Paulaner Bräuhaus SingaporeSun TecSGP

Ach, ob man hier wirklich gezielt einkehren muss? Ich weiß ja nicht. Ich glaube, eigentlich nicht.

Und dennoch, wie von einer magischen Hand gelenkt, wenden sich meine Schritte in Richtung auf das westliche Ende des Millenia Walks. Gerade eben noch haben wir den gewaltigen Brunnen im Sun Tec Einkaufszentrum mit seiner angeblich dreißig Meter hohen Fontäne bewundert, und jetzt kommt Durst auf. Nicht, dass es hier, im Sun Tec Centre, an Restaurants und Bars mangeln würde, ganz im Gegenteil man könnte Wochen, Monate gar, hier verbringen und jeden Tag woanders essen oder trinken.

Aber ganz automatisch ziehe ich, wenn ich Durst verspüre, das Telefon aus der Tasche und frage Cortana. Wo ist die nächste Brauerei? Wie immer ist sie zunächst etwas begriffsstutzig, und wie immer spuckt sie nach ein paar erläuternden Hinweisen eine Adresse aus. #01-01 Millennia Walk. Erster Stock, also nach singapurischer Zählung das Erdgeschoss, erste Lokalität. Jetzt müssen wir nur nur schauen, in welcher Richtung der Millenia Walk durchnummeriert ist. Von West nach Ost, also auf, in Richtung Westen.

MiniaturDraußen der allnachmittägliche Wolkenbruch, für ein paar Minuten scheint die Welt unterzugehen. Wir gehen trockenen Fußes durch das Labyrinth der Über- und Unterführungen und stehen nach ein paar Minuten vor dem Paulaner Bräuhaus. Wir hören schon von weitem, dass wir hier richtig sind: Im nur schwach besetzten Bräuhaus sitzt eine international bunt gemischte Gruppe, vermutlich Konferenzteilnehmer oder andere Geschäftsleute. Alle Nationalitäten, alle Hautfarben sind vertreten, und inmitten der Gruppe ein Mannsbild österreichischer oder bayerischer Herkunft, der mit einem lautstarken und nicht enden wollenden Jodler den anderen mitteleuropäische Alpenkultur nahebringen und live vorführen möchte.

Irritierte Gesichter in der Gruppe. Nur der Amerikaner scheint begeistert. Und der Jodler selbst, natürlich. Keiner der Asiaten verzieht auch nur eine Miene. Ein, wie es scheint, Engländer verdreht die Augen, ein Afrikaner kratzt sich nachdenklich am Kopf, zwei südamerikanisch wirkende Herren beeilen sich, ein frisches Bier zu bestellen. Meine Frau hält sich die Ohren zu.

Wir steuern einen Platz am entgegengesetzten Ende des überraschend kleinen Schankraums an. Wir hätten eher eine gewaltige, bayerische Bierhalle erwartet, stattdessen finden wir einen Schankraum, der „normale Gastwirtschaftsgröße“ hat.

Von allen Plätzen aus hat man einen hervorragenden Blick auf die etwas weihnachtlich geschmückten, kupferglänzenden Sudkessel, die den Raum dominieren.

Wir sind gespannt auf die Bierauswahl, schlagen die Getränkekarte auf, und…

… nein, es darf nicht wahr sein, da ist sie wieder: Die deutsche Einheitsbiertrilogie. Hell, Dunkel, Weizen. Ich muss noch einmal nachlesen. Vielleicht steht das irgendwo in den nur selten zitierten weiteren Absätzen und Paragraphen des (R)Einheitsgebots vom 23. April 1516, dass man nicht nur keine anderen Zutaten als Gerste, Hopfen und Wasser verwenden darf, sondern sich auch auf die klassischen drei Braugasthaus-Stile beschränken muss?

Wir bestellen uns ein Dunkles und ein Helles. Das Dunkle ist kräftig malzig, aber irgendwie fehlt der Pfiff. Ein wenig behäbig trinkt es sich, macht nicht wirklich Lust auf mehr. Wir überlegen, was es sein könnte. Der Nachgeschmack, der ein wenig an Farbmalz, an Sinamar erinnert? Schwierig. Aber glücklich sind wir nicht.

