Ein paar Kilometer oberhalb des Attersees, leider nicht mehr so idyllisch am Seeufer gelegen, sondern einfach nur im Ort Lenzing direkt an der Straße befindet sich die Gasthausbrauerei Leimer. Von außen recht schlicht; ein großer, asphaltierter Parkplatz direkt davor, ein weiterer rechts daneben, und die schlichte, graue Fassade entlang zieht sich ein dunkelorangefarbener Streifen mit den riesigen Lettern „Hotel Gasthausbrauerei“. Hübsch und romantisch ist anders.
Man sollte sich aber nicht von Äußerlichkeiten abhalten lassen, und auch nicht von dem etwas verkrampft touristisch-humoristischen Namen des italienischen Restaurants im Hotel, dem Leimonelli. Mir erschließt sich dieser hölzerne Humor nicht, aber ich habe jetzt trotzdem Hunger und Durst, habe noch viele Kilometer vor mir, es ist eine Brauerei, es gibt etwas zu essen, also hinein!
Ein bisschen unübersichtlich die Vielzahl von Schankräumen, aber nach einmal links und zweimal rechts abbiegen stehe ich schließlich doch in der Café-Bar Leimonelli, in der sich auch das kleine Sudwerk befindet. Ansprechend gemütlich ist es hier im Innern, so ganz anders als von außen, und wenn ich nicht vom Parkplatz, sondern direkt von der Straße gekommen wäre, so hätte ich auch nicht durch alle Gasträume irren müssen, sondern wäre direkt hier gelandet.
Ich suche mir einen kleinen Tisch, und im Nu kommt die freundliche Bedienung auf mich zugeschossen, gibt mir die Speisekarte und fragt mich, was ich denn trinken möchte. Drei Biere stehen in der Karte, ein viertes ist mit kleinen Kreidetäfelchen auf der Theke beworben. Ein Helles gibt es, ein Dunkles, ein Naturtrübes und als Saisonbier ein Bockbier. Gedankenverloren bestelle ich zunächst ein kleines Helles, nur um mich hinterher zu ärgern. Ich muss ja noch fahren, es muss bei einem winzigen Bier bleiben, und da wäre es doch gewiss besser gewesen, angesichts der wenig originellen Auswahl wenigstens das ungefilterte Naturtrübe zu probieren, wenn nicht gar ein ganz kleines Glas (0,2 l) des Bockbiers. Zu spät, die Bestellung noch zu korrigieren genauso schnell wie die Karte bringt die Kellnerin auch das Bier.
Golden funkelnd, klar filtriert steht es vor mir. Leicht malziges Aroma, sehr weich und mild, fast schon süßlich, ohne aber mastig zu sein. Ein unauffälliges Bier, ein typisch österreichisches Helles, wie man es hier in der Region gerne und in großen Mengen trinkt. Nichts Besonderes, aber sehr sorgfältig gebraut. Keine Aroma- oder Geschmacksfehler, und auch nicht, wie so oft in Gasthausbrauereien, viel zu jung ausgeschenkt. Nein. Für seinen Stil sehr gut.
Die Speisekarte bietet italienisch inspirierte Küche, viele Nudelgerichte. Wenn man möchte, findet man etwas Leichtes, das vor langer Weiterfahrt den Magen nicht belastet. Schön. Als die Nudeln kommen, sind sie nett dekoriert, der dazu gereichte gemischte Salat schwimmt leider in Essig hier hat es der Koch zu gut gemeint. Es schmeckt trotzdem.
Nachdenklich betrachte ich das kleine Sudwerk. Die Bierdeckel werben mit Leimer Bräu seit 1914, das wäre seit über hundert Jahren, und auch der Aufdruck auf den Gläsern rühmt sich: 100 Jahre Leimer Bräu. So alt sieht das kupferne Sudwerk, das mit violettem Licht auffällig in Szene gesetzt wird, nicht aus. Nagelneu ist es nicht mehr, man sieht Gebrauchsspuren, und es ist keine von den hypermodernen, auf optische Wirkung hin optimierten Brauereien, die in Glanz und Gloria erstrahlen, dem Betrachter den Atem , dem Braumeister aber die letzten Nerven rauben, weil auch nach gründlichstem Polieren immer noch ein kleiner Fingerabdruck mitten auf einer der Hochglanzflächen den perfekten Eindruck ruiniert. So schnell kann man gar nicht mit dem Poliertuch hinterher wischen, wie die Gäste wieder das polierte Kupfer betatschen und verschmieren.
Hier ist es anders. Kein Hochglanz, sondern eher Zweckmäßigkeit. Eine etwas ältere Anlage also, aber definitiv keine hundert Jahre alt.
Nein, sie ist erst knapp zwanzig Jahre alt, stelle ich fest. Der jetzige Wirt, Rüdiger Leimer, hat 1986 die Gastwirtschaft übernommen und 1997, vor neunzehn Jahren, hier die eigene Hausbrauerei eröffnet. Ja, diese Jahreszahlen passen schon besser zum Aussehen des Sudwerks. Und fast zwanzig Jahre als kleine Gasthausbrauerei, das ist ja auch schon etwas.
Die Gär- und Lagertanks befinden sich direkt unter dem Lokal, durch eine Glasscheibe kann man schemenhaft im Dunklen die Gerätschaften sehen. Leider entdecke ich nirgends einen Lichtschalter, kann nur ein paar Tanks, Rohre und Schläuche sehen.
Und so belasse ich es für heute bei einem kurzen Eindruck, mache mich wieder auf den Weg. Gutes, aber wenig originelles Bier, recht ordentliches (und preiswertes) Essen und ein sehr freundlicher Service. Und ein Wirt, der persönlich an den Tischen vorbeikommt und die Gäste nach ihrem Befinden fragt. Ganz alte Schule. Findet man nur noch selten.
Die Gasthausbrauerei Leimer ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet; sonnabends erst ab 17:00 Uhr. Kein Ruhetag. Von der Autobahn AÂ 1, Abfahrt Seewalchen, sind es fünf Minuten in Richtung Norden; Parkplätze gibt es ausreichend direkt vor der Tür.
Gasthausbrauerei Leimer
Atterseestraße 34
4860 Lenzing
Österreich