Pražský Most U ValšůPrahaCZE

„Der Apfelstrudel… Dieser Apfelstrudel… Der beste Apfelstrudel, den ich in meinem Leben gegessen habe…“, schwärmt meine Frau während der Straßenbahnfahrt zurück zum Hotel.

Nun ja, wegen des Apfelstrudels waren wir jetzt nicht wirklich in der Brauerei Pražský Most U Valšů eingekehrt, dafür hätte es in Prag genügend Kaffeehäuser gegeben, wahlweise im klassischen Wiener Stil oder hochmodern, aber ganz verkehrt ist es nicht, sich jetzt vorrangig an den Apfelstrudel zu erinnern. Das Bier hat dieses Gedenken heute nämlich nicht wirklich verdient.

Schade, eigentlich!

Wir hatten vor der kleinen Brauerei gestanden, uns die modernen Skulpturen angesehen, die als Logo und gewissermaßen auch als Corporate Identity der Brauerei dienen, und hatten uns dann in die gemütliche kleine Schankstube im Erdgeschoss gesetzt. Ein netter freundlicher Kellner, der sich herzlich um uns kümmerte.

MiniaturWir waren auch durch den etwas weitläufigeren Keller spaziert, durch die uralten Gewölbe dieses Prager Bürgerhauses, hatten das kupferne Sudwerk bestaunt, die stählernen Gärbottiche und Lagertanks, und die vielen urgemütlichen Sitzecken und -winkel erkundet, in denen sich kleine und große Touristengruppen vergnügten. Die Stimmung war toll, vielleicht ein wenig dicke Luft ob der vielen Menschen, aber oben im Schankraum war es ja ruhiger.

Das Motiv der seltsam unproportionierten Figuren vom Eingangsbereich außen wiederholte sich auch hier im Schankraum, an den Halterungen für das Geländer an der Theke, und immer wieder als Schmuck an den Wänden. Irgendwie witzig. Auf alle Fälle einzigartig.

Die Speisekarte hatte nur zwei Sorten Bier angeboten ein Helles und ein Dunkles, und natürlich hätten wir, wie fast überall in Tschechien, auch ein Řezane bestellen können, ein Verschnittenes oder Gemischtes, halb und halb. Aber erst einmal blieben wir beim puren Stil, ein Helles und ein Dunkles also für uns beide. Und dazu den schon erwähnten Apfelstrudel.

Ach ja, das Dunkle war noch halbwegs in Ordnung. Keine wirkliche geschmackliche Offenbarung, aber gut trinkbar. Der Röstgeschmack wirkte etwas aufdringlich, eher leicht angebrannt, verkohlt, als schön röstig, aber es war noch so weit akzeptabel. Das Helle hingegen hatte einen erbswasserartigen Beigeschmack, Dimethylsulfid vermutlich, was entsteht (beziehungsweise, korrekter, nicht verschwindet), wenn man die Bierwürze nicht lange oder nicht kräftig genug kocht. Nee, das war kein gutes Bier, nur mit einem gewissen Widerwillen tranken wir das Glas aus.

Schade so eine gemütliche Atmosphäre, so ein netter Kellner, so ein guter Apfelstrudel.

„Ach ja, der Apfelstrudel…“ Ich schaue meine Frau an, während die Straßenbahn langsam den Burgberg hoch rumpelt. „Der war in der Tat gut!“ Besser wohl, als in vielen Kaffeehäusern…

Die kleine Gasthausbrauerei Pražský Most U Valšů ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend geöffnet, sonnabends und sonntags erst ab 12:00 Uhr; kein Ruhetag. Sie liegt nur wenige Schritte vom Ostufer der Moldau entfernt und ist am besten mit der Straßenbahn zu erreichen, Haltestelle Národní Divadlo, Nationaltheater, Linie 17. Zweihundert Meter Fußweg.

Bilder

Pražský Most U Valšů
Betlémská 5
110 00 Praha
Tschechien

Die Kommentare sind geschlossen.