Es bleibt die Hoffnung auf das Helle, die aber blitzschnell, bereits nach dem ersten Schluck zerstiebt. Dumpf, muffig, irgendwie alt wirkend. Nicht zum ersten Mal hier in Singapur, dass wir diesem dumpfen Geschmack begegnen, der an altes, überlagertes Bier erinnert. Sind es die tropischen, heiß-feuchten Bedingungen, die dem Malz schon während der Lagerung zusetzen? Liegt es am Wasser? Wir wissen es nicht, sind aber gleichwohl enttäuscht.

Die Einrichtung und Atmosphäre im Bräuhaus sind über jeden Zweifel erhaben so muss ein deutsches Bräuhaus im Ausland aussehen. Hier haben die Innendesigner ganze Arbeit geleistet, um der Erwartungshaltung der internationalen Gäste gerecht zu werden. Aber wir haben unsere Zweifel, ob das Bier, so wie es hier und heute ausgeschenkt wird, seiner Rolle als Botschafter der bayerischen Gastfreundschaft, Gemütlichkeit und des ach so gerühmten Reinheitsgebots gerecht wird, oder ob es doch eher den Beweis antreten möchte, dass es auch innerhalb des vom Reinheitsgebot gesteckten Rahmens möglich ist, enttäuschende Biere zu brauen.

Schade.

Und um somit auf die Eingangsfrage zurück zu kommen: Hier kann man einkehren, muss es aber nicht.

Das Paulaner Bräuhaus Singapore ist täglich ab 12:00 Uhr mittags durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Von der Haltestelle Promenade der U-Bahn-Linie Circle Line sind es nur wenige Meter durch das Einkaufszentrum und den Millenia Walk bis zum Schankraum.

Bilder

Paulaner Bräuhaus Singapore
9 Raffles Boulevard
#01-01 Millenia Walk
039596 Singapore
Singapore

Tawandang Microbrewery SingaporeDempsey ClusterSGP

Mensch, das sind ja fast Bamberger Verhältnisse, schießt es mir unangemessener Weise durch den Kopf, als wir das RedDot BrewHouse @ Dempsey Road verlassen, fünfzig Meter gehen und vor der nächsten Brauerei stehen: Tawandang Microbrewery. Naja, aber wirklich nur fast, und auch ausschließlich auf die Tatsache beschränkt, dass es wirklich nur zwei Minuten Fußweg sind, um von einer Brauerei in die nächste zu stolpern.

Mit klassischen Bamberger Brauereien hat das hier überhaupt nichts zu tun, sondern wir stehen vor einer modernen Konzept-Gasthausbrauerei, die nach eigenen Angaben deutsche Braukunst mit asiatischer Küche verbinden möchte und aus diesem Grund bei ihrer Gründung 1999 auch zunächst als Tawandang German Brewery firmierte.

Das schöne kupferne Sudwerk könnte auch in jeder mitteleuropäischen Gasthausbrauerei stehen. Blitzblank poliert glänzt es stolz vor sich hin und dominiert den großen Schankraum. Jetzt, zur Vorweihnachtszeit, ist es noch mit ein paar kitschigen Weihnachtsdekorationen versehen, aber genau so sieht man das auch überall in Deutschland.

Nicht ganz so häufig sieht man direkt neben dem Sudwerk eine riesige Bühne, auf der heute, am Freitagabend, eine Art Karaoke stattfindet, mit Livemusik statt Musik vom Band. Obwohl die Stuhlreihen hier im Schankraum überraschend leer sind, herrscht auf der Bühne eine Bombenstimmung, als würden sich die Groupies nur so in der ersten Reihe drängeln und mit ihren BHs werfen.

Wir verziehen uns auf die Terrasse, wollen noch ein wenig das Draußensitzen genießen, bevor es auf den Rückflug in die kalten, nassen heimischen Gefilde geht, wo das Biergartenwetter erst in einem guten halben Jahr wieder zu erwarten ist. Drei Biere verspricht die Getränkekarte, und zwar Lager, Weizen und Dunkel.

