig geholfen, der Akku ist ja leer, fällt mir wieder ein.

Schlecht vorbereitet. Völlig spontan. Kaum Bilder, nur ein Bier, kein Blick auf die Brauerei.

Ich fuhr langsam los und bog auf die Hauptstraße ein. „Sollte man nicht machen. Sollte man wirklich nicht machen…“, waren meine Gedanken…

Das Ottersheimer Bärenbräu liegt mitten im Wohngebiet in Ottersheim und ist in der schönen Jahreszeit, was hier in der Pfalz von März bis Oktober bedeutet, täglich von 11:00 bis 22:00 Uhr geöffnet. Kein Ruhetag. Es gibt Bier und eine recht große Auswahl an hausgemachten Speisen. Mit dem Auto kommt man problemlos hin und kann im Wohngebiet rechts und links der Straße parken. Mit dem Fahrrad ist es besser, speziell am Aktionstag, wenn sowieso alle großen Straßen für Autos gesperrt sind. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln scheint es nicht wirklich zu gehen. Alle Bahnlinien führen mindestens fünf Kilometer an Ottersheim vorbei.

Bilder

Ottersheimer Bärenbräu Matthias Rüde
Waldstraße 35A
76 879 Ottersheim
Rheinland Pfalz
Deutschland