Wie einigen Bierjournalisten und -bloggern hat die Weißbierbrauerei Schneider Weisse in Kelheim auch mir zwei Flaschen ihres neuen Weizenbocks „Schneider Weisse TapX Mein Nelson Sauvin“ zukommen lassen, damit wir sie verkosten und besprechen. Dazu habe ich am 29. September ein paar Bierfreunde in das Cafe Abseits eingeladen: Mit dabei waren zwei Hamburger Aktivisten der Kampagne für Gutes Bier, Hannes Schulters, Braumeister, Biersommelier und Vorsitzende des Vereins Fränkisches Brauereimuseum in Bamberg und Martin Fischer vom Bierfilm.
Wir haben natürlich nicht nur das neue Bier von Schneider verkostet, sondern auch
- den Doppelbock „Gänstaller/De Molen/Narke Elevator“,
- den dunklen Fischer Bock aus der Brauerei Norbert Fischer in Greuth
- den „Silver City Whoop Pass Double India Pale Ale“, ein hopfenbetonter Doppelbock (9% vol. alc.) mit heimischem Hopfen der Sorten Cascade und Columbus. Die Northwest Brewing News hat es 2005 als Best Double IPA ausgezeichnet.
- den „Silver City Indianola Pale Ale“ (6.9% vol. alc) ist nach einer kleinen Gemeinde in North Kitsap benannt. Verwendet wurde Hopfen der Sorten Columbus und Cascade. Beide Biere hat mir Don Spencer, Braumeister der Silver City Brewery in Bremerton im amerikanischen Bundesstaat Washington ein paar Tage vorher mitgebracht.
Natürlich ging es bei dieser Verkostung nicht darum, diese Biere wertend zu vergleichen, da sie ganz unterschiedliche Bierstilen zuzuordnen sind. Aber soviel sei vorab schon einmal verraten: der Weizenbock aus Kelheim hat allen sehr gut geschmeckt und wir werden sicherlich noch die eine oder andere Flasche davon trinken.
Der Name „Mein Nelson Sauvin“ geht auf eine der beiden beim Brauen verwendeten Hopfensorten zurück. Neben der Hopfensorte Hallertauer Tradition wurde – meines Wissens erstmals in Deutschland – die Hopfensorte „Nelson Sauvin“ verwendet, die bislang nur in Neuseeland angebaut wird und die dem Bier ein fruchtig-weiniges Aroma verleiht. Zwei Gerstenmalze aus Riedenburg wurden eingebraut: die Sommergerstensorte Marte (40%) und das Weizenmalz der Sorte Hermann (60%). Neben der probierten Flasche (mit Flaschengärung) wurde dieser Weizenbock auch im Faß vergoren – bestimmt für die ABT-Biercafés in den Niederlanden, wo es als Jubiläumsbier im Oktober 2011 vom Faß ausgeschenkt wird. ABT ist eine Allianz von knapp 50 freien Bars in Holland, die hochwertige, nationale und internationale Bierspezialitäten ausschenken. Die Kooperation wurde 1986 gegründet.
Braumeister Hans-Peter Drexler beschreibt „Mein Nelson Sauvin“ es wie folgt:
„Mein Nelson Sauvin ist ein goldfarbenes Weissbier mit fruchtigem Charakter, das in die Richtung von kräftigem Weißwein wie Sauvignon Blanc geht und eine fein eingebundene Hopfenbittere im Ausklang bietet.“
Die Etikettengestaltung stammt von Georg Schneider:
„Ich will, dass das Etikett die Bieridee und den Geschmack transportiert. Darum habe ich mich für eine Hopfenrebe mit Dolden in den holländischen Nationalfarben entschieden und einen blau-weißen Hintergrund, der für den bayerischen Himmel steht.“
Das Nelson Sauvin ist ein Brauexperiment. Weitere Sude sind derzeit nicht geplant.
Vorab die technischen Daten dieses Bieres:
- Internationale Bitter-Einheiten: 25-30, also deutlich mehr als bei traditionellen Weißbiere süddeutschen Stils üblich.
- Kohlensäure: 6,5 g/l
- Alkohol: 7,3 Prozent vol. alc.
- Stammwürze: 16,8 Prozent
Die grüne 0,75 l-Schampagnerflasche ist mit einem Kronkorken verschlossen, der durch ein Halsetikett versiegelt ist. Das Flaschenetikett zeigt eine Hopfenrebe mit Dolden in den holländischen Nationalfarben vor blau-weißem Hintergrund, der den bayerischen Himmel repräsentieren soll.
Die Farbe ist honig-haselnuß-golden, leicht trüb, aber die Trübstoffe sind gut verteilt. Der Schaum ist weiß, fein und recht stabil.
Ich habe fruchtige Aromen gerochen wie frisch gemähtes Gras, weißen Trauben, Kiwi und Stachelbeere, abgerundet durch eine feine Weizenmalznote.
Man schmeckt im Antrunk Gewürze von der Hefe und fruchtig-weinige Hopfennoten vom Nelson Sauvin und im Abgang ein Mix aus fruchtiger Säure und feiner Bittere.
Unterm Strich handelt es sich um ein erfrischendes Weizenbier mit hoher „Drinkability“, das man aus gastronomischer Sicht auch Gästen empfehlen kann, die es nicht gewohnt sind, Bier als hochwertige Essensbegleitung zu genießen. „Mein Nelson Sauvin“ paßt gut zu kräftigen Vorspeisen wie eingelegtem Gemüse oder Parmaschinken, zu Pasta oder Fisch oder zu Desserts wie cremiger, reifer Käse oder einer Nachspeise mit vielen frischen Früchten.
Das hochwertige Design spiegelt den Preis, der bei uns im Café Abseits wohl bei ca. 15,00 Euro liegen dürfte. Im Schneider-Shop kostet die Flasche 13,50 Euro. In Sterne-Restaurants dürften sich Preise zwischen 30 und 40 Euro vertreten lassen.
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