Eigentlich ist es ja ein schönes Brauhaus, das Bönnsch, grundsätzlich gemütlich, sommers mit ein paar Tischen und Bänken draußen in der Bonner Fußgängerzone. Die typischen Bönnsch-Gläser sind witzig geformt, und das Bier schmeckt auch gut. Trotzdem hatten wir nach unserem Besuch am 24. Oktober 2005 eine Mordswut im Bauch so schlecht bedient sind wir schon lange nicht mehr geworden!
Es war nur wenig Betrieb, und das Personal war definitiv nicht ausgelastet, als wir vor dem Regen flüchteten und uns ein gemütliches Plätzchen im Innern aussuchten. Leider war genau dieses Plätzchen von irgendeinem der Gäste vorher großflächig verkrümelt worden, und so baten wir die Bedienung, doch eben mal über Tisch und Bank zu wischen. Während wir an einem anderen Tisch Platz nahmen, ging die gute Dame davon, ohne sich um unseren Wunsch zu kümmern. Auch nach anderthalb Stunden, als wir die Brauerei wieder verließen, hatte sich daran nichts geändert.
Genauso vergesslich erwies sich das Personal auch rund um die Bestellung, und später auch, als es darum ging, eine völlig labberige Haxe zu reklamieren. Keine krosse Kruste, nichts, nur wabbeliges Fett aber leider auch nicht so zubereitet, dass es als Eisbein hätte durchgehen können. „Ich sage dem Koch Bescheid!“, hieß es, aber dabei blieb es.
Zum Abräumen kam ein anderer Kellner, fragte uns „Hat es geschmeckt?“, verschwand aber, ohne unsere Antwort abzuwarten…
Wir versuchten tags drauf, mit der Leitung des Brauhauses per eMail in Kontakt zu kommen, beschrieben höflich unsere Unzufriedenheit, aber erhielten nie eine Antwort.
Fazit? Klar: Im Sommer jederzeit auf ein schnell gezischtes Bier, draußen, im Stehen. Aber zum Essen? Zum gemütlichen Hinsetzen? Nie wieder!
Nachtrag 28. April 2015: Fast zehn Jahre später war doch wieder gemütliches Hinsetzen angesagt. Mit einer Gruppe ausländischer Gäste, denen der Sinn nach deutscher Brauhaus-Gemütlichkeit stand, wurde ich in den Keller des Bönnsch gespült. En einem großen Tisch, direkt vor dem großen Panorama, auf dem mehr oder weniger bekannte und berühmte Bonner Persönlichkeiten in naiver Malerei verewigt sind, nahmen wir Platz.
Um es vorwegzunehmen: Der Eindruck heute war deutlich besser, wenn auch noch lange nicht perfekt. Das Personal war freundlich, blitzschnell und hörte bei den Bestellungen auch sorgfältig zu. Das Essen war in Ordnung. Keiner der Gäste hat sich beschwert, jeder war vergnügt am Essen, wenn auch das Preisniveau leicht über dem Schnitt der Bonner Altstadt liegt.
Ein bisschen Grund zur Enttäuschung gab das Bier. Laut Karte erwarteten uns drei Sorten.
Sorte 1, das klassische Bönnsch. Ein unfiltriertes Kölsch, das nicht Kölsch heißen darf, weil er erstens unfiltriert ist und zweitens nicht aus Köln oder einer der der Kölsch-Konvention beigetretenen Brauereien entstammt. Also Bönnsch. Zu hoch gespundet, etwas scharf, dafür flach in Geschmack und Aroma, und einige Gäste, mich eingeschlossen, glaubten, einen Hauch Säure zu spüren. Kann aber vom hohen Kohlensäuregehalt gekommen sein. Eher unzufriedene Gesichter.
Sorte 2, das Weizen. „Haben wir derzeit leider nicht!“, zeichneten sich ehrliches Bedauern auf dem Gesicht des Kellners, große Enttäuschung auf den Gesichtern der Gäste ab. Schlecht.
Sorte 3, das Saisonbier. „Das ist zur Zeit ein Märzen. Etwas dunkler, etwas malziger im Geschmack, mit leichten Karamellnoten!“, wusste der Kellner es zu beschreiben. Für heute die Versöhnung mit dem Brauhaus. Die Beschreibung stimmte. Einen Hauch dunkler, für ein klassisches Märzen gerade recht. Leicht trüb, stabile Schaumkrone. Ein Hauch von Karamell im Aroma. Malziger Antrunk, ein wenig vollmundiger als das Bönnsch. Ein Hauch mehr Körper wäre wünschenswert gewesen, ein Hauch mehr Hopfen, doch offensichtlich will man den an das kohlensäurescharfe und eher flache Bönnsch gewöhnten Stammgästen nicht zu viel zumuten. Eine glatte Drei als Schulnote wäre angebracht.
Wir tranken lange und viel, wie es bei solchen Gruppen üblich ist, und unsere ausländischen Freunde waren zufrieden.
Das Brauhaus Bönnsch ist täglich ab 11:00 Uhr bis tief in die Nacht durchgehend geöffnet, freitags und sonnabends sogar bis zum folgenden Tag, morgens um 03:00 Uhr. Sonntags wird erst mit dem Mittagsläuten um 12:00 Uhr geöffnet. Zu erreichen ist das Bönnsch problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln, es liegt am Eingang der Fußgängerzone, direkt gegenüber dem Stadthaus, somit von der gleichnamigen Haltestelle nur drei Minuten zu Fuß entfernt; ebenfalls nur drei Minuten sind es zum Busbahnhof am Friedensplatz. Wer partout mit dem Auto kommen möchte, findet in der Tiefgarage am Berliner Platz meistens einen Parkplatz und hat es ebenfalls nur drei Minuten weit.
Brauhaus Bönnsch Klein & Klein GbR
Sterntorbrücke 4
53 111Bonn
Nordrhein Westfalen
Deutschland