Wir sitzen im Biergarten in der Sonne, in einem kleinen Gewerbegebiet in Hof, kurz vor Salzburg. Hinter uns ein paar hundert Kilometer, vor uns ebenfalls ein paar hundert Kilometer. Gerade mal Zeit für eine kurze Mittagsrast.
Das Brauhaus Gusswerk hatte uns mein schlaues Telefon vorgeschlagen, und als wir langsam in das Gewerbegebiet hineinrollten, waren wir für einen Moment enttäuscht. Nein, nicht schon wieder eine reine Handwerksbrauerei, die sonnabends bestimmt geschlossen ist. Wir wollen doch etwas essen und trinken…
Aber als wir dann vor die Brauerei rollen, ist doch alles gut. Die Sonne lacht, der Biergarten ist geöffnet, und es gibt auch etwas Leckeres zum Essen. Schnell das Auto abgestellt, ein schönes Plätzchen gesucht, die DIN-A-3-große Bierkarte aufgefaltet und ein (kleines!) Bier bestellt. Dazu einen Mexican-Burger.
Der junge Kellner verschwindet, und während unser Essen und unser Bier vorbereitet wird, erkunde ich eben schnell die Brauerei. Durch eine große Panoramascheibe kann man sie bewundern. Zwei Kupferkessel, schön mittig installiert, so dass sie auch jeder gut sieht. Daneben und dahinter Gär- und Lagertanks, KEGs und Bierkästen, die ganze gewaltige Halle entlang. Nicht schlecht, Herr Specht eine wirklich beeindruckend große Halle. Hier wird produziert, was das Zeug hält. Und der Blick in die große Bierkarte hatte das eben ja auch bestätigt. Weit mehr als ein Dutzend Biersorten.
Gemütlich schlendere ich zurück zu unserem Platz im Biergarten. Das Steinbier wartet bereits auf mich. Schön bernsteinfarben, der Schaum leider schon etwas zerfallen ich war wohl zu lange auf Entdeckungsreise gewesen… Ein feiner, karamelliger Geruch, und ein runder, voller, ebenfalls schön karamelliger Geschmack. Während des Brauens wird die Würze mit glühenden Steinen erhitzt, dabei karamellisiert der Malzzucker an den heißen Steinen, und löst sich anschließend in der Würze wieder auf. Aber die Karamell-Aromen, die bleiben. Ein schönes Bier, richtig lecker.
Und dazu kommt der Mexican-Burger. Ein gewaltiger Fleischklops, mit Käse, Speck und Jalapeños, dazu Bratkartoffeln, ein wenig Rauke und ein leckerer, scharfer Dip. Prima. Auch am Nachbartisch wird serviert. Und dort gibt es ich traue meinen Augen kaum einen halben Meter Bier. Sechs verschiedene Biersorten, jeweils 250 ml. Hm, das schaut fein aus. Zu traurig, dass noch so viele Kilometer vor uns liegen, ich mich auf mein kleines Steinbier beschränken muss.
Tapfer kämpfe ich mich durch den Burger. Mein lieber Mann, was für eine Portion. Da wird gleich noch ein großer Kaffee nötig sein.
Verstohlen schiele ich hin und wieder zum Nachbartisch. Du Glücklicher! Genieße nur jeden einzelnen Schluck! Siehst ja, wie ich hier mit meinem Zwergerl-Bier darbe.
„Komm‘, ich seh‘ doch, was Du gerade denkst!“, heißt es plötzlich neben mir. „Bestell‘ Dir auch so ein Ding, ich fahre den Rest der Strecke allein!“
Ich glaube, zu träumen. Lass’ Dich umarmen, oh, Du meine holde Ehefrau! Was hab‘ ich Dir gestern Gutes getan, dass Du mich heute so reich beschenkst…
In Windeseile winke ich den Kellner herbei. Wer weiß, ob sie es sich noch anders überlegt. „Mir auch so ein Testbrett, wie dem Herrn nebenan, bitte! Meine Frau fährt ab jetzt!“, strahle ich ihn an. Und blitzschnell steht das Brettchen vor mir. Knapp anderthalb Liter Bier, sechs Sorten. Wunderbar!
Ein dankender Blick zur Seite, und dann geht es an die Verkostung. Das Edelguss weich und süffig, ein schönes und rundes Helles. Gerne auch im großen Schluck, insbesondere bei diesem herrlichen Sommerwetter. Das Jakobsgold, ungefiltert, ein wenig unglücklich, direkt nach dem Edelguss. Etwas rau, unausgewogen wirkt es im direkten Vergleich. Kein schlechtes Bier, aber eben auch keine Offenbarung. Dann noch einmal das Steinbier. Auch im zweiten Anlauf ein herrliches Bier. Und dieses Karamell-Aroma. Klasse!
Die letzten Bissen vom Burger, und weiter geht’s mit der Verkostung. Das Weizenguss. Ich mag kein Weizenbier. Aber dieses hier… Vollmundig, würzig, frisch, nicht so hefig-kratzig, wie manche Weizen, und auch nicht so dominante Gewürznelkenaromen. Sehr schön. Also, da würde ich schon auch ein größeres Glas mit Genuss trinken. Das Triple-A, das Austrian Amber Ale. Rund, vollmundig, ausgewogen. Ein Hauch von Karamell. Ein guter Begleiter zum Essen, gerne aber auch allein, statt der Mahlzeit. Und schließlich die Horny Betty. Ein Starkbier im belgischen Stil. Irgendwo zwischen Tripel und Quadrupel angesiedelt. Für ein Tripel schon zu dunkel und zu stark, für ein Quadrupel fehlt der letzte Wumms im Alkohol. Trotzdem: Eigentlich tödlich, bei dieser Hitze. Ein Top-Bier, wunderbare, fruchtige Aromen, eine Gaumenfülle sondergleichen, eine herrliche alkoholische Wärme im Schluck. Kunststück, bei über 9% Alkohol. Ein gewaltiges Bier, glatt fünf Sterne wert. Und trotzdem bin ich froh, dass es nur ein kleines 250-ml-Glas ist. Hier in der prallen Sonne ist das völlig ausreichend. Im Winter, vor dem Kamin, da dürfte es gerne über den langen Abend verteilt eine ganze Flasche sein. Stundenlanger Genuss in winzigen Schlucken. Ah! Heute aber wohl ein wenig Perlen vor die Säue geworfen…
Trotzdem, ein tolles Biererlebnis. Und ein Hoch auf meine Holde. Noch vierhundert Kilometer vor uns. Ab jetzt ohne Fahrerwechsel, dafür mit umso mehr Erholungspausen. Und auf dem Beifahrersitz ein zufrieden vor sich hin ratzender Biertester.
Was für ein schöner Brauereibesuch!
Das Brauerei-Pub der Brauerei Gusswerk ist dienstags bis donnerstags ab 16:00 Uhr geöffnet, freitags und sonnabends ab 13:00 Uhr. Neben dem halben Meter mit fünf klassischen Bieren und einem Ãœberraschungsbier (heute war es die Horny Betty) gibt es auch eine zweite Version mit sechs stärkeren und noch kreativeren Bieren. Dazu kräftiges, aber sehr gutes Essen. Bei Anreise mit dem Auto gibt es gebührenfreie Parkplätze direkt neben dem Biergarten. Bei Anreise mit dem Bus nimmt man die Haltestelle Hof-Elsenwang und läuft etwa zehn Minuten.
Brauerei Gusswerk GmbH
Römerstraße 3
5322 Hof bei Salzburg
Österreich