Schon von weitem sieht man das hypermoderne Sudwerk silbrig-glänzen. Während wir noch an der Rückseite der Gärten des Präsidentenpalasts durch die Dunkelheit stolpern, den Schlaglöchern und hochstehenden Gehwegplatten versuchen, auszuweichen, ohne uns die Knöchel zu brechen, und zwischen den wild geparkten Autos Slalom laufen, weist uns ein hell leuchtendes Fenster den Weg.
Fabrika The Beer Pub Å ichta, na ktorú sa budeÅ¡ teÅ¡iÅ¥ steht groß über dem hellen Fenster: Die Schicht, auf die Du Dich freust. Und in der Tat, auch wir freuen uns, in die Fabrik zu gehen. Eisekalt war es heute Abend in Bratislava, und nach unserem Stadtspaziergang sind wir durchgefroren. Aber für einen kurzen Moment halten wir noch inne, staunen durch die großen Fensterscheiben. Silbriger Schein, auf Hochglanz poliert wir sind fast geblendet von dem Sudwerk der Fabrika.
Angesichts des Namens Fabrika hätten wir jetzt eher ein nur leicht umgebautes Fabrikgebäude erwartet, einen tendenziell eher dunkel eingerichteten Club, etwas Underground-Atmosphäre, und insgeheim haben wir wohl auch befürchtet, dass man uns alte Säcke dort etwas merkwürdig beäugt hätte.
Aber weit gefehlt. Es ist zwar ein altes Fabrikgebäude, aber hier hat ein Investor richtig Geld in die Hand genommen und es in einen modernen Hotel- und Restaurationsbetrieb umgewandelt. Ein Loft-Hotel in den oberen Stockwerken und im linken Flügel, und ein großes Brauerei-Restaurant rechter Hand. Wir gehen durch die große Glasfront und betreten den riesigen Schankraum. Na klar, man hat die Fabrik-Anmutung schon gelassen. Unverputzte Ziegelwände, fast schwarzer Klinker, dünn gekalkt, so dass sich eine farblich neutrale Struktur ergibt. An den Decken laufen die Installationen für Strom, Wasser, Lüftung unverkleidet entlang, sind gerade einmal mit dunkler Farbe überstrichen, um sich etwas dezenter in die sonst zu unruhige Struktur einzufügen.
Und am Ende des Raums, an den Fenstern zur Straße hin, die kleine Brauerei. ZiP-Technologies, eine kleine Firma aus Ungarn hat hier ein echtes Meisterstück abgeliefert. Ich kann nicht beurteilen, ob die Konstruktion zweckmäßig ist, aber optisch ist sie beeindruckend. Links die Pfannen und Kessel und die zentrale Steuerung, rechts ein halbes Dutzend stehende und liegende Gär- und Lagertanks. Alles blitzblank poliert, alles vom gleißenden Licht der Scheinwerfer in Szene gesetzt. Und von einer Glaswand geschützt auf dass nur ja kein Besucher auf die Idee käme, hier Fingerabdrücke auf dem polierten Metall zu hinterlassen. Ich kann mich gar nicht sattsehen.
Der große Raum ist schon recht voll, und viele Tische sind reserviert, so dass wir nur am gegenüberliegenden Ende des Saals einen Platz finden. Panoramablick, aber keine Detail-Eindrücke vom Sudwerk.
Wir werfen einen Blick in die Karte. Fünf Fabrika-Biere werden angepriesen, das sollte zu schaffen sein. Dazu rustikale Brauhausküche, sehr lecker. Wir werfen einen Blick auf die Teller, die gerade an uns vorbeigetragen werden. Sieht richtig gut aus. Aber wir haben bereits gegessen, sind nicht wirklich hungrig. Schade. Bleiben wir also beim Bier.
Den Auftakt macht das zwölfgrädige Lager. Hell, leicht trüb, überraschenderweise ohne die Diacetylnote, die hier in der Region eigentlich jedes Bier begleitet. Stattdessen ein sauberer, glatter Geschmack. Ein geschmeidiges Allerweltsbier für den schnellen Durst. Es folgt das ebenfalls zwölfgrädige Weizen. Schöne Gewürznelkenaromen, ein Hauch von Kümmel, allerdings dann ein wässriger Antrunk und auf der Zunge ein kartonartiger Geschmack, als wäre das Bier stark oxidiert. Nee, das ist nix. Da haben wir schon bessere, rundere, vollmundigere Weizenbiere gehabt. Enttäuschend.
Das Dark Lager, 13° Stammwürze, sollte ja eigentlich ein bisschen kräftiger schmecken. Tut’s aber nicht. Ãœberraschend wässrig in der Konsistenz, dazu ein etwas unangenehmer Röstgeschmack, irgendwie etwas ranzig. Klingt schlimmer als es ist, eine Offenbarung ist das Bier aber trotzdem nicht.
Mit dem sechzehngrädigen Stout wird es langsam besser. Allein schon, wie es aussieht. Lustig perlen die winzigen Kohlensäure-Bläschen nach oben, aus dem milchig wirkenden Getränk wird nach und nach ein tiefschwarzes Bier. Vollmundig und samtig auf der Zunge, einzig das Röstaroma könnte noch einen ordentlichen Schlag kräftiger sein.
Und schließlich das American Pale Ale. „Now we are talking business“, würden die ätzenden Managertypen sagen, mit denen ich mich beruflich oft rumschlagen muss. Dummschwätzer, die weder wirklich wissen, was sie mir und meinem Arbeitgeber für ein Produkt andrehen wollen, noch wie sie es denn sprachlich angemessen anpreisen würden. Blöd also, dass mir diese dumme Wortwahl gerade jetzt durch den Kopf schießt. Also, stattdessen vielleicht: Na endlich, das ist doch ein ordentliches Bier! Ja, klingt besser. Ein schön aromatisch gehopftes Bier, nicht zu bitter, mit einem soliden Malzkörper, einer ansprechenden orangenen Farbe. Fein. Vierzehn Grad Stammwürze, noch nicht zu stark davon könnte man durchaus ein paar mehr Gläser trinken.
Die Bedienungen hier in der Fabrika sind, Männer wie Frauen, durchweg sehr aufmerksam und freundlich, der Service blitzschnell. Auf den Tischen stehen große Gläser mit Erdnüssen zum Pulen und Knabbern. Eine nette Aufmerksamkeit, die nicht viel kostet, aber einen guten Eindruck hinterlässt.
Insgesamt also, obwohl an der Qualität der Biere noch ein wenig gearbeitet werden muss, ein lohnender Besuch.
Fabrika The Beer Pub ist täglich ab 11:30 Uhr durchgehend geöffnet; kein Ruhetag. Das dazugehörige Loft-Hotel bietet modern eingerichtete, angemessen bepreiste Zimmer an, wenn man vom Bier zu viel erwischt hat. Zu erreichen ist die Brauerei problemlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln; die Bushaltestelle am Hodžovo Platz am Präsidentenpalast ist gerade zwei Minuten zu Fuß entfernt.
Fabrika The Beer Pub
Štefániková 4
811 05 Bratislava
Slowakei