Vertikale Preisbindung im Lebensmitteleinzelhandel Nun auch Bußgeldverfahren in der Warengruppe Bier weitgehend abgeschlossen.

Das Bundeskartellamt hat im sog. Vertikalfall im Lebensmittelhandel weitere Kartellverfahren abgeschlossen und erneut Bußgelder gegen Handelsunternehmen in einer Gesamthöhe von 90,5 Mio. € verhängt. Im Fokus der Ermittlungen standen in diesem Teil des Gesamtverfahrens Absprachen zwischen der Brauerei Anheuser Busch InBev Germany Holding GmbH, Bremen (AB InBev), und Händlern über die Ladenpreise von Bieren, insbesondere der Marken „Beck’s“, „Franziskaner“ und „Hasseröder“.

Bußgeldbescheide wurden gegen die folgenden Unternehmen verhängt: A. Kempf Getränkegroßhandel GmbH, Offenburg, EDEKA Handelsgesellschaft Minden-Hannover mbH, Minden, EDEKA Handelsgesellschaft Rhein-Ruhr mbH, Moers, EDEKA Handelsgesellschaft Südbayern mbH, Gaimersheim, EDEKA Handelsgesellschaft Südwest mbH, Offenburg, EDEKA Nordbayern-Sachsen-Thüringen GmbH, Rottendorf, METRO AG, Düsseldorf, und NETTO Marken-Discount AG Co. KG, Maxhütte. Gegen AB InBev und das Handelsunternehmen REWE Zentral Aktiengesellschaft, Köln, wurden wegen frühzeitiger und umfassender Kooperation mit dem Bundeskartellamt im Rahmen der Ermittlungen keine Bußgelder verhängt.

Außerdem erging noch je ein Bußgeldbescheid im Bereich Süßwaren wegen Preisbindungen bei Haribo-Produkten gegen das Unternehmen Lidl Stiftung Co. KG sowie im Bereich Kaffee wegen Preisbindungen bei Melitta-Produkten gegen die Dirk Rossmann GmbH (vgl. zu den Absprachen in diesen Warengruppen auch Pressemitteilung vom 18.06.2015).

Der gesamte Verfahrenskomplex, der mit Durchsuchungen im Januar 2010 seinen Anfang nahm und zu den aufwändigsten Bußgeldverfahren des Bundeskartellamtes zählte, ist damit nahezu abgeschlossen. Wegen verbotener Absprachen zwischen Herstellern und Handelsunternehmen über die Ladenpreise in den Warengruppen Süßwaren, Kaffee, Tiernahrung, Bier und Körperpflegeprodukte hat das Bundeskartellamt ein vorläufiges Gesamtbußgeld in Höhe von gut 242 Mio. € verhängt. Gegen drei Unternehmen in den Bereichen Süßwaren und Bier ist das Verfahren vor dem Bundeskartellamt noch offen und wird voraussichtlich in den nächsten Monaten abgeschlossen.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes: „Die betroffene Brauerei hat beim Absatz ihrer wichtigsten Biermarken mehrfach Erhöhungen der Ladenpreise mit den Händlern abgesprochen und die Einzelheiten, insbesondere die Stichtage und die Höhe der jeweiligen Preisanhebung, zwischen diesen koordiniert. Die Händler hatten die Erwartungshaltung, dass die Brauerei dafür sorgt, dass die Erhöhung gleichzeitig auch bei konkurrierenden Händlern umgesetzt wird. Leidtragende solcher systematischen Preisbindungspraktiken sind die Endverbraucher.“

Bußgeldmindernd hat sich ausgewirkt, dass die Bescheide mit Ausnahme des Bescheids gegen Rossmann im Wege der einvernehmlichen Verfahrensbeendigung (sog. Settlement) ergangen sind. Rossmann hat gegen den an das Unternehmen gerichteten Bußgeldbescheid Einspruch eingelegt, über den das Oberlandesgericht Düsseldorf entscheiden wird. Soweit in einem weiteren Fall das Bußgeld noch nicht rechtskräftig ist, kann gegen diesen Bescheid ebenfalls Einspruch eingelegt werden.

(Quelle: Pressemitteilung des Bundeskartellamtes).