MiniaturLeichtsinnig bestellen wir vom Lager und vom Dunkel je ein großes Glas, sind aber schon nach dem ersten Schluck ziemlich enttäuscht. Das Dunkle schmeckt muffig und erdig, ein wenig kratzig, und das Lager steht ihm fast nicht nach. Beide Biere scheinen den Hopfen nur von ferne gesehen zu haben, vielleicht hat der Brauer während des Abmaischens mal eine Hopfenranke feierlich um den Kessel getragen und dann wieder zur Dekoration zurück gehängt…

Schade. Wir wollen der Brauerei noch eine Chance geben und verkosten mutig auch noch das dritte Bier im Bunde, das Weizen. Aber ach, die Brauerei verspielt ihre Chance, blamiert sich erneut. Auch das Weizen schmeckt seltsam dumpf und muffig. Nein, das ist heute keine bierige Offenbarung, sondern eher ein Pflichtprogramm, ein Tiefpunkt im Leben des Biertesters.

Die tropische Hitze und der resultierende große Durst verhindern, dass wir das Bier ungetrunken stehen lassen, aber ein echter Genuss ist es nicht.

Eine kurze Recherche im Internet ergibt, dass das Bier hier under close supervision from our professional Bavarian Brewmaster Mr. Jochen Neuhaus gebraut wird. Wir schauen uns entgeistert an. Entweder ist die deutsche Brauer- und Mälzer-Ausbildung auch nicht mehr das, was sie mal war, oder der Brauer darf nicht so brauen, wie es ihm vielleicht gerne schmecken würde, sondern muss sich an die Auflagen und den persönlichen Geschmack der Geschäftsführer halten. Oder er hat gut gebraut, weiß aber gar nicht, in welchem Zustand das Bier gelagert und schließlich ausgeschenkt wird. Oder, und jetzt gehen wir mal auf den genauen Wortlaut ein, er braut gar nicht selber, sondern überwacht nur aus der Ferne. Under supervision kann schließlich viel heißen.

Na, eigentlich wollen wir ja gar nicht so lange auf der schlechten Bierqualität herumreiten, denn die sonstige Atmosphäre hier ist doch ganz nett. Man könnte durchaus noch ein Weilchen auf der Terrasse sitzen, die gar nicht mal so schlechte Livemusik etwas gedämpft mithören und den Abend langsam ausklingen lassen. Aber andererseits, verdammt noch mal, wir sind hier in einer Brauerei, und nicht in einer x-beliebigen Kneipe, da muss doch, bitteschön, auch die Bierqualität stimmen, oder?

Und das tut sie hier leider nicht.

Amen!

Die Tawandang Microbrewery Singapore ist täglich ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet und serviert neben „deutschem“ Bier thailändisches Essen. Kein Ruhetag. Zu erreichen ist sie problemlos mit dem Bus, zwei Minuten Fahrt von der Orchard Road, die Bushaltestelle ist direkt unterhalb der Dempsey Road.

Bilder

Tawandang Microbrewery Singapore
Dempsey Cluster
Block 26 Dempsey Road #01-01
249686 Singapore
Singapore

RedDot BrewHouse @ Dempsey RoadTanglin BarracksSGP

Die ehemaligen Tanglin Barracks, jetzt eine Art Freizeitzentrum mit vielen Bars, Shops, Restaurants. Gerade einmal ein paar hundert Meter vom Südende des Botanischen Gartens entfernt. Gar nicht schwierig zu erreichen.

Sollte man meinen. Wir stehen am Südende des Botanischen Gartens und warten auf den Bus. Zwei Stationen die Holland Road entlang sind es, könnte man ja fast auch laufen. Aber da kommt er ja, der Bus, schnell hinein, und die Odyssee beginnt. Mit dem unendlichen Glück des Unwissenden haben wir genau einen von vielleicht drei Schnellbussen am Abend erwischt, die die Pendler möglichst rasch in den Westen Singapurs bringen sollen und nach dem Botanischen Garten für die nächsten acht Kilometer nicht mehr anhalten. Danach wieder an jeder Milchbank, aber auf dieser Strecke zunächst nicht. Wir sehen die Lichter des RedDot BrewHouse in der Dempsey Road in den Tanglin Barracks an uns vorbeifliegen und verschwinden irgendwo in den Vororten der Stadt.

