Düsseldorfs Hausbrauereien gibt es schon immer. Uralte Gebäude, jahrhundertelange Geschichte. Alte, aber gepflegte Kupferkessel, blank gescheuerte Tische, Stammgäste, die seit Jahrzehnten hier sitzen. Und vor allem eine eiserne Identifikation der Gäste mit „ihrer“ Brauerei man geht ins Uerige, zum Schumacher, in den Schlüssel oder zum Füchschen, und man schwört auf das dort gebraute Bier, auf die dort herrschende wunderbare Atmosphäre. Zur „Konkurrenz“ geht man höchstens mal im Ausnahmefall.
Völlig unmöglich, sich hier dazwischen zu drängen.
Oder doch nicht?
Es ist gerade einmal vier Jahre her, dass die Brauerei Kürzer eben dies versuchte: Fuß zu fassen in einer Umgebung, die diesbezüglich als extrem schwierig gilt und ein gewaltiges Beharrungsvermögen aufweist.
Und nach vier Jahren? Existiert die Brauerei Kürzer immer noch. Bringt frischen Wind, ein anderes Ambiente und vor allem! einen völlig anderen Altbiergeschmack.
Betritt man den Schankraum der Brauerei, so empfängt den Besucher postindustrielles Design. Teilweise nackte Wände, die Schanktechnik unverkleidet, einfache Holztische und stühle. Schlicht, schmucklos. Zeitlose Rockmusik läuft im Hintergrund, nicht zu laut. Die junge und freundliche Dame hinter der Theke bringt blitzschnell das hier gebraute Bier.
Es nennt sich zwar Altbier, aber wer Altbiergeschmack erwartet, wird vermutlich enttäuscht. Wer gegenüber Neuem aufgeschlossen ist, mag wohl begeistert sein. Das Kürzer Alt überrascht bereits mit seinem Duft. Fruchtige, estrige Aromen, etwas Himbeere vielleicht, Erdbeeren aus der Dose. Im Antrunk ebenfalls fruchtig bis süßlich, vollmundig, aber gleichzeitig spritzig. Und im Abgang statt der knackigen Bittere auch wieder eher fruchtige Aromen.
Ein leckeres und durchaus süffiges belgisches Brown Ale eher, als ein Altbier. Es erinnert an Palm Speciale oder vergleichbare fruchtige Ales unserer Nachbarn. Mutig!
Die Gäste trinken es und genießen es und der Genuss beginnt bereits beim Zapfen. Der Ausschanktank ist waagrecht über einem Durchgang in den hinteren Schankraum angebracht, die Leitung läuft direkt zur Theke hinunter und mündet in ein gläsernes Fass. In der Mitte ein stählerner Kühlkegel, das Bier plätschert um diesen Kühlkegel herum und wird aus diesem gläsernen Behälter direkt in das gedrungene, zylinderförmige Altbierglas gezapft. Sieht gut aus und sorgt dafür, dass das Bier exakt temperiert ist, ohne durch eine enge Kühlschlange geleitet zu werden.
Hinten im Saal steht das Sudwerk. Edelstahl, gebürstet, dezent matt. Nicht auf Schmuck, sondern auf Zweckmäßigkeit getrimmt. Eine Kette davor, „Zutritt verboten“, aber man kommt trotzdem beliebig nahe an die Gerätschaften heran. Links und rechts davon stehen jede Menge Fässer, und niemand stört sich daran, dass der interessierte Besucher sich jedes Detail genauestens anschaut.
Eine kleine Tür führt direkt in die Nachbarkneipe, in der das Kürzer ebenfalls ausgeschenkt wird die Gäste kommen und gehen, wechseln zwischen den Bars mit ihren unterschiedlichen Atmosphären und Räumen.
Das Essen im Kürzer ist rustikal. Burger mit Pommes, große Portionen. Lecker zubereitet. Prima.
Die Kurze Straße gehört zur Altstadt, mithin ist die Brauerei problemlos mit der U-Bahn zu erreichen (Haltestelle Heinrich Heine Allee). Geöffnet ist täglich ab dem frühen Abend.
Brauerei Kürzer
Kurze Straße 18-20
40 213 Düsseldorf
Nordrhein Westfalen
Deutschland