Permanenter Link   Eingestellt von Gerhard Schoolmann @ 10:25

Der Hirschbräu Privatbrauerei Höß GmbH & Co KGSonthofenDEU

Miniatur (2)Eigentlich ein alter Bekannter dutzende Male habe ich im Brauereigasthof der Brauerei Der Hirschbräu schon mein Bier getrunken und die allgäuerisch-derbe Atmosphäre und die gute, nahrhafte Küche genossen. Insbesondere das würzige Bockbier lockte mich immer wieder in den Brauereiausschank, und ich habe sogar schon aus beruflichen Gründen hier übernachtet. Und dennoch hat es bis zum 11. März 2008 gedauert, bis ich diese Brauerei mal fotografisch dokumentiert habe und dann auch nur in Teilen.

Asche über mein Haupt. Das hat Der Hirschbräu nämlich nicht verdient.

Eine recht ordentliche Auswahl an gut gepflegten und sehr süffigen Bieren ist im Angebot und man darf sich im Schankraum auch gerne auf ein einziges Glas von jeder Sorte beschränken.

Letzteres unterscheidet den Ausschank vom Brauereiladen… Im brauereieigenen Getränkemarkt bekommt man das Bier nämlich nur kistenweise. Der Bierliebhaber, der gerne von jeder Sorte nur eine Flasche degustieren möchte und so keinen ganzen Kasten zusammenbekommt, sieht es mit trübem Sinn und beschließt, sein Bier woanders zu kaufen. Irgendwie habe ich in den Vorlesungen zur Wirtschaftslehre alles etwas anders verstanden denn einen Werbeeffekt hat dieses seltsame Getue nicht.

Höchstens einen negativen…

Miniatur (1)Nachtrag 8.Mai 2016: In den acht Jahren, seit obiger Kurzbericht entstanden war, hat es mich regelmäßig immer mal wieder nach Sonthofen verschlagen, und kaum eine Gelegenheit habe ich ausgelassen, im Brauereigasthof den leckeren, dunklen, süffigen Doppelbock, den Doppel Hirsch, zu genießen. Jedes Mal wieder ein Gedicht! Und so auch heute wieder. Ein feiner Schaum läuft noch am Glas herunter, ein malziger, runder Duft, ein sämiger Antrunk und ein kräftiger, malziger und durchaus auch leicht hopfiger Geschmack auf der Zunge und schließlich eine feine alkoholische Wärme nach den ersten Schlucken. Großes Kino!

Der Brauereigasthof der Brauerei Der Hirschbräu ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet; montags und dienstags ist Ruhetag. Durch die Lage am Rand der Fußgängerzone Sonthofens sind Brauerei und Gasthof problemlos mit der Bahn zu erreichen vom Bahnhof sind es etwa fünf bis sieben Minuten Fußweg.

Bilder

Der Hirschbräu Privatbrauerei Höß GmbH & Co KG
Grüntenstraße 7
87 527 Sonthofen
Bayern
Deutschland

Edelweissbrauerei Farny e.K.Kißlegg-DürrenDEU

Vor über 180 Jahren, noch zu Zeiten des Königreichs Württemberg, wurde 1833 auf dem Hofgut Dürren von Konrad Kugel eine Brauerei gegründet die heutige Edelweissbrauerei Farny. Ihren jetzigen Namen verdankt sie zum einen der Ãœbernahme der Kugelschen Brauerei durch die Familie Farny durch Einheirat, sowie durch die Spezialisierung auf obergärige Weizenbiere.

Nach eigenen Angaben wurde hier 1924 zum ersten Mal ein gefiltertes Weizenbier hergestellt; man bezeichnet sich daher selbst als Erfinder des Kristallweizens.

Miniatur (1)Mittlerweile werden auf dem Hofgut Dürren allerdings nicht mehr nur ausschließlich obergärige Weizenbiere (Kristall-Weizen, Hefe-Weizen, Alt Dürrener Weiße, Kristall-Weizen Leicht, Hefe-Weizen Leicht, Hefe-Weizen Alkoholfrei) hergestellt, sondern seit 1997 auch das untergärige Hofgutsbier und Premium-Pils sowie die ebenfalls untergärigen Biere Humpis (naturtrübes Export) und der Maskulator Doppelbock. Als besondere Spezialität gibt es noch Schambrinus, ein mit französischer Sekthefe endvergorenes Weizenbier. Dass es daneben auch noch Biermischgetränke gibt, nun, über diese angeblich ja reinheitsgebotkonforme Bierpanscherei (ein Hoch auf die Glaubwürdigkeit des Brauerbundes!) decken wir lieber den Mantel des Schweigens.

