Brauerei ObendorferWeismainDEU

Drei geschlossene Brauereien in Weismain (3/3).

380 Jahre lang wurde hier gebraut. Bereits 1611 war die Brauerei Obendorfer, damals noch unter anderem Namen, gegründet worden. Direkt außerhalb der alten Stadtmauer lag sie, neben dem heute nicht mehr existierenden Stadttor.

Miniatur (1)Die Gebäude sind bis heute erhalten. Wer aufmerksam durch die Stadt spaziert, sieht schon von weitem die Schornsteine mit ihren typischen Helmen, und kommt man dann langsam näher, sieht man auch das recht imposante Gebäude darunter. In mittlerweile verblichenem Olivgrün, darauf in Weiß der Schriftzug Brauerei Obendorfer, leider an der einen oder anderen Stelle schon abblätternd.

Brauerei Franz Rothlauf hat sie früher geheißen, bevor sie nach dem Zweiten Weltkrieg von Hans Obendorfer übernommen und umbenannt worden ist. Bis 1992 wurden hier die Obendorfer Biere gebraut, solide Handwerksbiere aus der Region, für die Region. Danach wurde der Braubetrieb eingestellt.

Obendorfer Biere gibt es allerdings nach wie vor auf dem Markt. Die einzige noch existierende Brauerei in Weismain, die Weismainer Püls-Bräu, hat die Marke übernommen und braut nach den alten Rezepturen die Biere weiter.

Miniatur (2)Und im Gegensatz zu den beiden anderen geschlossenen Brauereien, der Dietz-Bräu und der Gasthof-Brauerei Fuchs, wird hier, beim Obendorfer auch heute noch Bier ausgeschenkt. Im Anbau direkt neben dem Hauptgebäude, frisch in leuchtendem rotorange gestrichen, gibt es nämlich das Wirtshaus Obendorfer, einen schönen Gasthof mit guter Küche, einem klassischen Biergarten direkt an der alten Stadtmauer und mit Obendorfer Bier. Und mit einem schönen Bezug auf die Geschichte der Brauerei: In altmodischen Lettern steht an der Hausfront F. Rothlauf’s Brauerei und erinnert an die fast vierhundert Jahre, als hier noch Bier gebraut wurde.

Das Wirtshaus Obendorfer ist dienstags bis freitags und sonntags ab 16:30 Uhr geöffnet; sonnabends bereits ab 15:00 Uhr. Mittwochs bis freitags und sonntags ist zusätzlich über Mittag geöffnet, von 10:00 bis 14:00 Uhr. Montags ist Ruhetag. Mit dem Auto ist der Gasthof gut zu erreichen; mit öffentlichen Verkehrsmitteln weniger. Der nächste Bahnhof ist in Burgkunstadt, etwa fünf Kilometer entfernt. Von dort aus muss man sich mit dem Bus versuchen, durchzuschlagen.

Bilder

Brauerei Obendorfer
Festungsweg 2
96 260 Weismain
Bayern
Deutschland

Dietz-BräuWeismainDEU

Drei geschlossene Brauereien in Weismain (2/3).

Das Obere Tor in Weismain. Das einzig erhaltene Stadttor dieser kleinen fränkischen Stadt. Mit einem Turm aus dem 14. Jahrhundert steht es, den Widrigkeiten der Zeitläufte trotzend, unverändert am Eingang zu Altstadt. Und auch wenn bis heute die Abrissversuche anhalten (heutzutage meistens durch depperte Lastwagenfahrer, die trotz der deutlichen Angabe einer Durchfahrtshöhe von 3,50 m immer wieder versuchen, auch größere Fahrzeuge durch dieses Tor zu quetschen zuletzt wurden im April 2016 wieder kleinere Ecken in den eigentlich runden Torbogen gestanzt), hält es bis heute über die Altstadt Wacht.

Direkt hinter dem Oberen Tor steht ein altes Fachwerkhaus aus dem Jahr 1696 derzeit allerdings entkernt und im Komplettumbau begriffen. Von 1896 bis 1981 beherbergte dieses wunderschöne Haus die Brauerei Dietz-Bräu. Michael Dietz hatte sie 1896 gegründet, und die Brauerei hat nach dem Zweiten Weltkrieg sogar so viel Erfolg gehabt, dass hinter dem Fachwerkhaus 1956 ein neues Sudhaus gebaut und vorne nur noch das Bräustüberl betrieben wurde.

Miniatur (1)1981 wurde die Brauerei jedoch geschlossen. Das seinerzeit neu errichtete Sudhaus wurde mittlerweile abgerissen; derzeit entsteht auf dieser Fläche ein Neubau, der Wohnungen beherbergen soll. Das ehrwürdige Fachwerkhaus steht unter Denkmalschutz und soll in diesen Bau integriert werden, sorgfältig wird es renoviert. Und, so wie es aussieht, bleibt sogar das Wirtshausschild des Bräustüberls erhalten. 35 Jahre nach der Schließung hängt das bunte Schild unverändert an dem eisernen Ausleger, und selbst jetzt, während der Bauarbeiten, zeugt es von den Zeiten, als hier, Am Markt 40, noch Bier gebraut wurde.