Gut anderthalb Stunden später, denn so lange dauert die Fahrt mit dem regulären Bus wieder zurück, stehen wir endlich vor dem RedDot. Der rote Ball, der Red Dot, ist das Wahrzeichen dieser Brauerei. Als Eigner und Brauer Ernest Ng im Jahr 1997 mit dem Hausbrauen begann, waren seine Brew Kits mit einem roten Klecks gekennzeichnet, und wer hätte damals gedacht, dass dieser rote Klecks Namensgeber für die Brauerei werden sollte, die 2008 dann in der Dempsey Road eröffnet wurde.

Inmitten bunt leuchtender und kitschiger Weihnachtsdekoration ist der Red Dot heute fast nicht zu erkennen. Alles leuchtet, blitzt und blinkt in den buntesten Farben, dazu laufen quietschig elektronisch verfremdet Weihnachtslieder in Endlosschleife.

Linker Hand vom Eingang das gewaltige 80-hl-Edelstahl-Sudwerk, ebenfalls mit bunten LED-Girlanden geschmückt.

Das große, halboffene Schankareal ist rappelvoll, es herrscht ohrenbetäubender Lärm. Auf der kleinen Bühne steht ein halbes Dutzend junger und nicht mehr ganz so junger Männer; testosterongesteuert oder von ihren Damen ermuntert haben sie sich zum Speed-Drinking-Contest angemeldet, haben ein großes Bierglas in der Hand und warten auf das Startsignal der Moderatorin.

„Los!“ Und während die Männer ihr Glas um die Wette leeren und es sich anschließend umgestülpt über den Kopf halten, sich die letzten Bierreste in den Nacken rinnen lassen, machen wir es uns an einem kleinen Tischchen bequem. Ein Märzen und ein Kölsch bestellen wir uns, dazu ein paar Nachos und Potatoe-Wedges. Ein typisches Brauhausmahl. Nichts zum Verkosten, das haben wir am Vortag schon am Boat Quay gemacht, wo die selben Biere angeboten werden. Nein, jetzt nur zum schnellen Durstlöschen und gegen den dann unvermeidlichen kleinen Hunger.

MiniaturNeben unserem Tisch eine Modelllandschaft, ein kleines verschneites Dörfchen. Fachwerkhäuser, kleine Figürchen. Rothenburg o.d.T. lässt grüßen. Den anderen Gästen gefällt’s.

Spitze Schreie am Nachbartisch: Ein Mann in den Fünfzigern, begleitet von einem Dutzend junger bis mittelalterlicher Damen, einem ganzen Harem, hat sich einen großen Spender mit knallgrünem Bier bestellt. Eine rote Tisch-Zapfanlage, randvoll mit grünem Bier. Die ganze Bande ist begeistert, und feierlich wird ein Glas nach dem anderen mit dem mit Spirulina (Blaualge) gefärbten Bier gefüllt.

Im Bereich rund um die Bühne dröhnt Disco-Musik, im Bereich der Tische dudeln Weihnachtsmelodien. Alles überlappt sich zu einer Kakophonie sondergleichen. Dazu die bunten Farben, das Gekreische der Damen, die feuchte tropische Luft, der Geruch vom vergossenen Bier auf dem Fußboden, und ab und zu eine Knoblauch- und Bratenfett-Wolke aus der Küche. Es ist unbeschreiblich. Mit der in der deutschsprachigen Internetseite beworbenen bayerischen Biergartenstimmung hat das nicht mehr viel zu tun, und auch der „gemütliche innere Essbereich“ hat sich ein eine dampfende Hölle verwandelt.