Mit ihren Bieren stellt die Edelweissbrauerei Farny eine regionale Größe dar die Biere sind im württembergischen Westallgäu, aber auch darüber hinaus, beliebt.

Das Hofgut Dürren liegt direkt an dem kleinen Flüsschen Untere Argen, einst ruhig und idyllisch, mittlerweile aber unweit der Autobahn A96, die man zwar von der Brauerei aus nicht direkt sieht, aber hören kann.

Miniatur (2)Es ist ein Sonntagnachmittag, als ich hier völlig zufällig auf dem Weg nach Wangen vorbeirolle, insofern bleibt mir eine Besichtigung der Brauerei verwehrt und ich muss mich mit ein paar Fotos von außen begnügen. Gleichwohl: Eine saubere und aufgeräumte Brauerei, eine schöne Wandmalerei an der großen Halle und eine Bronzeskulptur vor dem Verwaltungsgebäude ein paar schöne Eindrücke.

Die Edelweissbrauerei Farny e.K. hat keine offene Gastronomie auf dem Betriebsgelände, bietet jedoch nach Anmeldung Brauereiführungen mit anschließender Verkostung und Souvenirverkauf direkt im Bereich des Sudhauses an. Zu erreichen ist sie am besten mit dem Auto; Autobahn A96, die Abfahrt Wangen-Nord ist gerade zweihundert Meter von der Einfahrt zum Hofgut Dürren entfernt.

Bilder

Edelweissbrauerei Farny e.K.
Hofgut Dürren
88 353 Kißlegg
Baden Württemberg
Deutschland

Schlosskeller KißleggKißleggDEU

Kißlegg, ein kleines, aber sehr hübsches Örtchen, irgendwo idyllisch im Alpenvorland gelegen. Ich gebe zu, ich musste erstmal im Atlas blättern, wo Kißlegg überhaupt genau liegt und wie ich da hinkomme. Nicht direkt auf dem Wege, stelle ich fest, aber der Blick aus dem Fenster überzeugt mich: Es ist Sonntag, die Sonne scheint, die Allgäuer Wiesen leuchten saftig grün vom Gras und knallgelb vom Löwenzahn, im Hintergrund die noch schneebedeckten Berge der Nagelfluhkette in den Alpen da ist es jetzt völlig egal, ob Kißlegg auf dem Weg liegt oder nicht. Da ist eine schöne Spazierfahrt angesagt, die nach unzähligen Kurven auf winzigen Sträßchen irgendwann in Kißlegg enden wird.

Und im Nu sitzen wir im Auto. Der kleine Diesel schnurrt vergnügt vor sich hin, und wir rollen durch eine Idylle, wie sie schöner und kitschiger kaum sein kann. Eine Stunde Fahrvergnügen am Sonntagvormittag, außer ein paar Motorradfahrern sind wir fast die einzigen auf der Straße. Kurve reiht sich an Kurve, und hinter jedem Hügel öffnet sich ein neues Panorama, eine neue beeindruckende Aussicht. Als wir schließlich am winzigen Zeller See in Kißlegg ausrollen, sind die Augen müde von all diesen herrlichen Eindrücken.

Wir stellen das Auto ab, gehen noch ein paar Meter zu Fuß und finden uns im kleinen Biergarten des Schlosskellers Kißlegg wieder. Eine Terrasse, eine saftig grüne Wiese, durch die sich ein kleines Bächlein schlängelt und vor sich hin plätschert, die Vögel zwitschern, und nur ab und zu wandert mal eine winzige Wolke über den leuchtend blauen Himmel.

Wir nehmen auf der Terrasse Platz und die Speisekarte in die Hand. Vor rund zwei Jahren ist der Schlosskeller nach gründlicher Renovierung und Erweiterung erst wiedereröffnet worden, verfügt nun über ein kleines Sudhaus und braut sein eigenes Bier. Gleich auf der ersten Seite finden wir die Biere, stolz beschrieben. Aber, ach!, was muss ich da lesen? Hell? Dunkel? Weizen? Ist das alles, was dem jungen Chef und Brauer Patrick Eisenhöfer eingefallen ist? Nichts als das klassische, aber gähnend langweilige Triplett, das in jeder Gasthausbrauerei zu finden ist? Die drei Standard-Rezepte aus dem Büchlein „Erste Schritte mit Deinem neuen Sudhaus“?

