Eine kleine und unauffällige regionale Brauerei, außerhalb Ellwangens kaum jemandem bekannt, das ist die Ellwanger Rotochsen Brauerei. Und dabei hat sie doch eine jahrhundertelange Tradition…
Gegründet wurde die Rotochsen Brauerei bereits im Jahr 1680; sie war hervorgegangen aus einer Wirtschaft in der Mitte des Ortes Ellwangen, dem Roten Ochsen, den es bereits seit 1542 gab. Zunächst wurden Brauerei und Wirtschaft am gleichen Ort betrieben, aber in den fünfziger Jahren wurde es in der Innenstadt zu eng, und der Braubetrieb wurde 1960 in einen Neubau am Ortsrand verlegt. Seitdem wird unter der Adresse Alte Steige 4 gebraut, während unter der alten Adresse, Schmiedstraße 16, nun der Brauereigasthof Roter Ochsen betrieben wird.
Die Autobahn A7 ist mal wieder hoffnungslos zu gestaut, und anstatt mich jetzt ungeduldig auf das Lenkrad trommelnd an den Rand eines Nervenzusammenbruchs zu bringen, nutze ich doch lieber die Gelegenheit und fahre ab, suche mir Wege abseits des Staus und genieße das erste Grün in der Frühlingssonne. Na klar, dadurch verliere ich ein, zwei Stunden Zeit, aber es schont die Nerven und bietet Gelegenheit, Neues zu entdecken. Ellwangen, zum Beispiel.
Mitten im Ort steht der Brauereigasthof, ein wenig altmodisch und gutbürgerlich. Eine gute Gelegenheit für ein etwas verspätetes Mittagessen und ein kleines Bier dazu. Außer mir nur wenige andere Gäste. Die Stühle und Bänke aus dunklem, fast schwarzem Holz, auch das Fachwerkimitat an der Wand ähnlich dunkel. Die Tischplatten im Kontrast aus ganz hellem Holz. An der Wand eine riesige Sammlung alter Familienfotos in altmodischen Bilderrahmen.
Die junge Bedienung ist freundlich und schnell, bringt mir eine Portion Obazda und ein kleines Glas Edel-Export. Kräftig golden leuchtend, blitzblank filtriert, mit weißem Schaum steht es vor mir. Ein malziger Geruch, süßlich, keine Spur von Hopfenaroma. Genauso mild und süßlich auch im Antrunk. Rund, nicht zu hoch gespundet, ein Bier für große Schlucke. Klassische deutsche Braukunst. Solide und gut, aber eben auch nichts, was es nicht auch woanders gäbe.
Neben dem Export hätte ich auch noch Stiftsherren-Pils und Hefeweizen vom Fass haben können, oder Kristallweizen, dunkles Hefeweizen und jahreszeitgemäß auch noch Bockbier aus der Flasche. Eine recht ordentliche, aber sehr konservativ-bodenständige Auswahl. „Nein“, lehne ich dankend ab, „Ich muss doch noch fahren, und da sind 0,3 l eines normalen Biers zum kräftigen Essen das Äußerste!“ Die Kellnerin versteht und bringt die Rechnung.
Langsam rolle ich wieder aus der Stadt hinaus. Einen kleinen Abstecher möchte ich noch zur Brauerei machen, bevor ich auf der Autobahn wieder mein Glück versuche. Natürlich ist das Tor zu Brauerei schon geschlossen, es ist Freitagnachmittag, Wochenende. Aber über den Zaun sieht man das mittlerweile schon wieder altmodische, damals, 1960 aber neu errichtete Gebäude, und hinter den großen Fenstern sieht man auch die ebenso altmodischen kupfernen Sudkessel. Dunkeltürkisfarbene Fliesen, die großen Räder der Armaturen kupfer- und messingfarben. So, wie man damals halt eine Brauerei gestaltet hat, wie es seinerzeit Mode war.
Auch heute noch nett anzusehen; leider nur über den Zaun hinweg.
Während die Brauerei mit Informationen über mögliche Besuche oder Besichtigungen geizt und eine der minimalsten Websites präsentiert, die überhaupt möglich ist, zeigt sich der Brauereigasthof deutlich informativer und liefert ein paar mehr Daten aus der Geschichte der Brauerei.
Der Brauereigasthof Roter Ochsen ist täglich von 07:00 bis 24:00 Uhr geöffnet; sonntags erst ab 15:00 Uhr. Montags ist Ruhetag. Er liegt in der Fußgängerzone, man kommt aber mit dem Auto recht nahe heran, so man denn einen Parkplatz findet. Eine gute Option ist die Bahn; der Bahnhof liegt gerade einmal fünf Minuten zu Fuß entfernt.
Ellwanger Rotochsen Brauerei
Alte Steige 4
73 479 Ellwangen
Baden-Württemberg
Deutschland