Die kleine Privatbrauerei Günther, oder vom spürbaren Willen, heute eigentlich kein Bier ausschenken zu wollen. So könnte man diesen Kurzbericht übertiteln…
Wir bummeln im Rahmen einer organisierten Tour durch Burgkunstadt. Hinter uns liegt eine ausführliche Besichtigung der Brauerei Leikeim, weiter vor uns ein nahrhaftes Abendprogramm, und direkt vor uns das hellblau gestrichene Gebäude mit der Aufschrift Brauerei Baptist Günther.
Ein fragender Blick zu unserem Stadtführer. Gibt es diese Brauerei überhaupt noch? Oder ist das nur eine längst verblichene Erinnerung an glorreiche Zeiten, so wie oben in der Oberstadt in der Brauerei Hellmuth? Ja und nein, heißt es. Die Brauerei Günther gebe es nach wie vor, und man habe vor den Toren der Altstadt, gar nicht so weit von hier, vor rund zehn Jahren ein neues, modernes Sudhaus errichtet. Nicht von beeindruckender Größe, aber doch schmuck und effizient. Hier, in der Kulmbacher Straße, sei nur noch der Ausschank, und da sei das mit den Öffnungszeiten ein wenig Glückssache.
Wir rütteln an der Klinke; es ist zu. Schade!
Für einen Moment lenkt uns der Stadtführer mit ein paar schönen Eindrücken aus der Unter- und der Oberstadt ab, erzählt Wissenswertes über Burgkunstadt und seine Menschen. Aber irgendwann meldet sich unser Durst und unser Interesse am Bier im Allgemeinen und an der Privatbrauerei Günther im Speziellen erneut.
Nach einer Weile haben wir den Stadtführer überredet, bei der Brauerei doch einmal anzurufen und vorsichtig anzufragen, ob man denn nicht angesichts von rund zwei Dutzend Biertrinkern mal für eine Stunde aufsperren könne. Ein gewisser Umsatz sei angesichts der schieren Anzahl von Gästen doch gewährleistet. Und siehe da, unserem hilfreichen Stadtführer scheint das richtige Zauberwort eingefallen zu sein und einem Sesam-öffne-Dich gleich öffnet der Brauereiausschank seine Pforten.
Die Wirtin macht zwar ein abschreckendes Gesicht und lässt uns spüren, dass es ihr nicht recht ist, am Sonnabend, spätnachmittags Bier ausschenken zu müssen, aber wir lassen uns die Biere gleichwohl schmecken. Ein kräftiges, recht vollmundiges Weißbier, ein schlankes Pilsener, ein ebenfalls recht schlankes Schwarzbier und ein sehr würziges, malziges und trotzdem spürbar gehopftes Lagerbier, das Bernstein, sind im Angebot. Alles aus der Flasche, nur das Bernstein aus dem Fass.
Wir mühen uns, alle Sorten zu verkosten, und bereits nach wenigen Gläsern ist das Fass mit dem Bernstein-Lager leer. „Nein, ein neues Fass werde sie nicht anstechen“, gibt uns die Dame deutlich zu verstehen. „Ab jetzt gebe es das Bernstein in Flaschen!“
Wir müssen es nehmen, wie es kommt. Ärgern uns ein wenig über die Attitüde, freuen uns aber auch über den Geschmack des Lagerbiers ein richtig schönes, süffiges und charaktervolles fränkisches Bier. So, wie es eigentlich schmecken soll.
Als wir nach guten anderthalb Stunden die kleine und urgemütliche Wirtschaft wieder verlassen, hat sich die Miene der Wirtin etwas aufgehellt. Nicht, dass sie jetzt ein Ausbund an Freundlichkeit und Herzlichkeit geworden wäre, aber immerhin ist ihr wohl bewusst geworden, dass es sich gelohnt hat, für diesen Umsatz anderthalb Stunden Zeit zu investieren.
Die Privatbrauerei Günther ist 1840 aus dem Burgkunstadter Kommunbrauhaus hervorgegangen; Johann und Georg Günther haben, so wie es in der Region damals üblich war, Bier für ihren eigenen Ausschank im Kommunbrauhaus produziert. Viel später, erst 1935 kam ein Eiskeller hinzu, in dem das Bier kühl gelagert werden konnte, und von Baptist Günther, der diese Investition getätigt hatte, stammt auch die Beschriftung der Alten Brauerei in der Unterstadt; allerdings ist erst 1952 hier tatsächlich ein eigenes Sudhaus errichtet worden.
Nach der Wiedervereinigung weitete sich das Einzugsgebiet der Brauerei nach Thüringen hinein aus, und so wurde es irgendwann auch notwendig, ein neues und moderneres Sudhaus zu errichten. Vor den Toren der Stadt steht es und wurde 2005 errichtet.
Die Privatbrauerei Günther kann nach Anmeldung besichtigt werden; die alte Brauerei, die jetzt als Brauereiwirtschaft dient, ist unregelmäßig geöffnet, hier hilft gegebenenfalls ein Anruf. Zu erreichen ist die neue Brauerei problemlos mit dem Auto; für den Ausschank empfiehlt sich eher ein schöner Spaziergang oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel.
Privatbrauerei Günther
In der Au 27
96 224 Burgkunstadt
Bayern
Deutschland