Miniatur (2)Gleichwohl, ich bestelle mir trotzdem von jeder Sorte ein kleines Probiergläschen, möchte nicht gar so voreingenommen sein. Im Nu bringt mir die freundliche Kellnerin drei kleine Krügerl mit den Bieren, kleine Probier-Portionen. Nett anzusehen und ein schöner Service. Der Geschmack bestätigt aber leider meine Erwartungen. Keine wirklich schlechten Biere, aber gähnende Langeweile. Das A Goldig’s Kißlegger ein Allerwelts-Zwickel. 5,0 % Alkohol, mild gehopft, mit einer zwar feinen und vielversprechenden, leicht heuartig-grasigen Hopfennote, wie sie bester Tettnanger Hopfen erzeugt, aber von diesem wunderbaren Hopfenaroma findet sich im Geschmack nicht viel. Hier hätte ich mir eine ordentliche Handvoll mehr von diesem Hopfen gewünscht, ein bisschen mehr Bittere auch, die dieses Bier zu einem kräftigeren Erlebnis gemacht hätte.

Es folgt das Dunkle, das A Funzlig’s Kißlegger. Eine witzige Bezeichnung, aus dem hiesigen Dialekt wohl, von der ich nicht die geringste Ahnung habe, was sie bedeuten soll. Das Bier jedoch, obwohl angeblich etwas stärker als das Helle (5,2 %), nicht so witzig, sondern eher wässrig. Viel zu dünn deucht es mir, und ich mache die Probe: Mit einem großen Schluck ist das Probierkrügerl rasch geleert, aber es bleibt nix. Nach dem Schluck sind Zunge und Gaumen frei von jedem Geschmackserlebnis. Also eher ein Bier zum gedankenlos nebenher trinken. Halt, nein, war da nicht gerade der Hauch von Röstmalz zu spüren? Na? Ach, schon vorbei…

Das Weizen schließlich, das Kißlegger Kellerweizen: Geschmacklich in Ordnung, mit einem Hauch von Banane nur, Spuren von Gewürznelken im Aroma und einer schönen, spritzigen Spundung. Aber auch hier: Ein wenig wässrig, ein wenig dünn.

Die Kellnerin merkt, dass ich nicht wirklich glücklich bin, und fragt, ob ich denn auch den Bock probieren wolle. Den gebe es nur derzeit, als Saisonbier. Ob ich davon auch ein Glas haben wolle? Was für eine Frage! Ein kurzer Blick zu meiner holden Ehefrau: „Bei diesem herrlichen Wetter möchtest Du doch bestimmt für ein Weilchen auch mal das Steuer übernehmen?“ Zwinker, zwinker, hüstel, hüstel. Sie nickt, und in Blitzesschnelle steht das Glas Bockbier vor mir.

Na, das ist doch jetzt einmal was. Gold leuchtend in der Sonne, mit einer feinen Trübung, ganz leicht opak nur. Ein leicht malziger Geruch und schön rund, süffig, malzig auf der Zunge. Nicht zu vollmundig, sondern gerade richtig, dass es nicht zu schnell sättigt. Feine Hopfenaromen umschmeicheln noch den Gaumen beim Schluck, und nur ganz dezent spürt man die Kraft dieses Biers. 7,0 % Alkohol. Ein gefährliches Bier. Bei dem heutigen Wetter, in der kräftigen Sonne, einen Krug zu viel erwischt, und schon endet das Wochenende ganz anders als geplant.

Na bitte, es geht doch. Das ist doch jetzt einmal ein schönes Bier. Fernab von der ewigen Langeweile des Tripletts Hell Dunkel Weizen.

Miniatur (1)Ich werfe noch einen Blick in das Innere der Gaststätte. Nett mit uralten Bildern dekoriert, und ganz am Ende, hinter einer kleinen Holzmauer, das winzige Sudwerk. Grüne Sitzpolster auf ganz hellen Holzbänken, dazu der kupferne Glanz des Sudwerks. Einladend und gemütlich. Aber heute, bei dem herrlichen Wetter, natürlich gähnende Leere im Innern. Dafür ist der kleine Biergarten ja rappelvoll!