Die Stimmung ist gewaltig. Es herrscht Party ohne Ende. Freitagabend in der Dempsey Road. Auch so geht Advent…

Das RedDot BrewHouse @ Dempsey Road ist täglich ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags für den Brunch schon ab 10:30 Uhr. Kein Ruhetag. Mit dem Bus der Linie 140 ist es problemlos in wenigen Minuten von der Orchard Road zu erreichen; mit der Linie 140e („e“ für Express) definitiv nicht. Die Haltestelle ist direkt unterhalb des Brauhauses.

Bilder

RedDot BrewHouse @ Dempsey Road
Tanglin Barracks
25A Dempsey Rd, #01-01
249691 Singapore
Singapore

Blue Bali BrewhausCluny ParkSGP

Wir bummeln durch den wunderschönen Botanischen Garten Singapurs, durch seine liebevoll angelegten Themenbereiche. Der Garten der Kletterpflanzen, der Schwanensee, und schließlich kommen wir zum Garden of Fragrances, dem Garten der Düfte. Wir atmen tief ein. Sassafras riechen wir, Sandelholz und Patschuli. Seltsam, wie intensiv diese Düfte sein können, wir brauchen uns noch nicht einmal zu den Blüten und Blättern der Pflanzen hinunterbeugen, um die intensiven Aromen zu erschnuppern. Nach ein paar Sekunden aufmerksamen Hinschnupperns fällt der Groschen: Was wir hier riechen, sind nicht die Pflanzen, sondern Düfte von Räucherstäbchen, die durch diesen kleinen Garten wehen.

MiniaturNeugierig gehen wir im wahrsten Sinne der Nase nach und stehen nach wenigen Metern in einem gemütlichen Gartenrestaurant, dem Blue Bali. Hier, mitten im Botanischen Garten, und direkt am Eingang zu den Gebäuden der Universität von Singapur, die sich mit ihrer Jura-Fakultät diese herrliche Lokation mitten im Botanischen Garten gesichert hat, befindet sich dieses idyllische Restaurant.

Und mehr noch: Es ist nicht nur ein Restaurant, sondern auch eine kleine Brauerei, ein Brewhaus, wie sich selbst in einem originellen Mischmasch aus Deutsch und Englisch bezeichnet. Das Blue Bali Brewhaus, also.

Wir zögern natürlich keine Sekunde und machen es uns auf der bunt geschmückten Terrasse bequem. Überall laufen Ventilatoren, um die tropische Hitze ein wenig erträglicher zu machen, und unter jedem Ventilator steht eine große Schale mit Räucherstäbchen und ähnlichem. Man wird fast benommen von diesen wunderbaren, intensiven Düften.

Wir blättern durch die Speisekarte. Zwar ist die Bierauswahl nicht sehr groß, es gibt nur drei Sorten, aber zu jedem Bier ist sorgfältig angegeben, welche Speisen am besten dazu passen. Das eher milde Bali Gold, ein nur leicht gehopftes Helles, eher zu den ausgewogenen und milden Speisen, das Doshi IPA zu den scharf gewürzten Gerichten, und das Red Mamba, ein mit Drachenfrucht gewürztes Bier zu fruchtigen Speisen.

Kühn entscheide ich mich für die Kombination aus knackigem IPA mit scharfer, indonesischer Küche.

… und werde leider vom Kellner enttäuscht. Mit großem Bedauern erklärt er mir, dass nun gerade das Doshi IPA, was in der Tat wohl das beste Bier hier sei, gerade aus ist. Ob ich nicht lieber ein Bali Gold wolle, und dann konsequenterweise auch eine etwas mildere Speise.

Ich folge seinem Rat, und obwohl sich die Kombination wirklich als passend erweist, bin ich unzufrieden. Ist es nun der Ärger über das verpasste IPA, oder schmeckt das Bali Gold wirklich ein wenig dumpf? Ich glaube sogar, eine leichte Seifigkeit zu verspüren…

Vielleicht kann es das Red Mamba noch richten? Ein Wheat, also ein Weizenbier, mit Drachenfrucht versetzt, und leuchtend rot. Spritzig und erfrischend ist es auf den ersten Schluck, aber im Abgang macht sich eine adstringierende Bittere breit. Ganz klar, die kommt von der Drachenfrucht, aber nichtsdestotrotz stört sie mich.