Bilder

Dietz-Bräu
Am Markt 40
96 260 Weismain
Bayern
Deutschland

Gasthof-Brauerei FuchsWeismainDEU

Drei geschlossene Brauereien in Weismain (1/3).

Bekommt der Biertourist eine Stadtführung durch Weismain, so denkt er zunächst ganz lästerlich, was hier schon zu sehen sein solle. Eine Kleinstadt irgendwo in Oberfranken, ja, ganz nett anzusehen, aber in einer Viertelstunde ist man hier doch durch.

Spätestens.

Aber weit gefehlt. Nicht nur, dass es hier eine gewaltige, für diesen Ort völlig überdimensionierte Kirche zu sehen und zu besichtigen gibt, nein, man findet auch noch Spuren von drei mittlerweile geschlossenen Brauereien. Und natürlich die eine noch produzierende Brauerei am Rand der Altstadt, die Weimainer Püls-Bräu KG, doch dazu an anderer Stelle mehr.

Miniatur (1)Unscheinbar, in zweiter Reihe stehend, ein einfaches zweigeschossiges Gebäude. Nichts würde vermuten lassen, dass in diesem Gebäude einmal eine Brauerei betrieben worden war, stünde nicht auf der Längsseite in großen, sauber aus dem weißen Putz herausgearbeiteten Buchstaben die stolze Aufschrift Gasthof-Brauerei Fuchs.

Miniatur (2)Irgendwann gegen Ende des 19. Jahrhunderts (eine Quelle spricht von 1896) wurde die Brauerei eröffnet, und laut einer anderen Quelle wurde der Braubetrieb 1969 hier endgültig eingestellt. Und nur noch in alten Erzählungen und in den Kisten und Schubladen der Bierdeckelsammler existiert die Brauerei weiter.

Bilder

Gasthof-Brauerei Fuchs
Am Markt 8
96 260 Weismain
Bayern
Deutschland

Hausbrauerei DorfbachstüberlOhlstadtDEU

Geheimtipp?

Na klar, und zwar so geheim, dass auch ich nichts darüber sagen kann…

Irgendwo hatte ich den Hinweis auf das Dorfbachstüberl mal gefunden und mir notiert. Interessant klang es. Eine Dorfwirtschaft mit eigener Brauerei, winzig nur, ganz unauffällig, und eigentlich nur den Dorfbewohnern bekannt. Und den Touristen, die hier mal zufällig vorbeilaufen.

Und so machte ich mich denn am 16. Mai 2016 auf, hier einmal vorbeizuschauen.

MiniaturNach einigen Kilometern Fahrt stehe ich vor dem Dorfbachstüberl und stelle fest: Es ist geschlossen.

Kurz vorher hatte ich noch im Internet nachgeschaut und festgestellt, dass nur sonntags Ruhetag ist. Und was ist heute? Montag! Und erst ganz langsam dämmert es mir, dass es nur bei uns in Tschechien ein normaler Montag ist hier und heute in Deutschland ist es ein besonderer Montag. Pfingstmontag. Und somit hat das Dorfbachstüberl zu.

Einmal mehr bleibt es bei der bloßen Anfahrt und lediglich ein paar Dokumentationsbildern von außen.

Die Hausbrauerei Dorfbachstüberl hat täglich von 10:00 bis 01:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonntags ist Ruhetag. Und feiertags auch. Zu erreichen ist es mit dem Zug; der Bahnhof der Regionalbahn ist etwa zehn Minuten Fußmarsch entfernt.

Nachtrag 20. Mai 2016: Wie ich von anderer Stelle erfahren habe (Dank an Steve Thomas), hat das Dorfbachstüberl den Brauereibetrieb letzten Sommer, also Mitte 2015, ohnehin eingestellt, da der Brauer eine andere Arbeitsstelle angenommen hat. Insofern war es nun nicht ganz so tragisch, hier nicht eingekehrt zu sein.

Bilder

Hausbrauerei Dorfbachstüberl
Am Dorfbach 1
82 441 Ohlstadt
Bayern
Deutschland

Ammergauer MaxbräuOberammergauDEU

Das Hotel Maximilian mit seinem Restaurant St. Benoît einem Ein-Sterne-Restaurant. Und daran angegliedert eine Gasthausbrauerei ob das gut gehen kann?

Ja, es kann!

Wir waren für ein paar Tage in Oberammergau und hatten nicht die geringste Ahnung, dass es hier auch eine Gasthausbrauerei geben sollte keine der einschlägigen Listen im Internet hatte uns auch nur den geringsten Hinweis gegeben. Aber durch den Braumeister des Griesbräu in Murnau erfuhren wir es: Im Hotel Maximilian gibt es eine Gasthausbrauerei, das Ammergauer Maxbräu, ganz frisch, erst vor einem Jahr eröffnet.

