Da wäre ja noch eine Brauerei in ProstÄ›jov abzuarbeiten, schlug mir ein Freund vor. Lass uns dort treffen. Nimmst Dir ein Zimmer, und wir gehen dort hin.
Gute Vorschläge sollte man rasch in die Tat umsetzen, ein kleines Hotel im Stadtzentrum war schnell gefunden. Das Auto abgestellt, das Zimmer bezogen, und raus in die Augusthitze. 38° zeigt das Thermometer. Im Schatten. Schnell also los, wo ist der Stadtplan, die Adresse, und wie weit…
Wie weit?
Ungläubig blicke ich auf den Plan: Fast drei Kilometer bis zur Brauerei U CÃsaÅ™ské Cesty! Keiner hatte vorher auch nur mit einem Wort erwähnt, dass es sich um Držovice handelt, einen Ortsteil von ProstÄ›jov…
Eine halbe Stunde später komme ich schweißgebadet an der Brauerei an. Ein sehr gepflegter Biergarten, mit einem schönen Kinderspielplatz, schattige Bäume. Menschenleer. Es wird doch wohl nicht geschlossen sein? Durst! Ich verdurste!
Vorsichtig öffne ich die Tür zum Schankraum, stehe sofort neben dem kleinen, blitzeblank gewienerten Sudwerk. Die Bedienung poliert die Gläser. OtevÅ™eno, geöffnet, nickt sie mir zu, und mit einem lauten Poltern fällt mir ein Stein vom Herzen.
Ich stürze mich auf das Bier, und plötzlich stört es mich überhaupt nicht mehr, dass es nur zwei Sorten gibt, ein zehngrädiges und ein zwölfgrädiges Helles. Geschmacklich eigentlich nicht zu unterscheiden. Optisch auch nicht. Wären sie nicht in zwei verschiedenen Gläsern serviert worden, wäre ich bereits nach dem ersten Probierschluck durcheinander gekommen.
Ungewöhnlich hell für ein tschechisches SvÄ›tlé, scheinbar ausnahmsweise mal nicht mit Dekoktion gebraut? Ein bombenstabiler Schaum türmt sich hoch über den Glasrand. Nur wenig Hopfennase, kein Diacetyl. Kein Diacetyl? Das auch nicht? Moment mal, bin ich wirklich in Tschechien?
Meine Begleiter, die mittlerweile mit dem Fahrrad angekommen sind Mit dem Fahrrad? Wieso war ich eigentlich zu Fuß eher hier als die beiden mit dem Rad? Ach, egal! stimmen mir zu: Höchst ungewöhnlich. Das sind typische deutsche, bayerische Helle, aber für tschechische SvÄ›tlé sind sie seltsam.
Schlecht schmecken sie nicht, nur ein wenig langweilig. Blitzschnell verschwinden die Biere in unseren Kehlen. Wesentlich schneller jedenfalls, als es dauert, Nachschub zu zapfen. Der Schaum türmt sich, es dauert viele Minuten, bis das nächste Glas gefüllt ist.
Zeit, die Blicke einmal über die aber wirklich piekfein polierte Brauerei wandern zu lassen. Die Gär- und Lagertanks im Nachbarraum stehen leider im Dunkeln, da sieht man nicht viel. Das Foto ist auch grieselig, da hilft die beste Kamera nichts. Na, egal…
Bei der heutigen Affenhitze muss es bei homöopathischen Biermengen bleiben, Zeit schon wieder, um zu gehen. Eine weitere Brauerei ist abgearbeitet.
Draußen hat sich der Biergarten mittlerweile gefüllt. Es ist früher Abend, Zeit für ein oder zwei Biere nach der Arbeit. Die Kinder toben über den Spielplatz, die Eltern sitzen unter den gewaltigen Bäumen, trotzen der Hitze und genießen das Bier. Langweilig im Geschmack? Vielleicht, aber im Biergarten von Langeweile sonst keine Spur!
Und ein kleines Postscriptum: Der Blick ins Internet offenbarte nachträglich, dass man hier im November und Dezember als Saisonbier ein spritziges Hefeweizen eingebraut hat. Versteh‘ einer die Tschechen… Das wäre doch heute, am 6. August 2015, einem der heißesten Tage des Jahres, die ideale Erfrischung gewesen, und doch nicht im Winter?
Die Brauerei U CÃsaÅ™ské Cesty befindet sich etwa drei Kilometer vom Stadtzentrum ProstÄ›jov entfernt, in Richtung Olomouc. Sie hat nicht nur Schankraum und Biergarten, sondern auch kleine Zimmer zum Ãœbernachten (sic!). Mit dem Auto kann man direkt neben dem Biergarten kostenfrei parken, ansonsten empfiehlt sich die Anreise mit dem Rad oder dem Bus. Laufen geht auch, aber besser nicht in der Augusthitze. Geöffnet ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend, kein Ruhetag.
U CÃsaÅ™ské Cesty
Olomoucká 275/262
796 07 Prostějov OT Držovice
Tschechien