Seitens der Biere also keine Offenbarung, das Blue Bali Brewhaus, aber die Atmosphäre hier und die zum Bier gereichten Speisen sind ausgezeichnet.

Ich frage den Kellner noch einmal gezielt, ob die Biere wirklich hier gebraut würden, und freudestrahlend bejaht er. Gleich neben dem Eingang zur Straße hin sei das Sudwerk, und durch die große, orangene Scheibe könne man es auch sehen!

Durch die große orangene Scheibe? Ich gehe nach vorne und überzeuge mich mit eigenen Augen. Ja, gelogen hat der gute Mann nicht. Es gibt hier eine große, orangene Glasscheibe, oder vielmehr eine Glasscheibe, die mit orangener Folie beklebt ist, und durch die man schemenhaft erkennen kann, dass dahinter irgendwelche größeren, metallenen Behälter stehen. Mehr ist nicht auszumachen. Es wird wohl das Sudwerk sein, und aus Dokumentationsgründen mache ich auch noch ein verwaschenes Bild durch die farbige Folie. Erkennen kann man fast nichts Brauereibesichtigung sieht anders aus…

Mit gemischten Gefühlen machen wir uns wieder auf den Weg. Meine Frau schwärmt von dem netten und gutaussehenden Kellner,der romantischen Atmosphäre und dem guten Essen, und ich grummele ob der Bierqualität und der nur schemenhaft zu erkennenden Brauerei ein wenig vor mich hin.

Aber nur ein wenig.

Das Blue Bali Brewhaus ist dienstags bis freitags ab 16:00 Uhr, sonnabends und sonntags ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; montags ist Ruhetag. Zu erreichen ist es von der U-Bahn-Station Botanic Gardens der Circle Line in etwa zehn Minuten der sehr schöne Spaziergang führt mitten durch den Botanischen Garten.

Bilder

Blue Bali Brewhaus
One D Cluny Road
Cluny Park
259600 Singapore
Singapore

The Pumproom Microbrewery + Bistro + PubClarke QuaySGP

Markige Worte auf der Homepage der Pumproom Microbrewery: „Singapore’s Best Microbrewery. (…) We’re still the first and best microbrewery in Clarke Quay. Don’t let anyone tell you otherwise.“ Das weckt natürlich eine Erwartungshaltung, mein lieber Mann!

Und wird gehalten, was man verspricht? Wir sind neugierig, machen uns auf den Weg auf die Nordseite des Flusses, in das Vergnügungsviertel Clarke Quay, in dem sich Kneipe an Kneipe reiht. Fast überall Livemusik, bunte Lichtgewitter und Bier in Strömen. Menschen aller Nationalitäten und Hautfarben und vor allem auch jeden Alters lassen sich durch das Gewühl treiben. Die kleinen Kinder toben durch die offenen Straßenbrunnen, bis sie bis auf die Haut durchnässt sind, die Eltern stehen schmunzelnd dabei, lassen sich ein Bier oder einen Sekt schmecken. Die Halbwüchsigen streifen auf der Suche nach dem vermeintlichen Abenteuer durch die engeren Seitengassen.

MiniaturMittendrin der Pumproom. Microbrewery und Bistro und Pub, wie der Name sagt. Spätnachmittags und abends eher Bistro und Restaurant, nachts dann Highlife und Stimmung wie in einem Nachtclub. Wir kommen in der Übergangszeit an noch ist Restaurantbetrieb, aber erste Vorbereitungen für das Nachtclub-Programm werden schon getroffen. Die freundliche Kellnerin bietet uns einen Tisch auf der Terrasse an, mit freiem Blick auf den zentralen Platz im Clarke Quay, mit seinem riesigen Springbrunnen. Hier kommt jeder vorbei, der sich hier amüsieren möchte. Sehr schön!