Der Schloßkeller Kißlegg ist täglich ab 17:00 Uhr geöffnet; sonntags zusätzlich von 11:00 bis 14:00 Uhr. Montags und dienstags ist Ruhetag. Die Küche bietet regionale Spezialitäten, und man kann im Schlosskeller auch übernachten. Parkplätze gibt es direkt vor dem Haus, und wer mit der Bahn kommt, hat einen Fußweg von etwa 700 m vom Bahnhof der Regionalbahn.

Bilder

Schlosskeller Kißlegg
Fürst Maximilian Straße 3
88 353 Kißlegg
Baden Württemberg
Deutschland

Brauerei Gusswerk GmbHSalzburgAUT

Wir sitzen im Biergarten in der Sonne, in einem kleinen Gewerbegebiet in Hof, kurz vor Salzburg. Hinter uns ein paar hundert Kilometer, vor uns ebenfalls ein paar hundert Kilometer. Gerade mal Zeit für eine kurze Mittagsrast.

Das Brauhaus Gusswerk hatte uns mein schlaues Telefon vorgeschlagen, und als wir langsam in das Gewerbegebiet hineinrollten, waren wir für einen Moment enttäuscht. Nein, nicht schon wieder eine reine Handwerksbrauerei, die sonnabends bestimmt geschlossen ist. Wir wollen doch etwas essen und trinken…

Aber als wir dann vor die Brauerei rollen, ist doch alles gut. Die Sonne lacht, der Biergarten ist geöffnet, und es gibt auch etwas Leckeres zum Essen. Schnell das Auto abgestellt, ein schönes Plätzchen gesucht, die DIN-A-3-große Bierkarte aufgefaltet und ein (kleines!) Bier bestellt. Dazu einen Mexican-Burger.

Miniatur (1)Der junge Kellner verschwindet, und während unser Essen und unser Bier vorbereitet wird, erkunde ich eben schnell die Brauerei. Durch eine große Panoramascheibe kann man sie bewundern. Zwei Kupferkessel, schön mittig installiert, so dass sie auch jeder gut sieht. Daneben und dahinter Gär- und Lagertanks, KEGs und Bierkästen, die ganze gewaltige Halle entlang. Nicht schlecht, Herr Specht eine wirklich beeindruckend große Halle. Hier wird produziert, was das Zeug hält. Und der Blick in die große Bierkarte hatte das eben ja auch bestätigt. Weit mehr als ein Dutzend Biersorten.

Gemütlich schlendere ich zurück zu unserem Platz im Biergarten. Das Steinbier wartet bereits auf mich. Schön bernsteinfarben, der Schaum leider schon etwas zerfallen ich war wohl zu lange auf Entdeckungsreise gewesen… Ein feiner, karamelliger Geruch, und ein runder, voller, ebenfalls schön karamelliger Geschmack. Während des Brauens wird die Würze mit glühenden Steinen erhitzt, dabei karamellisiert der Malzzucker an den heißen Steinen, und löst sich anschließend in der Würze wieder auf. Aber die Karamell-Aromen, die bleiben. Ein schönes Bier, richtig lecker.

Und dazu kommt der Mexican-Burger. Ein gewaltiger Fleischklops, mit Käse, Speck und Jalapeños, dazu Bratkartoffeln, ein wenig Rauke und ein leckerer, scharfer Dip. Prima. Auch am Nachbartisch wird serviert. Und dort gibt es ich traue meinen Augen kaum einen halben Meter Bier. Sechs verschiedene Biersorten, jeweils 250 ml. Hm, das schaut fein aus. Zu traurig, dass noch so viele Kilometer vor uns liegen, ich mich auf mein kleines Steinbier beschränken muss.

Tapfer kämpfe ich mich durch den Burger. Mein lieber Mann, was für eine Portion. Da wird gleich noch ein großer Kaffee nötig sein.

Verstohlen schiele ich hin und wieder zum Nachbartisch. Du Glücklicher! Genieße nur jeden einzelnen Schluck! Siehst ja, wie ich hier mit meinem Zwergerl-Bier darbe.

