Nach Missen im Allgäu führte uns am 18. März 2008 der Weg, in die Brauerei Schäffler. Vor wenigen Monaten erst hatte eines der hiesigen Biere bei bierclub.de die Auszeichnung als „Bier des Monats“ bekommen, und heute empfing uns das Schäffler-Bräu mit einem gemütlichen Gastraum, sauber und gepflegt.
Die junge Dame, die uns bediente, war leider ein wenig begriffsstutzig und sehr langsam halten wir ihr mal zugute, dass sie offensichtlich noch ganz am Anfang ihrer Ausbildung steht. Und noch einen weiten Weg vor sich hat… Jedenfalls war sie bereits mit der einfachen Frage, welche Biersorten es vom Fass gebe, völlig überfordert.
Das Dunkle und das separat in der Getränkekarte angepriesene Hausbier stellten mich vor ein Problem: Wo liegt hier der Unterschied? Ich sehe keinen, ich schmecke keinen, ich rieche keinen. Beide Male scheint die Bedienung das Gleiche zu bringen…
Und auch das Pils machte mich nachdenklich. Mild, süffig, malzbetont und leicht süßlich. Hopfen? Fehlanzeige. Insgesamt ein leckeres Export oder Gold, aber ein Pilsener ist es geschmacklich wohl nicht. Schade. Unter anderem Namen wäre es ein hervorragendes Bier.
Nun, es bleibt ein Gefühl der Irritation, verbunden mit der Absicht, mit einem gebührenden zeitlichen Abstand mal wieder herzukommen und „nachzutesten“.
Nachtrag 5. Mai 2014: Sechs Jahre sollten für einen gebührenden Abstand wohl ausreichen und in der Tat, es haben sich einige, aber nicht alle Dinge geändert, in der Brauerei Schäffler.
Was ist neu, was ist geblieben?
Geblieben ist definitiv die gemütliche Atmosphäre. Eine nette, sehr gepflegte Gaststube, einladend und freundlich. Geblieben sind die deftigen, aber qualitativ guten Speisen auf der Karte.
Und geblieben ist auch die winzige Hausbrauerei, die als Ausstellungsstück im Schankraum steht. Bei Bierseminaren wird sie wohl auch ab und an in Betrieb genommen, und dann entstehen hier im Laufe eines Mini-Suds 20 l Bier.
Geändert hat sich das Bierspektrum. Serviert auf einem Holzbrett konnte ich alle fünf aus dem Fass angebotenen Sorten verkosten, und diesmal war auch ein deutlicher Unterschied zwischen den einzelnen Bieren zu sehen und zu schmecken. Nicht alle mundeten perfekt, aber in der Summe war es ein schönes Geschmackserlebnis. Und die freundliche, aufgeweckte Bedienung freute sich mit uns über die kleine Bierprobe und die Rückkopplung, die wir ihr gaben.
Neben den „klassischen“ Sorten produziert die Schäffler-Brauerei aber mittlerweile auch ein ganz besonderes Bier, und zwar ein Triple im belgischen Stil. Abgefüllt in eine 0,75-l-Flasche, etikettiert als Jahrgangsbier und lange in der Flasche nachvergoren beeindruckt es mit einem Alkoholgehalt von 10,5% und einem kräftigen Aroma. Schon unmittelbar nach dem Einschenken steigen intensive und komplexe Fruchtaromen in die Nase, untermalt von deutlichen Hopfennoten. Auf der Zunge erweist sich das Bier als ausgewogen und rund, gleichwohl kräftig und durch seine Geschmacksintensität beeindruckend. Sehr schön, wie hier Malz- und Hopfenaromen mit den von der Hefe eingebrachten Fruchtnoten spielen, wettstreiten und um Dominanz kämpfen.
Ein Bier, das sich sicherlich auch länger lagern lässt und im Laufe der Zeit noch komplexere, rundere Aromen entwickeln wird. Ich ließ es darauf ankommen und erstand extra eine zweite Flasche zum Einlagern.
Fortsetzung folgt also.
Irgendwann…
Nachtrag 2. Mai 2015: „Irgendwann“, das war also heute. Ein Jahr ist vergangen; die eingelagerte Flasche Triple steht noch unberührt im kühlen, heimischen Keller.
Neben der obligatorischen Bierprobe (Pils sehr mild gehopft, trotzdem gut; Gold rund, leicht süßlich, süffig; Dunkel malzig und würzig; Weißbier leicht bananig, aber auch Gewürznelken und ein Hauch Kümmel; Zwickl ungefiltert, vollmundig, süffig) standen zwei weitere Biere auf dem Programm, und zwar der Frühlingsgruaß, ein goldenes, sehr vollmundiges und malzig-rundes Helles, und ein dunkler Bock, der für die Jahreszeit zwar nicht passte (Ein heller, hopfiger Maibock hätte es heute sein müssen!), aber mit seinem vollen, malzigen und schwerem Geschmack gewissermaßen einen zweiten Hauptgang unseres Abendmenüs darstellte.
Beide Kellnerinnen, die sich uns heute im Laufe des Abends angenommen haben, waren gerne bereit, ein wenig mehr über die Biere zu erzählen, und es wurde deutlich, dass man sich hier, beim Schäffler, gerne und mit viel Engagement der Bierkultur widmet. Ein großes Lob, zeigt es doch, dass man viele Jahrhunderte alte Tradition, immerhin gibt es den Brauereigasthof schon seit 1468, mit zeitgemäßen Interessen und neuen Entwicklungen problemlos in Ãœbereinstimmung bringen kann.
Der Brauereigasthof Schäffler ist täglich von 09:00 bis 24:00 Uhr durchgehend geöffnet; mittwochs ist Ruhetag (außer während der Weihnachts- und der Sommerferien in Bayern und Baden Württemberg). Man kann ihn zwar mit dem Linienbus erreichen, aber das ist schon eine recht zeitaufwändige Juckelei. Hier empfiehlt es sich, das Auto zu nehmen, auf dem großen gebührenfreien Parkplatz abzustellen und sich nach diversen Bieren ein Zimmer im angegliederten Hotel zu nehmen.
Brauerei Schäffler Hans-Peter Graßl KG
Hauptstraße 17
87 547 Missen / Allgäu
Bayern
Deutschland