Weniger schön, als wir beobachten können, dass die Freundlichkeit der Kellnerin doch ein bisschen nachlässt, als wir ihr signalisieren, dass wir eigentlich nur auf ein Bier gekommen sind, nichts mehr essen mögen. Immer noch freundlicher als in einem typischen Münchner Biergarten (kein Kunststück…), aber doch ein wenig reservierter als noch vor drei Minuten.

Wir bestellen uns ein IPA und ein Wheat beides ordentlich und stilecht gebraute Biere, aber irgendwie auch ein wenig charakterlos. Dutzendware, gewissermaßen, wenn dieser Ausdruck hier erlaubt ist. Schöne Trinkbiere, aber doch nicht so, dass man hin und weg wäre vor Begeisterung. Angesichts der großen Trommel, die man rührt („Singapore’s Best Microbrewery“), dann doch eher ein wenig enttäuschend.

Die Laune der Kellnerin wird wieder spürbar herzlicher, als wir uns entschließen, doch einen kleinen Snack zu bestellen. Und dazu noch ein Scottish Ale. Letzteres überrascht positiv. Schön ausgewogen, mit ausgeprägten Malzaromen, und zum Glück nicht so serviert, wie auf der Homepage beworben („just ice cold beer“), sondern mit der richtigen Temperatur, so um die 11° Celsius. Schön.

Jetzt bin ich aber doch neugierig, wie es im Innern des Pumproom aussieht, ob man auch das Sudwerk sehen kann. Drinnen ist es eiskalt. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren und kühlt den leeren Raum auf vielleicht 17° ab. Kaum wärmer als das Bier eben. Die Bühne, auf der in wenigen Momenten die Party beginnen wird, ist schon bunt beleuchtet. Misstrauisch werde ich beäugt, als ich ein paar Bilder mache, und meine Frage, ob man denn das Sudwerk sehen könne, wird mit einem abweisenden, kurzen „No!“ beantwortet, das keine Zweifel zulässt.

Nun ja, ein seltsames Gebaren. Sei’s drum. Es ist ja schön, dass vor Ort gebrautes Bier auch in den unterschiedlichsten Umgebungen seinen Platz findet, hier beispielsweise in einem Pulverschuppen, in dem jede Nacht die Post abgeht, aber es wäre natürlich noch schöner, wenn es nicht nur wie ein weiteres billiges Marketingargument verwurstet würde, sondern einen etwas prominenteren Platz im Gesamtkonzept bekäme.

Ein wenig frustriert verziehe ich mich mit meiner Kamera wieder, komme mir vor, als wäre ich bei Werksspionage ertappt worden.

Draußen verändert sich die Atmosphäre langsam. Die Familien mit Kindern werden weniger; stattdessen mehr und mehr bunte Nachtschwärmer. Bunte Kleidung, grell geschminkt, hohe Hacken, Hipsterbärte. Die Musik aus dem umliegenden Kneipen wird lauter, und auf der Bühne des Pumprooms beginnen erste Vorbereitungen.

Und wir? Machen wir uns bereit für einen Partyrave einmal kreuz und quer durch Clarke Quay? Ach nein, heute ist Donnerstag. Morgen muss ich arbeiten, es ist sowieso schon viel zu spät. Es ist wie so oft ein Kreuz, wenn mich berufliche Reisen an Orte führen, an denen rund um die Uhr gefeiert wird… Ein wenig Neid kann ich nicht unterdrücken, als uns auf dem Weg zur U-Bahn die Partygänger entgegenkommen, für die der Abend jetzt erst beginnt.

Die 2006 gegründete Pumproom Microbrewery + Bistro + Pub ist täglich von 17:00 Uhr bis 03:00 Uhr morgens geöffnet; in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag bis 04:00 Uhr. Kein Ruhetag. Bis zur U-Bahn-Station Clarke Quay der North-East-Line sind es etwa fünf Minuten zu Fuß, die Brauerei ist also problemlos zu erreichen.

Bilder

The Pumproom Microbrewery + Bistro + Pub
3B River Valley Road #01-09/10
The Foundry
Clarke Quay
179021 Singapore
Singapore