Miniatur (2)So machten wir uns denn am 24. Februar 2009, dem Kehraus-Dienstag, auf den Weg, das Brauhaus zu erkunden, und stapften durch den knietiefen Schnee. Natürlich war im Brauhaus, wie auch in allen anderen Wirtshäusern, alles voller Narren, die vom heutigen Faschingstreiben übriggeblieben und versackt waren, aber wir fanden trotzdem einen gemütlichen Platz am warmen Kachelofen, mit Blick hinüber zur blitzblank geputzten, kupfern glänzenden Caspary-Sudanlage.

Die trotz des Trubels außerordentlich freundlichen Kellner und Kellnerinnen verwöhnten uns mit einem hervorragenden und würzigen, kräftig gehopften Hellen und einem schlanken Schwarzbier, und die Speisen bewiesen uns, dass im Umfeld eines Sternekochs selbst so simple Gerichte wie eine Currywurst mit Pommes einen ganz eigenen, hervorragenden Charakter bekommen können.

Fazit: Qualitativ hervorragend. Sowohl die Speisen als auch die beiden angebotenen Biere waren exzellent, und würde ich jetzt mit Gewalt etwa zu mäkeln suchen, dann würde ich mir vielleicht eine etwas größere Auswahl an Bieren wünschen als nur diese beiden. Aber das wäre dann auch der einzige Kritikpunkt.

Nachtrag 15. Mai 2016: Das Restaurant im Hotel Maximilian heißt schon lange nicht mehr St. Benoît, sondern ist „mit der Zeit gehend“ umbenannt worden in Benedikt’s (mit Deppen-Apostroph). Nun ja. Aber wir wollen ja sowieso nur in die Brauerei. Und freuen uns, dass vieles beim Alten geblieben ist. Auch der Name. Ammergauer Maxbräu.

Nach wie vor steht der Kachelofen so, dass man sich an kalten Tagen daran wärmen kann, nach wie vor erfreut das Maxbräu mit ausgezeichneter Küche, und nach wie vor gibt es nur zwei Sorten Bier.

Miniatur (1)Wir suchen uns ein gemütliches Plätzchen und genießen zunächst das Helle. Für seinen Namen eigentlich einen Hauch zu dunkel, schon ins hellbernsteinfarbene changierend, aber abgesehen davon ein ausgezeichnetes Bier. Ein schöner, malziger Körper, nicht zu aufdringlich vollmundig, dazu eine sehr feine, aromatische Bittere, blumig und duftig. Sehr fein. Eine schöne Balance von ausgeprägtem Aroma und dennoch großer Durchtrinkbarkeit.

Aber es geht noch besser. Das Hefeweizen haut mich, obwohl ich diesen Bierstil nicht so wirklich mag, fast um. Schöne klassische Hefeweizenaromen, eine spritzige, aber nicht übertriebene Spundung, so dass man auch mehr als nur einen Schluck machen kann, ohne mit unschicklichen Rülpsern das Lokal auf sich aufmerksam zu machen, eine seidige Textur und, nach dem Schluck besonders prägnant, aber auch schon in der Nase durchaus zu bemerken: Eine kräftig-aromatische Hopfung. Ungewöhnlich für ein Weißbier. Zum Glück auch nicht übertrieben stark. Gerade so viel, dass zitrusartige Aromen und eine dezente Bittere das Weißbier hervorragend abrunden. Ein Gedicht. Des Rätsels Lösung findet sich im Text des kleinen Aufstellers auf dem Tisch. Das Weißbier ist mit Mosaik-Hopfen gestopft. Dessen feine Zitrus- und Fruchtaromen und der leicht erdig-harzige Nachhall finden sich im Bier wieder. Ganz dezent, schön ausgewogen. Was für eine Harmonie!

Aber genug geschwelgt. Wo viel Licht ist (und da gehört die Qualität der lokalen Küche auch dazu), ist auch Schatten, und das ist das Preisniveau. Gute Küche hat ihren Preis, aber hier kommt zur guten Küche leider auch noch ein „Oberammergau ist eine Attraktion, da können wir die Touristen aus aller Welt gerne auch ausnehmen“-Zuschlag hinzu. Schade, denn das verursacht nach einem schönen Brauereibesuch einen schalen Nachgeschmack.

Das Ammergauer Maxbräu hat montags bis freitags ab 16:30 Uhr, sonnabends und sonntags bereits ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Es liegt am Rande des Stadtzentrums, direkt neben der Pfarrkirche. Vom Bahnhof Oberammergau aus sind es etwa 700 m zu Fuß.

Bilder

Ammergauer Maxbräu
Ettaler Straße 5
82 487 Oberammergau
Bayern
Deutschland