„Komm‘, ich seh‘ doch, was Du gerade denkst!“, heißt es plötzlich neben mir. „Bestell‘ Dir auch so ein Ding, ich fahre den Rest der Strecke allein!“

Ich glaube, zu träumen. Lass’ Dich umarmen, oh, Du meine holde Ehefrau! Was hab‘ ich Dir gestern Gutes getan, dass Du mich heute so reich beschenkst…

In Windeseile winke ich den Kellner herbei. Wer weiß, ob sie es sich noch anders überlegt. „Mir auch so ein Testbrett, wie dem Herrn nebenan, bitte! Meine Frau fährt ab jetzt!“, strahle ich ihn an. Und blitzschnell steht das Brettchen vor mir. Knapp anderthalb Liter Bier, sechs Sorten. Wunderbar!

Miniatur (2)Ein dankender Blick zur Seite, und dann geht es an die Verkostung. Das Edelguss weich und süffig, ein schönes und rundes Helles. Gerne auch im großen Schluck, insbesondere bei diesem herrlichen Sommerwetter. Das Jakobsgold, ungefiltert, ein wenig unglücklich, direkt nach dem Edelguss. Etwas rau, unausgewogen wirkt es im direkten Vergleich. Kein schlechtes Bier, aber eben auch keine Offenbarung. Dann noch einmal das Steinbier. Auch im zweiten Anlauf ein herrliches Bier. Und dieses Karamell-Aroma. Klasse!

Die letzten Bissen vom Burger, und weiter geht’s mit der Verkostung. Das Weizenguss. Ich mag kein Weizenbier. Aber dieses hier… Vollmundig, würzig, frisch, nicht so hefig-kratzig, wie manche Weizen, und auch nicht so dominante Gewürznelkenaromen. Sehr schön. Also, da würde ich schon auch ein größeres Glas mit Genuss trinken. Das Triple-A, das Austrian Amber Ale. Rund, vollmundig, ausgewogen. Ein Hauch von Karamell. Ein guter Begleiter zum Essen, gerne aber auch allein, statt der Mahlzeit. Und schließlich die Horny Betty. Ein Starkbier im belgischen Stil. Irgendwo zwischen Tripel und Quadrupel angesiedelt. Für ein Tripel schon zu dunkel und zu stark, für ein Quadrupel fehlt der letzte Wumms im Alkohol. Trotzdem: Eigentlich tödlich, bei dieser Hitze. Ein Top-Bier, wunderbare, fruchtige Aromen, eine Gaumenfülle sondergleichen, eine herrliche alkoholische Wärme im Schluck. Kunststück, bei über 9% Alkohol. Ein gewaltiges Bier, glatt fünf Sterne wert. Und trotzdem bin ich froh, dass es nur ein kleines 250-ml-Glas ist. Hier in der prallen Sonne ist das völlig ausreichend. Im Winter, vor dem Kamin, da dürfte es gerne über den langen Abend verteilt eine ganze Flasche sein. Stundenlanger Genuss in winzigen Schlucken. Ah! Heute aber wohl ein wenig Perlen vor die Säue geworfen…

Trotzdem, ein tolles Biererlebnis. Und ein Hoch auf meine Holde. Noch vierhundert Kilometer vor uns. Ab jetzt ohne Fahrerwechsel, dafür mit umso mehr Erholungspausen. Und auf dem Beifahrersitz ein zufrieden vor sich hin ratzender Biertester.

Was für ein schöner Brauereibesuch!

Das Brauerei-Pub der Brauerei Gusswerk ist dienstags bis donnerstags ab 16:00 Uhr geöffnet, freitags und sonnabends ab 13:00 Uhr. Neben dem halben Meter mit fünf klassischen Bieren und einem Ãœberraschungsbier (heute war es die Horny Betty) gibt es auch eine zweite Version mit sechs stärkeren und noch kreativeren Bieren. Dazu kräftiges, aber sehr gutes Essen. Bei Anreise mit dem Auto gibt es gebührenfreie Parkplätze direkt neben dem Biergarten. Bei Anreise mit dem Bus nimmt man die Haltestelle Hof-Elsenwang und läuft etwa zehn Minuten.

Bilder

Brauerei Gusswerk GmbH
Römerstraße 3
5322 Hof bei Salzburg
Österreich