Auf der Straße nach Süden. Herbst ist’s, die Welt ist bunt. Herbstbunt. Leichte Nebelschwaden stehen schon in den Tälern der Alpen, weiter oben ist es sonnig, und das Herbstlaub leuchtet in wunderschönen Farben. Der Diesel schnurrt, und so könnte es ewig weiter gehen.
Wäre da nicht jetzt nur Mittagszeit dieser unverschämte Hunger. Da vorne kommt eine Autobahnraststätte, heißt es vom Beifahrersitz, und ich ziehe tatsächlich raus. Aber nur, um in Ruhe zu prüfen, wo von hier aus der nächstgelegene Gasthof mit Brauereianschluss ist. Wahlweise auch gerne die nächstgelegene Brauerei mit Restaurant.
Villacher Brauhof, meldet Cortana, und auch eine detailliertere Suche auf den einschlägigen Seiten der Bierfanatiker bietet auf die Schnelle nichts Besseres, das in nur wenigen Minuten erreichbar wäre. Für große Schlenker querab zur Autobahn reicht die Zeit einmal wieder nicht.
Kurze Zeit später stehen wir vor dem Brauhof. Ein großer, etwas altmodischer Bau mit Biergarten, in dem ein paar hartgesottene Raucher in der nicht mehr so richtig wärmenden Herbstsonne sitzen. Uns zieht es lieber durch die unterschiedlich ansprechend gestalteten Gasträume hindurch bis in den Wintergarten an der Rückseite. Hell, sonnig, warm ist es hier. Schon herbstlich dekoriert, es hängen ein paar Dinge in warmen Braun- und Orangetönen von der Decke, die vorherrschende Farbe ist aber ein etwas vergilbtes Weiß.
Am Stirnende die Theke mit einer Reihe stählerner Zapfhähne so ziemlich das ganze Portfolio der Villacher Brauerei ist hier zu bekommen. Und auch das eine oder andere Bier aus einer anderen Brauerei des Verbunds Vereinigte Kärntner Brauereien AG.
Stramme Waden, die jedem bayerischen Stoa-Lupfer zur Ehre reichen würden, in einer krachledernen kurzen Hose stehen neben uns. Ich staune: Glattrasiert? Mein Blick wandert höher, trifft auf blonde Haare, Pferdeschwanz. Was wollt’na trinka? fragt die Kellnerin, der die Waden gehören, und ich entscheide mich für ein Oktober-Bier, ein kräftiges, recht dunkles und sehr mastiges Märzen.
Die Speisekarte bietet kräftige, regionale Brauhauskost. Gulasch mit Serviettenknödeln, beispielsweise. Oder ein halbes Hähnchen. Zerlegt und in einer daumendicken Panade gebacken. Mit Erdäpfelsalat. Rustikal. Eine hervorragende Grundlage, um einmal die Zapfhähne entlang zu trinken und das ganze Angebot der Villacher zu probieren. Aber es bleibt bei dem einen Märzen.
Fast, jedenfalls, denn es gibt auch noch ein Probierglas eines Degustationsbiers. Schleppe No. 1, aus der Schleppe-Brauerei in Klagenfurt, die ebenfalls zu den Vereinigten Kärntner Brauereien gehört. Ein aromatisch-hopfiges India Pale Ale. Sehr lecker. Na bitte, wenn sie sich Mühe geben, dann sind auch die größeren Brauereien durchaus in der Lage, feine und aromatische Spezialbiere zu brauen. Man muss nur wollen und als Manager den Mut haben, einen geschmacklichen Schritt nach vorne machen zu wollen. Und nicht immer nur am Flaschen- oder Etikettendesign drehen.
Gut gesättigt spazieren wir an der Villacher Brauerei entlang zurück zum Parkhaus. Viel zu sehen gibt es von außen nicht, und für eine Suche nach dem Eingang und für eine Frage nach einer eventuellen Besichtigung oder wenigstens einem Blick in das Sudhaus ist leider keine Zeit. Wir müssen weiter.
Und schon wenige Augenblicke später sind wir wieder auf der Straße nach Süden.
Der Villacher Brauhof ist täglich ab 10:00 Uhr durchgehend geöffnet, sonntags zum Frühschoppen sogar schon ab 09:00 Uhr; kein Ruhetag. Zu erreichen ist er am besten mit dem Zug; zum Bahnhof sind es nur fünf Minuten. Etwa 100 m entfernt befindet sich aber auch eine große Tiefgarage für die, die mit dem Auto kommen (müssen).
Villacher Brauhof
Bahnhofstraße 8
9500 Villach
Österreich
Vereinigte Kärntner Brauereien AG / Villacher Brauerei
Brauhausgasse 6
9500 Villach
Österreich